Was uns diese Woche bewegt

Wieder an der Uni!

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Zum Lernen ist man nie zu alt, finde ich. Auch ich nicht mit meinen schon fast 64 Jahren. Daher habe ich mir kürzlich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und bin in das „Studium im Alter“ in Münster eingestiegen – 40 Jahre, nachdem ich meine letzten Vorlesungen in Geschichte und Geografie genau dort gehört habe. Aber im Gegensatz zu damals muss ich jetzt keine Klausuren mehr schreiben, keine Hausarbeiten abgeben oder Referate halten. Ich kann mich einfach hinsetzen, lauschen, mir Notizen machen und vielleicht auch mal mitreden. Diese Freiheit, ganz ohne Druck neues Wissen aufzunehmen und altes aufzufrischen, genieße ich sehr – es bringt mein Gehirn auf Trab (auch wenn ich zuweilen manchen für mich fremden wissenschaftlichen Ausdruck erstmal googeln muss) und hält mich auf dem Laufenden für aktuelle Diskussionen.

In diesem ersten Semester habe ich mich für drei Vorlesungen entschieden: zum Teil online, zum Teil in Präsenz. Eine Reihe dreht sich um das Thema Demokratie, von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet. Bisher ging es zum Beispiel um eine zeithistorische Einordnung der Parteiendemokratie, wie wir unsere Staatsform in Krisenzeiten schützen können, und vor einigen Tagen um die Gefahren für die Demokratie durch Desinformationen im Internet. Das Interesse ist enorm: Bei dieser Ringvorlesung sitzen bis zu 600 Leute vor dem Computer, und im Chat geht es meist lebhaft zu. Bei den anderen Veranstaltungen befassen wir uns mit dem Thema Kolonialismus und dem Komplex Wald, Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. 

Ganz am Anfang hatte ich mich auch für eine Vorlesung aus dem regulären Vorlesungsprogramm angemeldet, die gut zu meiner Arbeit beim Kirchenboten gepasst hätte: „Judentum, Christentum und Islam in Europa“. Aber genau wie ich fanden so viele „Alte“ dieses Thema so interessant, dass der Raum in Münster aus allen Nähten platzte. Wir saßen gerade fünf Minuten und mussten dann wieder raus, weil natürlich die Regelstudierenden Vorrang hatten. Klar war ich enttäuscht, aber vor dem Gebäude sprach mich dann eine Dame aus Meppen an – wir kannten uns von einem Kibo-Termin –, die die Vorlesung auch gern gehört hätte. Wir haben dann in Ruhe einen Kaffee zusammen getrunken, das war auch schön! Und ich hoffe, dass das Thema im nächsten Semester noch mal angeboten wird
 

 

Petra Diek-Münchow