Ausblick auf das Jahr 2020 im Vatikan
Wenige Termine, aber bleibende Aufgaben
Wie geht es 2020 im Vatikan weiter? Nach einem turbulenten Jahr stehen für die nächsten Monate kaum Termine fest.
Im Schnellüberblick stehen im päpstlichen Terminkalender für das kommende Jahr gerade mal fünf Termine fest: Ostern, Pfingsten, Weihnachten - und zuvor am 12. Januar die ebenfalls traditionelle Kindertaufe in der Sixtinischen Kapelle am Fest "Taufe des Herrn". Außerdem ist für Ende Februar schon lange ein Treffen katholischer Bischöfe aus dem Mittelmeerraum in Bari geplant. Dabei soll es um Friedens- und Europafragen gehen. Zum Abschluss der Tagung am 23. Februar wird Papst Franziskus in der süditalienischen Hafenstadt erwartet.
Das war's dann schon mit den festen Terminen: keine Synode, kein Krisengipfel, keine offiziell geplante Reise. Dennoch lässt der 83-jährige Papst, der zwar zuletzt etwas unsicher auf den Beinen war, ansonsten aber sehr entschlossen wirkte, einiges erwarten.
Dass Franziskus in den Irak reisen will, hat schon Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bestätigt. Allein die Sicherheitslage hält davon ab - wohl weniger den Papst selbst als die Organisatoren. Gleiches gilt für den Südsudan, dem Franziskus einen gemeinsamen Besuch mit dem anglikanischen Erzbischof Justin Welby von Canterbury versprochen hat. Zuvor jedoch sollten Präsident Salva Kiir und sein Kontrahent Riek Machar eine funktionierende Regierung der nationalen Einheit aufstellen und sich in den Dienst ihres nach Frieden lechzenden Volkes stellen.
Ansonsten wird über eine weitere Asien-Reise gemunkelt. Indonesien und Papua-Neuguinea werden genannt; das katholische Ost-Timor böte sich ebenfalls an. In Indonesien, dem Land mit der größten muslimischen Gemeinde weltweit, könnte Franziskus seinen in Nordafrika und Arabien begonnen Dialog mit dem Islam fortsetzen, aber auch auf Religionsfreiheit pochen. Papua-Neuguinea und Ost-Timor wären für das Thema Inkulturation spannend. Und alle zusammen sind vom Klimawandel betroffen.
Wohl kein Besuch in Argentinien
Spekulationen, 2020 werde Franziskus endlich seine Heimat Argentinien besuchen, sind inzwischen wieder verstummt. Genaue Gründe weiß kaum einer zu nennen. Was Lateinamerika darüber hinaus betrifft: Vermutlich zu Jahresbeginn wird der Papst sein mit Spannung erwartetes postsynodales Schreiben zur Amazonas-Synode veröffentlichen. Details sind noch unklar - was den Termin betrifft wie den Inhalt. Bis dahin gehen die Spekulationen weiter, etwa darüber, ob Franziskus auf den Vorschlag eingehen wird, auch verheiratete Männer ("viri probati") zu Priestern zu weihen.
Was das Kirchenoberhaupt zudem weiter umtreiben wird, ist seine Sorge vor einem neuen Weltkrieg, zumindest vor weiter zunehmender Gewalt - befeuert von wachsender Ungleichheit, den Folgen des Klimawandels und dem oft fahrlässigen Umgang mit der weltweiten Migration. Ansprachen, Reisen, Dokumente - alles wird er nutzen, um weiter wachzurütteln und Verantwortliche wie einfache Gläubige und alle Menschen guten Willens zu anderem Handeln und Lebensstil zu bewegen.
Umgekehrt werden andere Themen eher den Papst vor sich hertreiben: etwa der weitere Umgang mit Missbrauch, die Kurienreform und die Finanzen des Heiligen Stuhls. Im Februar soll sich der Kardinalsrat letzter Rückmeldungen zu einem erneuerten Entwurf der künftigen Kurienverfassung "Praedicate evangelium" annehmen. Schon Ende 2018 wurde erwartet, der Papst werde die Konstitution, in der bereits erfolgte Reformen festgehalten und einige neue angekündigt werden, bald im neuen Jahr veröffentlichen. Irgendwann 2020 sollte es endlich klappen.
Am 27. April hat sich Moneyval angesagt, der Expertenausschuss des Europarates für Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Dessen Mitarbeiter werden sich ein paar Tage lang im Vatikan umsehen und bereits angeforderte Unterlagen prüfen. Von dem abschließenden Gutachten hängt stark ab, ob der Vatikan als Finanzplatz sich von dem zuletzt angeschlagenen Ruf erholen kann.
Eine gute Note von Moneyval, die nicht garantiert ist, wäre indes noch keine Lösung anderer Finanzprobleme. Die Koordinierung der im Vatikan verteilten Kassen und Finanzströme, das strukturelle Defizit sowie zunehmende Forderungen von Spendern weltweit nach mehr Transparenz - all das wird Franziskus mit Mutmacherreden zu mehr Evangelisierung nicht klären können.
Will man über 2020 etwas hinausschauen: Am 22. Januar 2021 hätte Franziskus die Regierungszeit seines Vorgängers Benedikt XVI. eingeholt. Mit Johannes Paul II. wird ihm das kaum gelingen, dann müsste er 102 Jahre, 8 Monate und 13 Tage alt werden.
kna