Junge Leute beraten im Stiftungsrat der Schulstiftung mit
"Wir fühlen uns hier erwünscht"
Foto: Petra Diek-Münchow
Zum ersten Mal sitzen im Stiftungsrat der Schulstiftung auch junge Leute aus der Schülerschaft. Saskia Brörmann, Emir Zekeriya Can und Julia Lenger wollen sich dort rege zu Wort melden – und so die Interessen der Schülerinnen und Schüler an den 21 Stiftungsschulen vertreten.
Dass im Stiftungsrat, dem wichtigsten Entscheidungsgremium der Schulstiftung im Bistum, nun auch Schülervertreterinnen und -vertreter mitreden können, ist ein Novum. Eines, das Saskia Brörmann, Emir Zekeriya Can und Julia Lenger sehr begrüßen. Die drei hatten sich aus der Riege der Schülersprecherinnen und Schülersprecher an den 21 Stiftungsschulen für dieses Amt beworben und waren nach einer Vorstellungsrunde gewählt worden.
Sich ehrenamtlich im Stiftungsrat zu engagieren, dort für die Schülerschaft mitzudenken und mitzudiskutieren – das ist für Julia Lenger Teil demokratischer Beteiligung und zugleich eine Art Verpflichtung. „Ich möchte an dieser Stelle Verantwortung übernehmen. Wenn man nichts unternimmt und nichts sagt, kann man nichts ändern“, sagt die 17-Jährige ganz grundsätzlich mit Blick auf ihre Generation.
Mitreden und sich für andere einsetzen – dafür stehen die drei jungen Leute schon länger ein. Alle waren bereits mehrere Jahre als Klassensprecherinnen und -sprecher aktiv, zeichnen jetzt an ihren jeweiligen Schulen als Schülersprecherin und -sprecher und engagieren sich auch andernorts. Julia Lenger besucht die elfte Klasse des Papenburger Mariengymnasiums, macht bei Amnesty international und im Schachsport mit. Saskia Brörmann (21) absolviert am Marienheim in Osnabrück eine Ausbildung zur Erzieherin – engagiert sich für Menschen mit Behinderung und erst kürzlich bei der „Friedenskette“ zwischen Münster und Osnabrück. Emir Zekeriya Can geht zum Missionsgymnasium Bardel bei Bad Bentheim. Neben der Schülervertretung engagiert er sich als Bundeslandskoordinator für Niedersachsen bei der Initiative Jugendparlament, als Jugendleiter beim Luftsportverein Lingen und bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Stimmungslage erkunden durch Videokonferenzen oder auf Umfrageplattformen
Der 16-jährige Emir bringt es auf den Punkt, warum ihm und seinen zwei Mitstreiterinnen die Schülervertretung wichtig ist: „Ich möchte gerne die Schule zu einem Ort machen, wo die Schülerinnen und Schüler sich wohlfühlen.“ Und das gilt auch für ihre zweijährige Amtszeit im Stiftungsrat: um Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu können, um aktiv mitzubestimmen.
Wie ihre Aufgaben dort aussehen? Das geht weit über die Konferenzen des Stiftungsrates alle zwei bis drei Monate an wechselnden Schulen hinaus. „Es steckt vor allem viel Arbeit dahinter“, sagt Saskia Brörmann. „Wir vertreten ja nicht nur die Schülerschaft unsere eigenen, sondern aller 21 Stiftungsschulen.“ Deshalb versuchen die drei regelmäßig, die Stimmungslage bei den gut 40 Schülersprecherinnen und -sprechern einzuholen: durch Videokonferenzen, eine Messenger-Gruppe und interaktive Umfrageplattformen.
