Anfrage
Wer darf in der Messe einen Bischofsstab tragen?
Vor einiger Zeit hielt Kardinal Müller im Mainzer Dom eine Messe ab und präsentierte sich mit einem Bischofsstab. Ich dachte bislang, dass es dem Bischof der Diözese vorbehalten ist, den Bischofsstab zu tragen. G. G., Undenheim
Die Regel ist tatsächlich, dass der Diözesanbischof den Hirtenstab in seinem eigenen Bistum trägt. Er kann aber auch im Einzelfall einem anderen Bischof erlauben, in seinem Bistum den Bischofsstab zu verwenden, wenn er einem feierlichen Gottesdienst vorsteht. Für den Weihbischof des Bistums gilt dies generell.
Genauso wird der Bischof einen anderen Diözesanbischof darum bitten, wenn er in dessen Bistum die sogenannten Pontifikalinsignien in einem feierlichen Gottesdienst tragen möchte. In der Regel wird eine solche Anfrage eines Bischofs gewährt. Für Brustkreuz und Bischofsring gilt dies nicht, diese können als Zeichen der Bischofswürde überall getragen werden, auch außerhalb des Gottesdienstes.
Es wäre auch möglich, dass der auswärtige Bischof die Kathedra benutzt, also den Bischofsstuhl, wenn der zuständige Ortsbischof im Einzelfall damit einverstanden ist.
Die Regelungen dazu stehen im „Caeremoniale episcoporum“, dem bischöflichen Zeremonienbuch. Darin heißt es: „Den Stab, das Zeichen des Hirtenamtes, trägt der Bischof in seiner Diözese; es kann ihn aber auch jeder Bischof verwenden, der mit Einverständnis des Ortsbischofs einen feierlichen Gottesdienst hält. Wenn mehrere Bischöfe an derselben Feier teilnehmen, trägt nur jener den Stab, der der Feier vorsteht.“ (Nr. 59)
Bei einer Bischofsweihe in der Kathedrale des Bistums trägt beim Einzug der weihende Bischof den Stab, beim Auszug (nur) der Neugeweihte, der dann ja auch Besitz von seiner Diözese ergriffen hat und am Ende des Gottesdienstes selbst Ortsbischof in diesem Bistum ist.
Besonderheit ist hier, wenn bei einer Bischofsweihe dem neugeweihten Weihbischof sein eigener Hirtenstab überreicht wird. Dann trägt er beim Auszug diesen Stab und ebenso der Hauptzelebrant – in der Regel ist das ja der Diözesanbischof.
Von Michael Kinnen