„Wir können etwas ändern“

Béatrice Bossart verstärkt das Team von „Fratello“. Dies ist ein Kooperationsprojekt der Hamburger Caritas und der Katholischen Akademie. Die Themen Armut und Obdachlosigkeit sind der Ordensschwester nicht fremd.

Das prägende Gesicht der „ersten Stunde“ hat Hamburg verlassen. Nach der Berufung von Pater Jan Roser zum Socius des Provinzials der deutschen Jesuiten in München muss „Fratello“ seit September dieses Jahres ohne den Projektinitiator von der Katholischen Akademie auskommen. Zum richtigen Zeitpunkt scheint da eine neu ins Leben gerufene Stelle zu kommen: Schwester Béatrice Bossart vom Orden La Xavière (Missionarin Jesu Christi) ist in den kommenden drei Jahren als „Fratello“-Projektkoordinatorin tätig.
Projekt wird weiterentwickelt
Die Teilzeitstelle konnte dank einer Förderung durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk eingerichtet werden. Schwester Béatrice soll das ehrenamtliche Engagement der vielen Helfer koordinieren und das Leitungsteam der Hamburger Caritas und der Katholischen Akademie unterstützen.
Neben der Fortführung liege hier die große Chance einer Weiterentwicklung dieses Erfolgsprojektes, meint Akademie-Direktor Stephan Loos. Wiederspiegeln solle sich dies insbesondere auch in einem erweiterten thematischen Begleitprogramm der Akademie. „So können wir die Öffentlichkeit noch intensiver und unmittelbarer über die Themen Armut und Ausgrenzung informieren und dabei vor allem Betroffene selbst zu Wort kommen lassen“, sagt Loos.
Die Themen Armut und Obdachlosigkeit sind Schwester Béatrice nicht fremd. Die 48-Jährige, die seit 2012 in Hamburg-Billstedt wohnt, wurde in einem „Brennpunkt“ von Paris, dem Viertel Barbès-La Goutte d’Or, groß. Eine prägende Zeit und Ausgangspunkt für die Feststellung: Wir können etwas ändern und für diese Gesellschaft ein sinnvolles Angebot machen. „Natürlich bin ich auch realistisch und pragmatisch und weiß, dass nicht jedem Armen geholfen werden kann. Aber genauso glaube ich, dass die Begegnung von Menschen etwas bewirkt“, meint die Französin.
Schwester Béatrice nennt Beispiele: Ein Mann nahm nach der „Fratello“-Wallfahrt, die im November 2016 nach Rom führte, Kontakt zu seiner Schwester auf, die er 30 Jahre lang nicht gesehen hatte. Nun treffen sich beide regelmäßig. Ein anderer Wallfahrer schaffte es, dem Alkohol mehrere Monate lang zu entsagen – ohne
fremde Hilfe. Jörg Petersen, ehemals selbst obdachlos und nun ausgebildeter Alltagsbegleiter, schrieb gemeinsam mit Karin Brose ein Buch mit dem Titel „Ich seh den Himmel … aber die Straße bleibt im Kopf“. Darin gibt er bewegende Einblicke in sein Leben auf der Straße. „Rom hat für manche etwas verändert“, ist Schwester Béatrice überzeugt. „Da ist etwas im Innersten der Menschen passiert.“
„Bereits als Chefin eines Unternehmens nahe La Rochelle war mir das Soziale wichtig“, sagt die Ingenieurin, die auch bei der „Fratello“-Wallfahrt nach Rom dabei war. In Hamburg kümmerte sie sich in den vergangenen zwei Jahren im Auftrag der Hansestadt um Wohnungslose und Migranten. Erfahrungen, die jetzt von Nutzen sind.
Neue Pilgerfahrt wird geplant
Klar ist, dass auch im kommenden Jahr die „Fratello“-Treffen an jedem letzten Montag eines Monats in St. Ansgar (Kleiner Michel) stattfinden. „Das sind wichtige Bezugspunkte“, erklärt Béatrice Bossart. Nach der Andacht „Fratello betet für Hamburg“, die von der Ordensschwester gemeinsam mit Freiwilligen vorbereitet wird, gibt es ein warmes Essen und einen thematischen Teil mit zum Beispiel einem Film oder einer Gesprächsrunde.
Darüber hinaus möchte die Projektkoordinatorin noch deutlicher machen, dass „Fratello“ kein rein sozial-karitatives Angebot ist, sondern dass die Begegnung und der Austausch der Teilnehmenden auf Augenhöhe im Vordergrund stehen. „Die grundlegende Haltung ist: „ ,Fratello‘ hat etwas anzubieten“, erklärt Schwester Béatrice.
Sie plant übrigens eine zweite „Fratello“-Pilgerfahrt. „Denn zu unseren Treffen kommen auch Menschen, die damals nicht mit in Rom waren.“
Kontakt bei Fragen zum Projekt: Sr. Béatrice Bossart, E-Mail: fratello@kleiner-michel.de, Tel. 040 / 369 52-0;
E-Mail-Kontakt für Spenden: Meike Wimmer, E-Mail: wimmer@kahh.de, Tel. 040 / 369 52-124.
Text u. Foto: Norbert Wiaterek