Erfolgreiche Kirchensanierung

Wie im Paradies sollte es werden

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Kirche in Roßdorf
Nachweis

Der Hochaltar in der frisch sanierten Kirche in Roßdorf stammt von 1796. Markante Stuckaturen schmücken die Decke. Zu sehen ist die heilige Dreifaltigkeit. (Foto: Simone Fohsel)

Die Pfarrkirche im Amöneburger Ortsteil Roßdorf überraschte Besucherinnen und Besucher schon immer mit ihrer barocken Pracht. Jetzt ist die Kirche noch heller und freundlicher. Die Sanierung hat sich gelohnt.

Es lief alles nach Plan. Weder bei der Finanzierung noch beim Bau gab es Überraschungen. Die Katholikinnen und Katholiken im Amöneburger Land freuen sich über die Wiedereröffnung der renovierten Kirche Mariä Geburt und St. Johannes der Täufer in Roßdorf, am südlichen Rand der Region. Zwei Jahre lang wurde das barocke Gebäude saniert. Den Zeitplan hatte das Bistum vorgegeben. Die Gottesdienste fanden während der Arbeiten im Kircheninneren, im Freien oder in der Mehrzweckhalle im Ort statt. Die Kosten betrugen 1,8 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Kirchengemeinde, die seit 2022 zur Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land gehört, lag bei 600 000 Euro. Unterstützung kam vom Bistum Fulda mit 900 000 Euro und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit etwa 300 000 Euro.

Nun sei man für die Zukunft gut aufgestellt, sagt Marcus Vogler, leitender Pfarrer von St. Bonifatius Amöneburger Land. „Man betritt den Kirchenraum und kommt in eine andere Welt. Der Mensch soll in das himmlische Jerusalem mit einbezogen werden, einen bildlichen Vorgeschmack bekommen – das war auch die Architekturidee der Erbauer der Kirche und das ist sehr gut gelungen, finde ich“, sagt er. Reinhard Rausch, stellvertretender Verwaltungsrat und seit 38 Jahren Rendant, also Rechnungsführer, in Roßdorf ist der gleichen Meinung: „Die Farbgebung ist jetzt viel heller und freundlicher.“

Die denkmalgeschützte Roßdorfer Pfarrkirche wird 1615 erstmals als Marienkirche erwähnt. 1695 wird die alte Kirche abgerissen und durch einen spätgotischen Neubau mit Sakristei ersetzt. Anfang des 18. Jahrhunderts setzt sich der Barock in der Gegend rund um Amöneburg immer mehr durch. 1796 entsteht der heutige Hochaltar. Im Altarraum finden sich bemerkenswerte Stuckarbeiten. Die Darstellung der göttlichen Dreieinigkeit ziert das Chorgewölbe. Bogenförmig über dem Altartisch sind die Bildnisse der vier Evangelisten zu sehen. Die Spiegeldecke schmücken fünf Gemälde, die Szenen aus dem Leben Mariens zeigen.

Bei der Sanierung gab es nun einiges zu tun. Für alle Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen waren die letzten Jahre ein Kraftakt. Letztmals wurde die Kirche zwischen 1978 und 1980 renoviert. 2017 ließ das Bistum Glockenturm und Dach erneuern. Aus der Geschichte weiß man, dass die Kirche alle 40 Jahre einen frischen Anstrich bekam. Die Gemeinde wollte nun einen Renovierungsstau verhindern.

600 000 Euro hat die Gemeinde angespart

Gelungen ist das Projekt insbesondere, weil Kirchenteam, Architekt, Pfarrer und Verwaltungsrat sehr gut zusammengearbeitet haben. Da sind sich alle Beteiligten einig. Erhard Lauer, der sich sowohl im Bauausschuss wie im Kirchenteam engagiert, betont: „Die Wünsche der Kirchengemeinde standen stets im Vordergrund.“ Die Decken und Wände wurden neu gestrichen und Heiligenfiguren restauriert sowie neu vergoldet. Gemälde auf Putz und Leinwand, die mit der Zeit dunkel geworden waren, erstrahlen wieder hell. Heizung, Elektrik und die Beleuchtung wurden modernisiert und eine neue Lautsprecheranlage installiert.

Wichtige Punkte waren die Umwandlung der alten Sakristei, die vorher nur als Abstellraum diente, in eine Taufkapelle sowie die Schaffung von mehr Barrierefreiheit. „Der Taufstein wurde versetzt. Es ist ein wunderschöner Ort geworden. Da sind sich alle einig“, sagt Rausch. Für mehr Barrierefreiheit wurden im hinteren Teil der Kirche die Bänke gekürzt und teilweise durch Stühle ersetzt. Jetzt ist mehr Platz für Rollatoren und Rollstühle. Die flexibleren Stühle eignen sich gut für Veranstaltungen. Auch der Außenbereich wurde so umgestaltet, dass Besucher besser mit dem Auto vorfahren und die Kirche ohne Hürden betreten können. Die neue Sakristei wurde erweitert, damit dort jetzt eine behindertengerechte Toilette Platz findet.

Finanziert wurden die Renovierungsarbeiten vonseiten der Kirchengemeinde durch Rücklagen. „Das Geld war da. Sonst hätten wir das Projekt nicht stemmen können. Wir hatten ganz gute Einnahmen und haben sehr sparsam gewirtschaftet“, sagt Reinhard. Er ist froh, dass sie die neue Pfarrei nach der Fusion nicht mit der Finanzierung belasten mussten. Über Spenden oder einen Förderverein hätten sie die Summe nicht zusammenbekommen, denkt er. „In den 1970er-Jahren war das noch anders. Da wurde großzügig gespendet. Die Identifikation mit der Kirchengemeinde ist heute geringer“, vermutet Rausch. Die Modernisierung von Heizung und Elektro habe den größten Betrag verschlungen.

An zwei Sonntagen und zwei Werktagen im Monat wird nun Gottesdienst gefeiert in der neu sanierten Kirche in der Dorfmitte. Rausch denkt: „Die viele Arbeit, die vielen Termine haben sich absolut gelohnt. Die Kirche ist wunderschön geworden.“ 

Theresa Breinlich/km