Diskussion um den Karfreitag
Wie still soll der stille Feiertag sein?
Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag ohne Fußballspiele, Volksfeste und Partys. Manche halten das für überholt. Andere fordern Toleranz gegenüber den Christen. Wieder andere betrachten ihn als ein Geschenk, das allen nützt. Und wuseln doch zu Hause fleißig herum.
Umfragen sagen: Knapp die Hälfte der Bevölkerung findet es gut, dass der Karfreitag ein stiller Feiertag ist. Die andere Hälfte findet es entweder blöd, oder es ist ihnen egal.
„Es sind nur kleine Gruppen, die wirklich dagegen kämpfen“, sagt Felix Bernard, Leiter des katholischen Büros Niedersachsen in Hannover. Wie der „Bund für Geistesfreiheit“, der per Klage erzwungen hat, seine „Heidenspaß-Partys“ am Karfreitag feiern zu dürfen. „Klar, die wollen uns ärgern“, sagt Felix Bernard, „aber ich sehe das gelassen.“
Dennoch wird es in Zukunft darauf ankommen, den Wert eines stillen Feiertags auch für diejenigen einsichtig zu machen, die keine Christen sind. „Es geht nicht darum, irgendwem irgendwas zu verbieten oder nicht zu gönnen“, so Bernard. „Das besondere Wesen des Karfreitags ermöglicht viel- mehr etwas: eine kollektive Ruhe und
Entschleunigung.“
Aber nicht jeder will entschleunigen. Gerade junge Leute wollen es eher nicht. „Trotzdem glaube ich, dass der Karfreitag anschlussfähig ist“, sagt Dirk Bingener, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). „Sogar bei denen, die nicht glauben.“
Denn am Karfreitag, so Bingener, gehe es nicht nur um den Tod Jesu, sondern „grundsätzlich um Tod, Trauer und Leid“. Wenn man „den Schritt vom Leid Jesu zu den Leiden der Welt“ deutlich mache, dann hätten auch junge Leute ein Gespür dafür, „dass es gut ist, im Schweigen solidarisch zu sein und einen Ruhetag einzulegen“.
„Es entspricht dem Tag, dass es in der Stadt ruhig ist,
ass draußen viel weniger Lärm ist“
Aber wie still soll der stille Tag nun sein? „Es entspricht dem Besonderen dieses Tages, dass es in der Stadt ruhig ist, dass draußen viel weniger Lärm ist als sonst“, sagt Felix Bernhard. So viel Toleranz gegenüber den Christen müsse schon sein. Ohne sie gäbe es diesen Tag schließlich nicht.
Wer das aber von der Gesellschaft einfordert, muss sich auch fragen, wie er selbst den Tag lebt. „Für mich ist er sehr von der Liturgie geprägt“, sagt Bernard, der in Osnabrück einen ökumenischen Karfreitagsgottesdienst mitgestaltet. „Wenn man vorher zu Hause alles Mögliche macht und schafft, bringt man diese Unruhe auch in den Gottesdienst hinein.“
Hausputz, Eier färben, Osternester backen – für viele ist der Karfreitag ein Vorbereitungstag. „Das hat auch damit zu tun, dass er katholisch betrachtet kein gebotener Feiertag ist“, sagt Felix Bernard. In dieser Hinsicht habe man aber von der evangelischen Kirche gelernt. „Tod und Leben gehören zusammen. Deshalb halte ich es für wichtig, die Todesstunde nicht einfach zu überspringen und erst Ostern wieder mitzufeiern.“
Ein Tag ohne Lärm, ohne die Informationsflut im Fernsehen oder den sozialen Medien, ohne Hausarbeit und Gewusel – das ist auch für die, die öffentlich einen stillen Feiertag wollen, privat eine echte Herausforderung.
Von Susanne Haverkamp