Dort fragen sie nach Themen und Problemen, die die jungen Leute an den Grund- und Oberschulen, den Gymnasien und Berufsbildenden Schulen gerade umtreiben: seien es Bauprojekte, die Unterrichtsversorgung, die Ausstattung und auch schulpolitische Anliegen. „Das ist manchmal schon herausfordernd, aber wir müssen ja wissen, wo wir ansetzen sollen im Stiftungsrat“, sagt Julia Lenger. Allen dreien geht es nicht um persönliche Profilierung oder, wie es Emir Zekeriya Can formuliert, „dass mein Name groß im Bistum herumgeht. Ich mache diese Arbeit nicht für mich, sondern für alle Schülerinnen und Schüler“.
Auch wenn sie, genau wie die Eltern, Schulleiter und die Mitarbeiter nur beratende Mitglieder im Stiftungsrat sind, sieht Saskia Brörmann in der Teilnahme an den Sitzungen einen großen Gewinn. „Es gibt der Schülerschaft viel Transparenz durch uns, dabei zu sein, wenn Beschlüsse gefasst werden“, sagt sie. „Wir können die Sicht der Schülerinnen und Schüler, ihre Perspektiven auf bestimmte Themen einbringen und deutlich machen. Das ist viel wert.“ Und diese Chance nehmen die drei ausgesprochen ernst.
Haben sie denn den Eindruck, dass sie auch ernst genommen werden? Da stimmen alle ausdrücklich zu. „Überraschenderweise ja“, sagt Julia Lenger, als hätte sie vorher anderes erwartet. Auf Fragen, so erzählen die drei, bekommen sie direkt eine Antwort. Das Gremium hört ihnen zu und hört sie vor Abstimmungen an. „Wir werden wahrgenommen und fühlen uns hier erwünscht“, findet Saskia Brörmann und hat durchaus den Eindruck, dass ihre Wortmeldungen auch in Entscheidungen einfließen. „Wir arbeiten durch alle Altersstufen sehr respektvoll in diesem Gremium zusammen.“
Es ist doch ein gutes Gefühl, mitwirken und vielleicht etwas verändern zu können
Was sie sich trotzdem noch wünschen? Mehr Vernetzungstreffen aller Schülersprecherinnen und -sprecher. „Nicht nur zu den Wahlen, sondern regelmäßig. Das würde die Motivation der Schülervertretungen sicher noch erhöhen“, meint Saskia Brörmann – auch wenn das vielleicht die eine oder andere Unterrichtsstunde kostet. Zudem appellieren sie ganz grundsätzlich an junge Leute, sich für ihre Belange und Themen einzusetzen: sich mehr dafür zu interessieren, was um ihn oder sie herum passiert. „Eben dafür, wofür man brennt und was einem wichtig ist“, sagt Julia Lenger. „Es ist doch ein gutes Gefühl, mitwirken und vielleicht etwas verändern zu können.“
Sie selbst erfüllt solches Engagement mit großer Zufriedenheit. Es macht ihr Freude, Informationen zu sammeln und andere Meinungen zu hören, daraus zu lernen und gegebenenfalls zu handeln. Saskia Brörmann nimmt aus jedem Projekt, an dem sie sich beteiligt, etwas mit: neue Impulse und Gedanken, neue Kontakte und Vorbilder. Ob sie selbst eines ist, da hält sich die 21-Jährige zurück. „Aber wenn ich durch meine Arbeit andere junge Leute inspirieren kann, das würde mich schon freuen.
Zur Sache
Die Schulstiftung im Bistum Osnabrück ist Schulträger von 21 Schulen, die von gut 13 300 Schülerinnen und Schülern besucht werden.
Das oberste, beschlussfassende Organ ist der Stiftungsrat. Dazu gehören als stimmberechtigte Mitglieder Ulrich Beckwermert, Christiane Hölscher, Kerstin Gäfgen-Track, Vera Goebel, Franz Loth, Bernhard Stecker und Mechtild Weßling.
Mit beratender Stimme sitzen zwölf weitere Männer und Frauen in dem Gremium. Dazu gehören neben Saskia Brörmann, Emir Zekeriya Can und Julia Lenger auch Vertreter und Vertreterinnen der Mitarbeiterschaft, der Eltern und der Schulleitungen.