Gottesdienst im menschenleeren Dom

Wenn die Gemeinde nicht antwortet

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Zum ersten Mal hat Bischof Franz-Josef Bode im Osnabrücker Dom eine Messe gefeiert, bei der außer dem Organisten, dem Kantor und dem Lektor niemand anwesend war. Die Messe wurde auf der Homepage des Bistums gezeigt und ist dort auch noch abrufbar.


"Der Herr sei mit euch", sagt Bischof Bode zu Beginn des Hochgebets. Aber es antworten nur der Lektor und der Kantor. Foto: Matthias Petersen

„Das hätten wir wohl nie gedacht, dass das mal passieren würde.“ Über den menschenleeren Domhof ist Bischof Franz-Josef Bode heute Morgen zum Dom gegangen – die meisten Osnabrücker scheinen sich inzwischen an die Vorgabe zu halten, ihre Wohnung nicht zu verlassen. In der Sakristei sind die Küster und drei Techniker versammelt, die für die Übertragung der Sonntagsmesse sorgen werden – ansonsten ist der Dom tatsächlich menschenleer. Der Bischof bespricht ein paar Einzelheiten mit Domzeremoniar Martin Rohner, der gleich die Lesung und die Fürbitten lesen wird. Derweil geht sich Domchordirektor Clemens Breitschaft einsingen, er wird gleich die Gesänge anstimmen. Schließlich gehört noch Domorganist Dominique Sauer dazu, der die Lieder begleitet und nach der Kommunion eine Improvisation spielen wird.

Schließlich legt der Bischof sein Gewand an, wird von einem der Techniker mit einem Funkmikrofon versehen und spricht dann das Gebet, das vor jeder Messe in der Sakristei gesprochen wird. Martin Rohner zieht an der Glocke am Eingang, die Messe kann beginnen.

Der Bischof begrüßt die Gemeinde an den Bildschirmen – im Dom selbst steht ihm niemand gegenüber. Ja, das sei ein eigenartiges Gefühl, sagt er im Anschluss. Aber es sei ihm durch den ein oder anderen Fernsehgottesdienst auch vertraut, denn dabei sehen ja neben der in der Kirche versammelten Gemeinde auch viele Menschen am Bildschirm zu. „Ich stelle mir dann immer einige konkrete Personen vor Augen, von denen ich sicher bin, dass sie jetzt vor dem Bildschirm sitzen.“ Und diese Vorstellungskraft sei eine große Hilfe, die Messe auch wirklich für die Gemeinde zu feiern.

Der Bischof betont im Nachgespräch, dass er ohnehin jeden Tag die Messe für die Diözese Osnabrück feiere. Ob öffentlich oder nicht. Das wolle er nun in den nächsten Wochen auch fortsetzen, so lange es nicht möglich ist, die Kirchen für den Gottesdienst zu öffnen. Zugleich lobt er die vielen Ideen, die in den Gemeinden des Bistums entstanden sind, um die Gläubigen in dieser Zeit der Corona-Krise zu begleiten. Viele Priester und Laientheologen stellen geistliche Impulse ins Netz oder übertragen Gottesdienste aus der vertrauten Kirche. Mancher Geistliche eröffnet auf diese Weise auch Blicke in sein Wohn- oder Arbeitszimmer.

Die Gottesdienste im Dom werden weitergehen. Montags bis freitags um 19 Uhr, sonntags um 11 Uhr. Immer übertragen auf der Homepage des Bistums Osnabrück. Dort können sie auch zeitversetzt angesehen werden.

Ein kurzes Video vom Gottesdienst finden Sie auf unserer Facebook-Seite

Matthias Petersen


Von der Sakristei aus wird die Technik gesteuert. Foto: Matthias Petersen