Katholische Alten- und Pflegeheime

„Wir wollen ein offenes Haus sein"

Image
18_11_gewaechshaus.jpg

53 katholische Alten- und Pflegeheime gibt es in unserem Bistum. Dazu zählt zum Beispiel St. Ursula in Haselünne. Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit prägten die Arbeit des Teams für die 60 Bewohner. Die Frauen und Männer leben in fünf Hausgemeinschaften.


Beliebter Treffpunkt für viele Bewohner ist der Pflanztisch im Garten von St. Ursula. Das Alten- und Pflegeheim in Haselünne will die Bewohner immer wieder mobilisieren und ihre Selbstständigkeit erhalten. Foto: Petra Diek-Münchow

„Das riecht noch gut“, sagt Änne Siemer und schnuppert an den Kräutern. Die 88-Jährige steht mit Johanna Bartels-Hegger und Dorothee Scherler vor dem Pflanztisch im Garten des St. Ursula Alten- und Pflegeheimes in Haselünne. Die drei Damen schauen in den letzten Herbsttagen, wie die restlichen Zwiebeln, Kartoffeln und Kräuter aussehen. Regelmäßig haben sie im Sommer verwelkte Blätter abgeknipst, gegossen und geerntet  – wie sie es von zu Hause gewohnt waren. Kein Wunder, dass der Pflanztisch viele Bewohner anzieht. Es ist ein schönes Fleckchen: mit einer Laube und dem Blick in den weitläufigen Park von St. Ursula.

Die Damen zählen zu den 60 Bewohnern und Bewohnerinnen in St. Ursula. Träger der katholischen Altenpflegeeinrichtung ist der Bischöfliche Stuhl zu Osnabrück. 75 Voll- und Teilzeitkräfte kümmern sich um die Männer und Frauen in fünf Hausgemeinschaften. Jeder Bewohner, jede Bewohnerin hat dort ein Einzelzimmer. Zu den Mahlzeiten, zum Singen oder Basteln, zu Gesprächsrunden und Gymnastik, zu Meditation und Gedächtnistraining treffen sie sich in einer fast 100 Quadratmeter großen Wohnküche. Das Essen bereiten sie dort mit den Pflege-, Betreuungs- und Präsenzkräften selbst zu. Da werden Kartoffeln geschält und Möhren geschrappt, Schnitzel gebraten und Pudding gekocht. Die Bewohner machen gerne mit. „Das kennen sie ja von früher“, sagt Heimleiterin Gabriele Kuhl.

Von den Hausgemeinschaften aus nehmen die Bewohner an vielen Angeboten teil: zum Beispiel Ausflüge, Musik- und Märchennachmittage. Bei der „Dog-Gruppe“ toben sich fünf Hunde der Mitarbeiter im Garten aus. „Danach lassen sie sich von den Bewohnern liebkosen“, erzählt Kuhl. Sehr beliebt ist der „Oldtimerstammtisch“, bei dem die Autos auf den Rasen bestaunt werden können.

50 Ehrenamtliche aus der Kirchengemeinde helfen mit

Zu den Ausstellungen der hauseigenen Malgruppe, zu Konzerten und literarischen Lesungen lädt das Alten- und Pflegeheim Gäste aus ganz Haselünne ein. „Wir wollen ein offenes Haus sein“, sagt Kuhl, „ein Treffpunkt für alle Generationen.“ Dabei freuen sich das Team und die Bewohner vor allem über junge Besucher. Eine Mutter-Kind-Gruppe, Kindergartenkinder und Schüler bringen „Leben in die Bude“. Gerngesehene Gäste sind die Firmlinge aus der Kirchengemeinde. Sie setzen mit den Bewohnern Blumenzwiebeln rund ums Haus.  

Die Bewohner geistig und körperlich zu aktivieren, ihre Wünsche zu respektieren und ihre Lebensleistung anzuerkennen– das ist dem Team sehr wichtig. „Diese Haltung muss das Haus durchdringen – von der Verwaltung über die Pflege, Hauswirtschaft und Hausmeister bis zu unseren acht Auszubildenden“, sagt die Heimleiterin. Gleiches gilt für die gut 50 Ehrenamtlichen aus der Kirchengemeinde St. Vincentius, der Frauengemeinschaft, von den Maltesern und dem Team des Besuchsdienstes.

Wichtig ist in St. Ursula auch die seelsorgliche Begleitung der Bewohner. Darum kümmern sich zwei Schwestern des Ursulinenordens, die mit im Haus wohnen. Die Oberin, Schwester Magdalene Lohe, sorgt für die Kapelle, in der regelmäßig Messe gefeiert wird. Außerdem gibt es verschiedene Andachten und Bibellesungen. Die Förderung der Mobilität und die Erhaltung der Selbstständigkeit werden in St. Ursula aktiv gelebt. Dazu trägt die Umsetzung eines Kinästhetic-Konzeptes bei, das nach intensiver Schulung  einer Pflegefachkraft im Pflege- und Betreuungsteam trainiert wird. Das Konzept sucht bei jedem Bewohner nach Ressourcen zur Selbsthilfe bzw. Selbstständigkeit.

Die drei Damen vom Pflanztisch: „Wir können uns glücklich schätzen"

Damit sich die Bewohner wohlfühlen, ist in den vergangenen Jahren viel gebaut und viel saniert worden. Erst vor drei Jahren war das Hauptgebäude grundlegend umgestaltet worden, ein Jahr zuvor war der Trakt für die Ursulinenschwestern und sieben Seniorenappartements fertiggestellt worden. Außerdem legt das Team Wert auf kleine Details, die das Miteinander persönlich machen. An den Wänden hängen fröhliche Bilder, auf den Tischen stehen Blumen und in diesem Sommer hatte das Team unter der Laube einen kleinen „Pool“ aufgebaut, damit sich die Bewohner die Füße kühlen konnten.

Solche kleinen Annehmlichkeiten genießen die drei Damen vom Pflanztisch sehr. Sie erzählen, wie zufrieden sie mit St. Ursula sind. Natürlich war der Umzug von zu Hause in das Alten- und Pflegeheim nicht einfach. Aber es gefällt ihnen hier, besonders loben sie die vielen Angebote und Aktionen, den Garten und den zentralen Standort in der Stadt. „Wir sind hier mittendrin“, sagen die Damen. Und Änne Siemer ergänzt mit einem Lächeln. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir jetzt hier wohnen.“

Petra Diek-Münchow

Das Alten- und Pflegeheim St. Ursula macht am 17. November ab 16 Uhr  bei der Caritas-Aktion „Eine Million Sterne“ in Haselünne mit – zusammen mit der Bödiker-Oberschule und den Firmlingen der Kirchengemeinde. Der Garten des Heimes wird dabei in ein Lichtermeer verwandelt.