Wie geht es dir mit mir?

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Was hat uns einmal zusammengebracht? Was ist uns gemeinsam? Und was haben wir noch vor? Wenn Paare, die nach langen gemeinsamen Jahren „aus dem Gröbsten heraus“ sind, tut es gut, sich einmal diese Fragen zu stellen.

Susanna Hollmann und Ronald Beckmann bei Paarwochenende in Parchim
Sie sind dabei, wenn Intimes auf den Tisch kommt: Sunna Hollmann und Ronald Beckmann. | Foto: privat

Es sind die Jahre, in denen nichts Aufregendes passiert. Jedenfalls sieht es so aus. Das berufliche Fortkommen ist nicht mehr so wichtig, die materielle Basis gesichert. Das Haus ist gebaut, die Kinder sind flügge. Keine Hochzeit, keine Geburt, selten ein Umzug, vielleicht noch die Silberhochzeit als Familienfest. 

 „Lebensmitte“ kann man diese Zeit nennen, obwohl die Spanne – so etwa zwischen 40 und 65 Jahren groß ist. Die Lebensmitte stellt Paare vor eine Aufgabe, die nicht mit den Zielen der ersten Jahre – Kinder, Job – zu vergleichen ist. Und eben weil vieles so vertraut ist, spricht man wenig darüber. „Äußerlich läuft das normale Leben. Aber innerlich gibt es viele Fragen. Oft haben sich Hindernisse aufgebaut oder Verletzungen“, sagt Sunna Hollmann, Leiterin der katholischen Ehe- Familien- und Lebensberatung in Rostock. „Was an Nähe, Zärtlichkeit oder Gefühlen fehlt, wird nicht selten über die Kinder kompensiert. Aber eben nur, solange die Kinder im Haus sind.“ 

Deshalb wird für viele Paare die „Lebensmitte“ zur Zeit der Krise. „Der größte Teil der Paare, die in unserer Beratung Hilfe suchen, befinden sich in dieser Lebensphase“, berichtet Sunna Hollmann. „Wir haben es einfach totgeschwiegen.“ 

Diesen Satz hat die Psychologin schon oft gehört. Und deshalb gibt es seit Jahren ein spezielles Angebot für Paare in der Lebensmitte.  Ein Wochenende im Edith-Stein-Haus, in dem mehrere Paare zusammenkommen und sich fragen: Was hat uns einmal verbunden? Was ist das Besondere an unserer Beziehung? Wo wollen wir hin? Was sollten die nächsten Schritte sein? 

Solche Fragen könnten Frau und Mann sich auch im eigenen Wohnzimmer stellen. „Die Erfahrung zeigt aber: Im Kreis mit anderen ist es viel leichter zu sprechen“, sagt Sunna Hollmann. „Das ist nicht selbstverständlich. Man spricht ja nicht vor anderen über seine Eheprobleme. Aber in dieser Runde entsteht immer schnell eine große Vertrautheit. Allein weil jeder sieht – es geht nicht nur uns so, sondern anderen auch.“ In jedem Jahr können maximal acht Paare teilnehmen, mehr nicht. Sie gehen ihren gemeinsam zurückgelegten Weg durch. Die Erwartungen, die Gefühle, die Ängste, die erfüllten  und nicht erfüllten Wünsche kommen dabei zur Sprache. Es gibt ein Gespräch zu dritt – begleitet von den erfahrenen Eheberatern Ronald Beckmann und Sunna Hollmann. Es gibt spielerische Übungen zum Geben und Nehmen, zur Stellung zueinander – wo steht der andere neben mir? Und die Teilnehmer lernen Methoden, wie man miteinander sprechen und Gefühle ausdrücken kann. 

Das Paarwochenende besteht aber nicht nur aus „Probleme wälzen“. Die meisten Paare, so die Veranstalter, verlassen das Edith-Stein-Haus in bester Stimmung. Seit drei Jahren gibt es sogar im Herbst ein „Aufbauwochenende.“ Eine Wirkung hat das Treffen  aber schon, bevor es überhaupt begonnen hat, so Sunna Hollmann: „Denn wer dorthin fährt, sagt ja schon: Du bist es mir wert, dass ich mit dir zusammen solch ein Wochenende verbringe!“

Text: Andreas Hüser

Das nächste Paarwochenende findet vom 15. bis 17. März im Edith-Stein-Haus, Invalidenstr. 20, Parchim statt. Anmeldungen bis 8. März an die Katholische Familienbildungsstätte Lübeck, info@fabi-luebeck.de, Tel. 0451 / 47 99 29 81. Der Termin für 2020 steht schon fest: 20. bis 23. März, wieder im Edith-Stein-Haus.