Weniger Menschen spenden an Kirchen und Verbände
Weniger geben mehr
Die Zahl der Spender ist auf den niedrigsten Wert seit 2005 gesunken. Insgesamt blieb das Spendenvolumen aber stabil.
Keine gute Nachricht für gemeinnützige Organisationen und die Kirchen: Die Zahl derjenigen, die ihre Arbeit mit Geld unterstützen, geht weiter zurück. Von Januar bis September 2019 waren es rund 15,7 Millionen Menschen. Laut Deutschem Spendenrat, der seine Ergebnisse in Berlin präsentierte, sind dies im Vergleich zum Vorjahr rund 700.000 Personen weniger. Damit ist die Zahl der Spender und Wohltäter auf dem niedrigsten Wert seit 2005.
Insgesamt sei das Spendenvolumen in dem Zeitraum mit 3,3 Milliarden Euro aber stabil geblieben, so der Spendenrat. Im Vergleich zum Vorjahrestrend sei das Spendenniveau "um moderate 1,3 Prozent" gesunken. Die Prognose für das Gesamtjahr 2019 sei dennoch gut. Die durchschnittliche Spende lag bei etwa 35 Euro. 2008 lag dieser Wert lediglich bei 28 Euro. Die Marktforscher werten nur die Angaben von Privatpersonen aus. Erbschaften, Unternehmensspenden und Großspenden ab 2.500 Euro rechnen sie nicht mit.
Das heißt weniger Spender schultern fast den gleichen Betrag wie 2018. Besonders Menschen, die 70 Jahre oder älter sind, zeigen sich wohltätig: In dieser Altersklasse liegt die Spende mit 235 Euro deutlich höher. Ihr Anteil am gesamten Spendenaufkommen liegt bei 43 Prozent (1,3 Milliarden Euro). Menschen in Deutschland spenden etwa sechsmal im Jahr.
Die GfK analysiert für den Spendenrat jährlich eine repräsentative Dauerumfrage unter 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Den Hauptanteil der Spenden stellt demnach mit 75,3 Prozent wie im vergangenen Jahr die humanitäre Hilfe, dort maßgeblich die Not- und Katastrophenhilfe. Die langfristige Entwicklungshilfe habe hingegen Spendenrückgänge hinnehmen müssen.
Die GfK-Analystin Bianca Corcoran-Schliemann warnte vor der derzeitigen Entwicklung, besonders mit Blick auf den Unterschied in der Spendenbereitschaft zwischen den 50- bis 69-Jährigen und den über 70-Jährigen. Die Älteren geben demnach im Verhältnis besonders viel, die nachfolgende Generation deutlich weniger.
Insgesamt ein gutes Spenden-Jahr 2019
Man müsse Themen finden, um die Babyboomer für die klassischen Geldspenden zu gewinnen, sagte Corcoran-Schliemann. Obwohl es dieser Generation größtenteils finanziell gut gehe, denke sie mitunter mehr an sich selbst. "Trotz rückläufiger Spender-Zahlen gehen wir am Jahresende von einem guten Spenden-Jahr 2019 aus", so die Analystin. Auch mit einer "pessimistischen Schätzung" könne man mit rund 5,262 Milliarden Euro rechnen.
Der Fokus der Spender liege vermehrt auf internationalen Projekten. So ging demnach etwa 38,1 Prozent des Geldes an Organisationen, die sich weltweit engagierten. Das gespendete Geld konzentriert sich laut Spendenrat häufiger auf die "großen Player". Fast ein Drittel geht an die "Top 25"-Organisationen. Darunter Ärzte ohne Grenzen und der Bundesverband Lebenshilfe.
Ein "Spenden-Loch" machte auch der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not", Florian Ripka, aus. "Wir haben wohl zwei Generationen von Spendern etwas übersprungen". Es gebe aber einen "erfreulichen Zulauf von jungen Wohltätern", die "christliche Projekte und Werte unterstützen", so Ripka.
Insgesamt spricht der Spendenrat bei den Spenden an konfessionelle Organisationen von einer "zaghaften Trendumkehr": Allerdings lägen Zugewinne allein bei evangelischen Organisationen, während der Anteil der großen Kirchen und ihrer Hilfswerke ging ebenfalls weiter zurück - von mehr als 27 auf rund 23,7 Prozent. Davon entfielen 11,1 Prozent auf katholische und 12,6 Prozent auf evangelische Organisationen. Zugleich spendeten die Befragten nach eigenen Angaben aber absolut mehr Geld für kirchliche und religiöse Zwecke.
Katholische Organisationen mussten einen weiteren Rückgang hinnehmen. Spenden kommen demnach häufig von Menschen mit christlichem Bezug: Rund 62 Prozent der Wohltäter gehören laut GfK-Panel einer Konfession an. Dennoch nimmt auch diese Zahl weiter ab. 2013 waren dies laut Spendenrat noch 68 Prozent.
kna