Karneval der Frauengemeinschaften
"Wir sind wieder da"
Nach der Corona-Pause freuen sich die Frauengemeinschaften wieder auf ihren Karneval. „Singen, tanzen, sabbeln“ möchte zum Beispiel die Gruppe aus Maria Königin in Lingen. Anni Meiners und Maria Weßling treten dabei in die Bütt.
„Wir sind wieder da“ steht in großen Buchstaben auf dem Plakat, mit dem die katholische Frauengemeinschaft (kfd) in der Lingener Gemeinde Maria Königin (MK) ihre Karnevalsfeier am 17. Februar ankündigt. Anni Meiners zeigt auf das Meer an knallbunten Luftballons, das schon auf dem Poster für gute Laune sorgt. Und man spürt, wie sehr sie sich mit Maria Weßling auf den nächsten Freitag freut – wenn 100 Frauen im Pfarrheim zusammen lachen, schunkeln, klatschen, singen, tanzen, sabbeln. Zwei Jahre war das wegen der Corona-Krise nicht möglich. Dass es jetzt mit Herz, Hand und viel Humor wieder losgeht, macht alle froh.
Und dabei steigen Anni Meiners und Maria Weßling auch selbst in die Bütt – die in ihrem Fall ein Tisch und zwei Stühle auf der Bühne sind. Denn die beiden Lingener Frauen treten schon seit über 20 Jahren als „Anneliese“ und „Frieda“ beim „MK-Frauenkarneval“ auf. In Kostüm und bei einem „katholischen Schnaps“ namens „Mariacron“ plaudern sie munter vor sich hin – machen sich dabei mit spitzer Zunge und hintersinnigem Humor ihre Gedanken über alles, was sie in Maria Königin und der Kirche so erleben. Dabei können sie aus dem Vollen schöpfen, denn beide kennen sich in der Gemeinde bestens gut aus. Anni Meiners (74) arbeitet schon lange im Pfarrbüro und im „Handarbeitslädchen“, Maria Weßling (65) hat den Kirchenchor geleitet und steht als Lektorin am Ambo. Da ergeben sich reichlich Ideen für den Kaffeeklatsch mit „Frauenpower“.
Zum Beispiel, wie der Pastor die Messen wieder voll bekommt. Wie wäre es mit einer „MK-Payback-Karte“?, schlägt „Anneliese“ alias Anni Meiners augenzwinkernd vor. Da gibt es für jedes Hochamt doppelte Bonuspunkte – und wer am Monatsende 200 auf seinem Konto verbuchen kann, braucht nicht mehr zur Beichte. „Frieda“, sprich Maria Weßling, erzählt ein anderes Mal vom Bewegungsmelder rund um das Pfarrhaus. Und fragt ironisch, „ob der wohl auch beim Papst anspringen würde? Denn was die Frauen in der Kirche angeht, bewegt sich ja nix!“ Einen dicken Stapel solcher spitzfindiger Dialoge haben beide Frauen über die Jahre selbst geschrieben, gesammelt und in Aktenordnern aufbewahrt.
Beim Tee sprudeln die Gedanken
Und davon gibt es reichlich, denn Frauenkarneval wird schon seit über 50 Jahren in Maria Königin gefeiert. Noch kurz vor „Corona“ gab es das Jubiläumsfest. Wie vor drei Jahren und wie auch jetzt wieder sorgt ein 13-köpfiges Team für ein etwa vierstündiges Programm, prall gefüllt mit lustigen Sketchen, Büttenreden, Gesangseinlagen und Tanzrunden. „Wir sind eine tolle Truppe“, gerät Anni Meiners ins Schwärmen. Der Erlös des Festes wird immer für soziale Zwecke gespendet.
Dabei sind die 13 Frauen sowohl hinter den Kulissen in der Organisation als auch auf der Pfarrheim-Bühne selbst aktiv. Da wird kein Jeck von außen „eingekauft“, da stammt fast jeder Beitrag aus eigener Feder und Überlegung. Und dafür wird nach dem gemeinsamen Auftakt-Glühwein auf dem Lingener Weihnachtsmarkt wochenlang nachgedacht und eifrig geprobt. Für die Kostüme, sei es die Nylon-Kittelschürze oder der gestreifte Einteiler, müssen die fröhlichen Damen nicht lange suchen. „Bei mir lagern 20 Kisten und Koffer mit dem Fundus“, verrät Anni Meiners.
Auch „Frieda und Anneliese“ proben diverse Male ihren Auftritt zusammen. Meist treffen sich Meiners und Weßling direkt nach Weihnachten zum „Spezialtee“ und lassen erst mal ihre Gedanken sprudeln. „Da ergibt dann ein Wort das nächste und ein Satz den nächsten“, erzählt Anni Meiners. „Wir haben viel Spaß dabei.“ Bis das muntere Zwiegespräch auf dem Papier steht, gehen mehrere Nachmittage und Abende ins Lingener Land. Und beim Auftritt improvisieren beide Frauen auch noch gern, was ihnen spontan gerade in den Sinn kommt.
Worum es in diesem Jahr geht? Dazu möchten Anni Meiners und Maria Weßling noch nicht allzu viel verraten. Ihr Plausch wird sich vermutlich um Kirchenaustritte und kalte Gotteshäuser, um sehnlichst erwünschte Pastorinnen und weniger beliebte Sparmaßnahmen drehen. Und auch Corona wird noch eine kleine Rolle spielen. Denn statt „Mariacron“ gibt es „Omicron“ zum Käffchen.
Petra Diek-Münchow