Visitation im Bistum Gurk beginnt

"Wir werden keinen Millimeter abweichen"

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Visitation im österreichischen Bistum Gurk: Erzbischof Franz Lackner muss die schweren Vorwürfe gegen Bischof Alois Schwarz überprüfen.

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Hat mit seiner Arbeit begonnen: Erzbischof Franz Lackner leitet die Visitation im Bistum Gurk. Foto: kna


Am Montag hat in Klagenfurt die Visitation im Bistum Gurk begonnen. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Beauftragter des Papstes präsentierte dafür sein Team. Dazu gehören unter anderen Bischof Benno Elbs (58) von Feldkirch, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, sowie der emeritierte Münchner Kirchenrechtler Helmuth Pree (68).

In Gurk-Klagenfurt selbst ist die Erwartung hoch - und ebenso die Spannung. Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger kündigte österreichischen Medien an, die Interimsleitung des Bistums werde "von ihrem bisherigen Kurs der Glaubwürdigkeit und Transparenz keinen Millimeter abweichen". Man werde nicht zulassen, wenn versucht werde, "die Visitation dazu zu missbrauchen, Dinge unter den Teppich zu kehren und die Fakten zu verschleiern".

Davor warnte laut der Presseagentur Kathpress auch der Betriebsratsvorsitzende des Bischöflichen Ordinariats und der Finanzkammer, Gabriel Stabentheiner. Es dürfe nicht sein, dass sich "innerkirchliche Seilschaften" durchsetzten; die Besetzung des Visitationsteams sehe er aus diesem Gesichtspunkt eher ungünstig. Als Wunsch für den nächsten Kärntner Bischof gab der Betriebsrat an, dieser solle "ein Diener und kein Fürst" sein.

Visitator Lackner sagte bei der Pressekonferenz in Klagenfurt, bis zur Fastenzeit sollten Ergebnisse vorliegen. Dies sei aber "kein unverrückbares Fixdatum". Das Team werde sich bemühen, "keine Causa infinita daraus zu machen". Zugleich betonte der Salzburger Erzbischof: "Visitation bedeutet Sachverhaltserhebung, nicht Urteilsfällung". Zu entscheiden habe letztlich Rom.

Ein Apostolischer Visitator ist ein Beauftragter des Papstes, der in einer Diözese als Kontrolleur mit umfassenden Befugnissen agiert. Der Auftrag lautet, "den Zustand der Diözese Gurk-Klagenfurt in Bezug auf die katholische Lehre und Leitung in Augenschein zu nehmen", also "die tieferliegenden Gründe, die zur gegenwärtigen Verwirrung führten, zu erforschen und dem Heiligen Stuhl zu berichten", so Lackner.

Die Untersuchten sind laut Kirchenrecht verpflichtet, "vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenarbeiten" und wahrheitsgemäß zu antworten. Die Einsetzung eines Visitators für eine Diözese bedeutet, dass dieser im Auftrag des Papstes die gesamte Amtsführung des Bischofs sowie alle diözesanen Einrichtungen zu überprüfen hat. Sein Bericht dient als Grundlage für weitere Entscheidungen Roms.


Schwere Vorwürfe des Domkapitels

Das Domkapitel von Gurk-Klagenfurt hat schwere Vorwürfe gegen seinen langjährigen Bischof Alois Schwarz (66) erhoben, der im Sommer nach Sankt Pölten gewechselt war. Ohne Zustimmung des Vatikan veröffentlichte das Gremium Mitte Dezember im Internet die Zusammenfassung eines Finanzprüfberichts. Der Vatikan hatte die Publikation zuvor im Eilverfahren untersagt.

Die Vorwürfe lauten auf fragwürdige Personalentscheidungen sowie undurchsichtige Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil des Bischofs. Das Kapitel kündigte sogar Regressforderungen gegen Schwarz an, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete. Schwarz selbst weist die Vorwürfe - vor allem finanziellen Fehlverhaltens sowie angedeuteter Verstöße gegen den priesterlichen Zölibat - kategorisch zurück.

Lackner dagegen räumte zu Beginn der Prüfung eigene Versäumnisse in dem Fall ein. Er habe zwar als Metropolit der westlichen Kirchenprovinz Österreichs "die an mich ergangene Information an die zuständige kirchliche Oberbehörde weitergeben"; er habe "aber zugleich verabsäumt, das direkte Gespräch mit Bischof Alois zu suchen". Dafür bitte er "all jene, denen Unrecht geschehen ist, aber auch alle, die durch Intransparenz kirchlichen Handelns das Vertrauen in die Kirche verloren haben, aus tiefstem Herzen" um Verzeihung.

Die Interims-Bistumsleitung unter Administrator Engelbert Guggenberger bleibe "handlungsfähig", sei aber "nicht autark", betonte der Prüfer des Papstes. Er würde "den Ratschlag geben, in dieser Phase bis zur Ernennung eines neuen Bischofs keine großen Entscheidungen zu treffen". Auch sei es ratsam, sich immer bei der nächsthöheren Stelle rückzuversichern, der Nuntiatur. "Ob man sich daran gehalten hat? Ich glaube nicht", merkte Lackner vielsagend an.

Mit den weitere Mitgliedern des Visitationsteams - dem steirischen Caritas-Direktor Herbert Beiglböck, dem Geschäftsführer eines Grazer Hospitals sowie aus Salzburg seiner Ordinariatskanzlerin, seiner Medienreferentin und seines Sekretärs - ausschließlich Laien-Experten - hat Lackner fachlich das gesamte Spektrum versammelt: Wirtschaft, Verwaltung, Recht, Kirchenrecht und Medienarbeit. Der renommierte Kirchenrechtler Helmut Pree, ebenfalls Mitglied im Team, formulierte einen Anspruch an die eigene Arbeit: "Die ganze Wahrheit kann man nie bekommen, wenn man nur eine Seite hört."

kna