Kirche und Corona (1)
Wie soll es weitergehen?
Auch wenn die Krise noch andauert - führende Köpfe im Bistum schreiben, welche der Corona-Erfahrungen sie beibehalten wollen und wie es mit der Kirche in Zukunft weitergehen kann. Das Statement von Katharina Abeln, Vorsitzende des Katholikenrats.
Die Einladung "Komm" reicht schon lange nicht mehr aus
Kirche in Corona oder Corona ohne Kirche? Wo stehen wir als Kirche in diesen besonderen und herausfordernden Zeiten? Konnten wir Hilfe und Antwort geben oder wurde Kirche nicht vielmehr abgelöst von gesellschaftlichen Aktionen, die in vorbildlicher Weise ein nachbarschaftliches Engagement und den allgemeinen Zusammenhalt geprägt haben?
Die steigenden Zahlen der Kirchenaustritte machen deutlich, dass viele Menschen gerade gehen! Die Gründe sind hierfür sicherlich sehr unterschiedlich, da lohnt es sich, ehrlich und interessiert nachzufragen.
Ein wichtiger Punkt, den wir als Kirche lernen sollten, ist, dass wir unseren Blickwinkel ändern müssen. Durch die coronabedingte Schließung der Kirchenräume ist mir noch einmal sehr deutlich bewusst geworden, dass die Einladung „Komm“ schon lange nicht mehr ausreicht. „Komm“ zum Gottesdienst, „Komm“ zu Gemeindeveranstaltungen, „Komm“ ins Gremium! Viele gute Ideen haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir zu den Menschen hingehen, dass wir zu einer aufsuchenden Kirche werden. Beispielhaft wurde in vielen Gemeinden in der Osternacht das Osterlicht in die Häuser gebracht. Musikgruppen spielten vor den Alten- und Pflegeheimen. Es wurden Briefe an ältere Gemeindemitglieder geschrieben. Impulse und Gebetsvorschläge wurden per E-Mail verschickt. Und auch Autogottesdienste, die vielleicht nicht ganz der gewohnten liturgischen Form entsprechen, boten vielleicht einen neuen Zugang für Kirchenferne.
Der erfahrene Lockdown, diese „Fastenzeit“ der vergangenen Wochen und Monate, kann ein Neubeginn sein für veränderte Formen in der Liturgie, in der Form der Kommunikation und des Gemeindelebens. Ein Neubeginn für die Glaubensweitergabe und den Glaubensaustausch innerhalb der Familie, in gewählten Hausgemeinschaften und in „Kleinen christlichen Gemeinschaften“.
Es ist vielleicht gerade jetzt die Zeit, dass wir nicht wieder zur gewohnten Tagesordnung zurückkehren, sondern innerhalb der Kirche, in den verschiedenen Gruppen der Gemeinde, aber vor allem mit denen, die sich immer mehr von Kirche entfernen, die vergangenen Wochen und Monate konstruktiv reflektieren. Haben wir in der Zeit der Kirchenschließung etwas vermisst? Und wenn ja, was? Wenn wir uns diesen Fragen stellen und sie ehrlich beantworten, dann bin ich mir sicher, dass wir lebendig, mutig und glaubhaft unseren Glauben leben und feiern und Gemeinde neu gestalten können.