Ausstellung über letzten Besitz von KZ-Häftlingen
Wer bekommt den Ring zurück?
Eine Wanderausstellung mit Gegenständen, die KZ-Häftlingen gehörten, ist bis 17. Mai in Esterwegen zu sehen. Wie kann es gelingen, den „letzten Besitz“ den Familien zurückzugeben?
Die „Arolsen Archives“ und die Gedenkstätte Esterwegen haben im Emsland eine Open-Air-Wanderausstellung mit dem Titel #StolenMemory eröffnet. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von Inhaftierten der Konzentrationslager und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben. Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Überseecontainer auf dem Gelände der Gedenkstätte Esterwegen.
„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der „Arolsen Archives“ zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 600 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.
Unter der Überschrift „Gefunden“ geht es um persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Mit dem Smartphone können die Besucherinnen und Besucher über QR-Codes Videoporträts aufrufen, in denen die Angehörigen zu Wort kommen.
Jeder kann sich auf Spurensuche nach den Verfolgten und ihren Familien begeben
Unter dem Titel „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist auch: Jeder kann die „Arolsen Archives“ bei der Rückgabe der „Effekten“ unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben, denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2500 Personen aus ganz Europa auf.
Zwischen 1933 und 1945 unterhielt der NS-Staat im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 15 Lager, die als Teil des Systems von SS, Justiz und Wehrmacht Orte des NS-Terrors waren. Mehr als 20 000 Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern sind in diesen Lagern umgekommen. Die Gedenkstätte Esterwegen erinnert an die Opfer.
Es sei wichtig, die #StolenMemory-Ausstellung in Esterwegen zeigen zu können, sagt Landrat Marc-André Burgdorf, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen. Viele der „Effekten“ stammen aus dem KZ Neuengamme bei Hamburg, das Ende 1944 Häftlinge auch in die Lager Versen und Dalum zur Zwangsarbeit verlegte.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website kurze animierte Filme. Die ergänzenden Storys erzählen von individuellen Schicksalen. Die Filme wurden speziell für Jugendliche entwickelt und 2021 mit dem „Grimme Online Award“ in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet.