Neue Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands
"Wir Frauen müssen dranbleiben"
Die neue Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Osnabrück ist Gabriele Joachimmeyer. Ihre Ziele für den Verband verfolgt die 57 Jahre alte Juristin aus Lengerich mit freundlicher Hartnäckigkeit.
„Beharrlich, versiert, mit einem pragmatischen Sinn für das Machbare“: So hat einer ihrer Weggefährten einmal Gabriele Joachimmeyer beschrieben. Diese Eigenschaften bringt sie nun in ihr Amt als kürzlich neu gewählte Vorsitzende der kfd im Bistum Osnabrück ein. Die Marschrichtung ist dabei klar für sie: „Kirche muss sich verändern. Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, sagt die 57-Jährige sehr bestimmt. Wobei sie sich ausdrücklich als Teamplayerin versteht, „mit allen Frauen in unserem Vorstand und Verband“ (siehe „Zur Sache“). „Nicht allein, nur zusammen können wir etwas bewegen.“
Im Team mutig etwas nach vorne bewegen: Mit diesem Anspruch ist Gabriele Joachimmeyer auf ihren beruflichen und ehrenamtlichen Arbeitsfeldern unterwegs. Geboren und aufgewachsen im emsländischen Lengerich, studiert sie nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Osnabrück und kommt danach „sehr gerne“ in ihre Heimat zurück. Heute arbeitet sie als Rechtsanwältin in einer Kanzlei in Lengerich, außerdem als Juristin für die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Niedersachsen. Diesen Verband leitet sie seit dem vergangenen Jahr als Vorsitzende – kennt sich daher mit den Anliegen auch der kirchlichen Schulen im Bistum aus.
Daneben engagiert sich die dreifache Mutter ehrenamtlich: jahrzehnte lang in den Elternbeiräten des örtlichen Kindergartens und später im Gymnasium Leoninum in Handrup. Auch in der Kirchengemeinde St. Benedikt macht sie aktiv mit: als Katechetin bei Erstkommunion und Firmung, als Lektorin in den Gottesdiensten, bei ökumenischen Projekten.
"Nicht abschalten, sondern umschalten"
Und seit 1992 bei der Frauengemeinschaft in Lengerich. „Die ist mein Anker“, sagt sie. Bald nach der Geburt der ersten Tochter tritt sie in den Verband ein. Zuvor voll berufstätig, sucht die junge Mutter den Austausch und Kontakt mit anderen Frauen aus dem Dorf. Mit Hilfe der kfd gründet sie die erste Krabbelgruppe in St. Benedikt. An diesen „Babyfrühschoppen“ denkt sie noch heute gerne zurück, einige der Frauen sind zu Freundinnen geworden. Später organisiert sie unter anderem Bildungsfahrten für Frauen und arbeitet im Team für den Weltgebetstag mit. Ein gutes ökumenisches Miteinander ist der 450 Frauen starken Ortsgruppe wichtig. Das kommt offenbar gut an. Sogar die evangelische Pastorin ist Mitglied in der kfd.
Seit 2016 ist Joachimmeyer Teamsprecherin der kfd Lengerich, seit 2018 stellvertretende Diözesanvorsitzende. „Viele positive Erfahrungen in einem tollen Team“ hat sie dabei nach eigener Aussage gemacht. Die Gemeinschaft von manchmal ganz unterschiedlichen Frauen zu erleben und dabei gleichzeitig zu spüren, dass alle mit ähnlichen Idealen und Werten unterwegs sind – das fasziniert sie immer wieder.
Ein Ziel bleibt dabei wichtig: „Dass die Belange der Frauen in der katholischen Kirche ausgesprochen, gehört und eingefordert werden.“ Die Emsländerin versteht die kfd deshalb ausdrücklich als (kirchen)politischen Verband, der „heiße Eisen“ wie den Diakonat und das Priestertum für Frauen anpackt. Auch die neue Vorsitzende trägt das purpurrote Kreuz am Kragen – das symbolisch für die Forderung der kfd nach Reformen und einer wirklich geschlechtergerechten Kirche steht. „An dem Thema müssen wir Frauen dranbleiben“, sagt sie. Und weiß, dass viele sich längst mehr und schnellere Fortschritte wünschen – vielleicht frustriert daran denken, der Kirche den Rücken zu kehren.
Aber zu resignieren oder gar aufzugeben, das kommt für sie nicht infrage. „Nicht abschalten, sondern umschalten“– dieses Motto wiederholt sie mehrfach. Sie hofft, mehr jüngere Frauen für den Verband begeistern zu können, auch durch andere Wege und Angebote als bisher. Wie zum Beispiel durch das Projekt „kfd kann digital“. Schon seit Beginn der Corona-Krise bietet der Verband dabei Schulungen für Videokonferenzen an. Nicht nur für Vorstandsfrauen oder Teamtreffen, sondern für jedes interessierte Mitglied. Wenn dadurch die 80-jährige Seniorin lernt, über „Zoom“ mit ihrem 20-jährigen Enkel zu sprechen, ist das praktische Lebenshilfe durch die kfd.
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
Neben Gabriele Joachimmeyer (Lengerich/Emsland) als Vorsitzende sind auch Katharina Münster aus Dörpen und Birgit Werner aus Quakenbrück (beide stellvertretende Vorsitzende) sowie Maria Grote aus Clusorth-Bramhar und Mechthild Schwank aus Bad Bentheim (beide Beisitzerin) in den Diözesanvorstand gewählt worden. Geistliche Begleiterin ist jetzt Kerstin Kröger, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Börger, Neubörger, Surwold-Börgermoor und Surwold-Börgerwald.
Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat im Bistum Osnabrück insgesamt etwa 40 000 Mitglieder in 208 Ortsgruppen sowie gut 160 Einzelmitglieder. Die größte Ortsgruppe gibt es mit über 1100 Frauen in der St.-Andreas-Gemeinde in Emsbüren.
Anregungen für den Diözesanvorstand können an diese E-Mail-Adresse geschickt werden: kfd@bistum-os.de
Weitere Informationen zur Arbeit der kfd gibt es hier