St. Augustinus in Nordhorn wird umgestaltet

"Wir sammeln uns um Christus"

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Die St.-Augustinus-Kirche in Nordhorn soll im nächsten Jahr grundlegend umgestaltet werden. Dabei wird der Altar in die Mitte der Gemeinde gerückt. Das Bistum hilft bei dem Projekt mit einer Sonderfinanzierung.


Ortstermin: Pfarrer Ulrich Högemann (v.l.), Julia Siegmund und Schwester Johanna schauen sich die Pläne für die Umgestaltung der St.-Augustinus-Kirche in Nordhorn an. Foto: Petra Diek-Münchow

35 Meter erhebt sich die Kuppel der 1913 geweihten St.-Augustinus-Kirche mitten in Nordhorn. Nicht selten bleiben Passanten stehen und schauen hinauf, denn im norddeutschen Raum ist das schon eine Besonderheit. Durch seine Bauweise und Lage, durch die Geschichte und wegen der Bedeutung für die Stadt ist das katholische Gotteshaus ein wichtiges Bauwerk in der Grafschaft Bentheim. 

„Aber man sieht unserer Kirche mittlerweile auch ihr Alter an“, sagt der Pfarrer der Stadtpfarrei, Ulrich Högemann. Mitte der fünfziger Jahre und zuletzt Anfang der 1980er Jahre ist St. Augustinus saniert worden. Nach langer Planung steht im Frühjahr 2022 die nächste Renovierung an – mit einer Umgestaltung, die das Innere der Kirche grundlegend verändern wird. „Es geht hier nicht nur um neue Farbe an der Wand“, sagt Högemann.

Bänke in einem offenen Ring um den Altar

Sondern um „ein neues Bild von Kirche“, wie er sagt. „Wir wollen Christus wirklich in die Mitte rücken und uns um ihn versammeln.“ Was das bedeutet, erklärt der Pfarrer anhand mehrerer Pläne, die das Büro Königs Architekten aus Köln entworfen hat. Altar, Ambo und eine neue Taufschale bekommen demnach einen anderen Standort und werden unter die Kuppel gesetzt. Die Sitzbänke werden um diese Mitte herum neu gruppiert: als dreiviertel Kreis, wie ein offener Ring. Der bisherige Altarraum wird mit Platz für 40 Besucher zu einer Kapelle für Werktags- und Kindergottesdienste, für Chorproben oder Gesprächskreise umgestaltet: durch eine Rampe barrierefrei zu erreichen und vom restlichen Kirchenraum durch eine halbtransparente Glasscheibe abgetrennt. „Aus der bisherigen Wege-Kirche wird damit eine Communio-Kirche“, sagt Pfarrer Högemann. Communio steht für Gemeinschaft.

Hinter diesem Modell steht die Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). „Wir kapseln uns als Kirche nicht von der Außenwelt ab, sondern wir sind Teil der Gesellschaft und mitten in ihr verankert“, erklärt Högemann. Dieses Kirchenbild prägt seiner Meinung nach auch die Arbeit der Gemeinden in der Stadtpfarrei. „Wir sammeln uns um Christus und werden so gestärkt für unsere Sendung in die Stadt und das öffentliche Leben.“ 

Genau so sehen es auch die Nordhorner Künstlerin Julia Siegmund und Schwester Johanna Lücken, die dem 16-köpfigen Renovierungsausschuss angehören. Sie erzählen von überwiegend positiven Rückmeldungen in einer breit angelegten Umfrage zu dem Umbau. Aber es gab auch einige Bedenken – unter anderem, weil sich die Gottesdienstbesucher dann künftig durch die Kreisform gegenübersitzen. Das mag für manchen ungewohnt und fremd sein. Schwester Johanna sieht das eher als Chance. „Wir sehen und nehmen uns besser wahr.“ Das ist für sie keine Ablenkung, sondern die Begegnung mit Christus im Menschen gegenüber. 

"Strahlkraft dieser Sakralbauten als Ausdruck des Glaubens"

Viele Details im Kirchenraum müssen noch geklärt werden. Was genau möglich sein wird, hängt letztlich auch von der Finanzierung ab. Die Renovierung wird voraussichtlich etwa 1,9 Millionen Euro kosten. 1,5 Millionen Euro davon übernimmt das Bistum als Sonderfinanzierung. Dass die Maßnahme aus Sicht des Bistums schon eine finanzielle Herausforderung darstellt, erklärt dazu Christina Jaax. Aber nach Worten der Leiterin der Abteilung Kirchengemeinden im Generalvikariat haben Kirchen wie St. Augustinus in Nordhorn eine zentrale Bedeutung für die Menschen in der Stadt und der Region. „Die Strahlkraft dieser Sakralbauten als Ausdruck des Glaubens gilt es zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen, für Gläubige, aber auch für Besucher und Touristen.“ 

 Starten sollen die Bauarbeiten im Frühjahr 2022, bis zum Herbst soll dann alles fertig sein. 
 

Petra Diek-Münchow

Die ungekürzte Fassung des Berichtes lesen Sie in der Ausgabe des Kirchenboten vom 26. September 2021.