Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg
"Wir müssen wachsam bleiben"
Vor 80 Jahren hat der Zweite Weltkrieg begonnen – eine der schlimmsten Tragödien der Menschheitsgeschichte. Schuld an diesem Massaker war Hitler-Deutschland mit seinem aggressiven Nationalismus. Was haben wir daraus gelernt?
Erst kürzlich hat Papst Franziskus wieder vor dem neuen Nationalismus in Europa gewarnt. Die Reden einiger Politiker erinnerten ihn an die von Adolf Hitler, sagte er: „,Wir zuerst, wir..., wir...‘ – das ist ein Denken, das Angst macht.“ Er warnte vor einem neuen Krieg. Der Papst nannte keine Namen, aber wen er meinte, war klar. Nicht nur in den USA, auch in vielen europäischen Ländern sind aggressive, nationalistische, ultrarechte Politiker an der Macht: etwa in Ungarn, Polen, Italien. In Deutschland gibt es ebenfalls solche Spalter. Sie predigen Egoismus und Isolation, sie hetzen gegen Andersdenke, Ausländer, Europa.
Vor 80 Jahren hat die Welt erlebt, wohin aggressiver Nationalismus führen kann: Am 1. September 1939 hat mit dem Überfall von Deutschland auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen. Kehren nun die Geister von damals zurück? Der Historiker Paul Nolte von der Freien Universität Berlin sagt: „Eine akute Gefahr von neuen Kriegen in Europa sehe ich im Moment nicht.“ Schließlich „ist Trump nicht Hitler und Orban oder Kaczynski sind es auch nicht“. Der Nationalsozialismus war in seinen Worten und Taten viel brutaler. Doch Nolte betont: „Wir können uns auf dieser Einsicht nicht ausruhen, wir müssen wachsam bleiben.“
Es gebe, beobachtet er, „heute in Europa durchaus Parallelen zu der Situation in den 20er und frühen 30er Jahren“: Die demokratischen Gesellschaften speziell in Osteuropa sind brüchig, und vielerorts sehnen sich Menschen nach autoritären Führungspersönlichkeiten. Von den Verhältnissen der Zwischenkriegszeit seien wir dennoch ein erhebliches Stück entfernt, sagt Nolte: „Wir haben viel gelernt.“ Die Formel „Nie wieder Krieg“ habe Europa geprägt. Und wo Nationalisten aufkämen, träfen sie auf Gegenwehr. In Polen etwa gebe es ein starkes zivilgesellschaftliches Gegenlager gegen die rechtspopulistische Regierung.
Jeder kann helfen, den Frieden zu bewahren
„Der politische, der freiheitliche, demokratische und friedenssichernde Sinn von Europa ist vielen Menschen wieder klarer geworden“, sagt Nolte. „Für die Zukunft Europas bin ich nicht pessimistisch.“ Aber dass Europa eine gute Zukunft hat, ist nicht selbstverständlich. Zwar gibt es Staatenbünde, die Sicherheit geben: die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Dennoch gibt es bis heute Politiker, die Krieg führen, um ihre Interessen durchzusetzen – etwa in Jugoslawien, Syrien und der Ukraine.
Jeder kann helfen, den Frieden zu bewahren. Er kann bei Wahlen konstruktive Kräfte stärken. Er kann antidemokratischen Vorurteilen und Verschwörungstheorien widersprechen – im Sportverein, in der Kneipe, bei der Arbeit. Und er kann sich immer wieder bewusstmachen, dass wir alle für Frieden und Freiheit etwas tun müssen. Weil sonst Schlimmes passieren kann.
Andreas Lesch