Diözesanmuseum zeigt Stücke, die sonst nicht zu sehen sind
Weihnachten im Depot
Die traditionelle Ausstellung zu Weihnachten im Osnabrücker Diözesanmuseum hat in diesem Jahr einmaligen Charakter: zu sehen sind Krippen, die sonst nur im Depot des Museums stehen und die danach wieder eingelagert werden. Nicht bei allen ist die Herkunft komplett geklärt.
Was könnte man alles zeigen, wäre das Diözesanmuseum doch nur größer. Weil nicht alle Exponate in der Dauerausstellung präsentiert werden können, haben sich die Verantwortlichen des Museums in diesem Jahr für die traditionelle Weihnachtsausstellung etwas Besonderes einfallen lassen: Sie holen Stücke aus dem Depot, die sonst nicht zu sehen sind.
Die Ausstellung ist zwar in Osnabrück zu sehen, doch sie zeigt Exponate aus dem ganzen Bistum. Und sie macht noch etwas deutlich: Zwar gibt es zu jedem Stück eine Inventarmappe, in der aufgezeigt wird, aus welcher Gemeinde das Exponat stammt. Aber dahinter steckt noch manch unbekannte Geschichte, und Museumsdirektor Hermann Queckenstedt wünscht sich, dass hier und da noch geforscht würde, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. So wie zum Beispiel beim Relief aus Aurich.
Es stammt aus der St.-Ludgerus-Gemeinde, das ist sicher. Sicher ist auch, dass es Gerhard Lohmeier, der Vorsitzende des Krippenvereins Osnabrück-Emsland, einst von einem Schutthaufen holte. Es ist jedoch als Altarrückwand betitelt, und da kommen dem Museumsdirektor doch Zweifel. „Das müsste man mal recherchieren“, sagt er und blickt dabei sehnsüchtig in die Ferne. Denn zugleich sieht er die Arbeit, die hinter einem solchen Wunsch steckt – zumal Gleiches für viele der Exponate gilt.
Die kleinen Schilder am Rahmen wurden nicht entfernt
Eine Weihnachtsausstellung im Diözesanmuseum wäre aber keine Weihnachtsausstellung, wenn es nicht in erster Linie um Krippen ginge. 100 Jahre alt ist das Museum gerade geworden, deshalb stehen Krippen aus der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg im Mittelpunkt – Gerhard Lohmeier hat an der Zusammenstellung eifrig mitgewirkt. In der Zeit der Armut waren die Krippen oft aus Papier und ließen sich den Sommer über zusammenfalten und weglegen. Im Laufe der Jahre entwickelten sich Krippen für die massenhafte Herstellung erst aus Pappmachee, dann aus Gips. So wie die Krippe, die zum letzten Mal 1918 im Dom aufgestellt war, denn seit 1919 existiert für die Kathedrale eine neue. Die alte ist ein wenig abgestoßen, aber es war der Wunsch der Ausstellungsmacher, sie nicht aufzuarbeiten, sondern authentisch zu zeigen. Gleiches gilt für ein Altarbild aus Rhede/Ems. Die kleinen Schilder, die vor Jahrzehnten als Erläuterung an den Rahmen geschraubt wurden, zeigen, wie früher gearbeitet wurde. Heute wäre das undenkbar.
Die Ausstellung bleibt nicht bei Weihnachten vor 100 Jahren stehen. Sie präsentiert auch eine moderne Krippe aus den USA. Josef macht mit dem Handy ein Foto von sich und dem Jesuskind, die Heiligen Drei Könige kommen auf selbstfahrenden Rollern (Segways) daher und haben Pakete aus dem Versandhandel unter dem Arm.
„Hier entstehen schon die ersten Weihnachtsgeschenke“
Stolz ist das Museum darauf, dass erstmals nach sehr langer Zeit wieder zwei Seiten der „Heiligen Sippe“ zu sehen sind. Eine der Seiten ist frisch restauriert und zeigt Anna Selbdritt, die Gottesmutter sowie Jesus.
In den nächsten Tagen wird es im Museum wuselig dahergehen, wenn Kinder und Jugendliche aus der Umgebung Osnabrücks an museumspädagogischen Führungen teilnehmen. Dafür sind auch noch Termine frei, ebenso wie für Führungen für Erwachsene. Jessica Löscher bastelt mit den Kindern und weiß, „dass hier schon die ersten Weihnachtsgeschenke für die Eltern entstehen“. Mehr wird aber nicht verraten.
Matthias Petersen
Öffentliche Führungen am 16. Dezember (15 Uhr) und 27. Dezember (18 Uhr). Infos: dioezesanmuseum-os.de