„Mittwochsmensa" in Werpeloh

„Wir wollen etwas für unser Dorf tun"

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Bei der „Mittwochsmensa“ in Werpeloh sitzen Schulkinder und Senioren einmal in der Woche zusammen am Tisch. Acht Frauen aus der Kirchengemeinde kochen für sie ehrenamtlich ein   Mittagessen. Und allen schmeckt es sehr gut.


Das Team in der Küche: Agnes Geerswilken (v.l.), Gitta Hesse, Maria Masbaum, Karin Waurich, Karin Lucks und Annelen Dokters kochen für die „Mittwochmensa“ in Werpeloh. Foto: Petra Diek-Münchow

In der Küche des Mehrgenerationenhauses, direkt neben der Kirche in Werpeloh, sieht es nach richtig viel Arbeit aus. Mehrere Frauen stehen rund um die Mitteltheke, andere am Herd und Spülbecken. Es wird eifrig geschält und geschnippelt, gerührt und gemixt, gekocht und gebraten. Da sitzt jeder Handgriff. Bald brutzeln die ersten Zwiebeln und Pilze in der Pfanne – der Duft macht Hunger auf mehr. Zum Beispiel auf Schnitzel. Karin Lucks greift nach den letzten vier Fleischstücken, klopft sie auf einem Brettchen platt und paniert sie fix. Dann schaut sie auf die Uhr, schon 11.55 Uhr. „Wir müssen uns ranhalten“, sagt Maria Masbaum ihr gegenüber und füllt weiter Erdbeerquark in Gläser. „In einer dreiviertel Stunde sind die ersten Gäste da.“

Karin Lucks, Maria Masbaum und sechs andere Frauen aus der Kirchengemeinde St. Franziskus gehören zum Team der „Mittwochsmensa“. Einmal in der Woche kochen sie mittags im Mehrgenerationenhaus für Senioren und Schulkinder aus dem Dorf. Für drei Euro pro Mahlzeit gibt es für Jung und Alt ein Essen samt Dessert. Bis zu 20 Gäste kommen an manchen Tagen. Die einen, damit sie zu Hause nicht allein am Tisch sitzen und weil sie die Gemeinschaft mit den anderen Besuchern schätzen. Die anderen, weil die Eltern noch im Büro sitzen oder weil sie nach der letzten Stunde noch ein bisschen mit der Schulfreundin oder dem Klassenkameraden „quatschen“ wollen.

„Uns macht es richtig Freude“, sagt Maria Masbaum, während sie den grünen Salat in der Schüssel mischt und das Dressing unterhebt. „Mit den Kindern ist das so schön und wir wollen auch etwas für unser Dorf tun.“ Alle acht Frauen haben die Aufgabe ehrenamtlich übernommen, sie wechseln sich von Woche zu Woche ab. Meist kochen sie zu zweit. Knapp vier Stunden sind sie mit der „Mittwochsmensa“ beschäftigt – vom Einkaufen am Vormittag bis zum Abwasch am Nachmittag. Und immer bereitet das Team das Essen frisch zu, da kommt nichts aus der Dose. Gute Hausmannskost steht auf dem Speiseplan, den die Frauen wochenweise besprechen: Hühnersuppe, Gemüseeintopf, Rinderbraten, Kartoffelauflauf, Schokoladenpudding. Manchmal bereiten sie einige Gerichte schon zu Hause vor, sonst würde die Zeit nicht reichen.

Schnitzel, Blumenkohl und Erdbeeren mit Quark

Die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus ist Träger dieses Angebots, die Idee dazu ging von vielen Werpelohern aus. Seit mehreren Jahren gibt es das Mehrgenerationenhaus – ein Gemeindezentrum für den ganzen Ort, das allen Dorfbewohnern offensteht. Beim Bau haben viele mitgeholfen: Bistum, Kirchengemeinde, Kommune, Landkreis, alle Vereine und Dutzende Bürger. Der Name des Hauses soll dabei Programm sein. Hier treffen sich Senioren- und Krabbelgruppen, die Katholische Landjugend und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands. Und nach der Messe gibt es ein Sonntagscafé.„Aber das Haus soll auch künftig mit Leben gefüllt sein“, sagt Rita Hagenhoff, die zuweilen mittwochs mit am Herd steht, wenn „Not an der Frau“ ist. Die Malteserin und Ratsfrau zählt zu den Gründungsmitgliedern des „Arbeitkreises Zukunft Werpeloh“. Diese Gruppe ist so eine Art Denkfabrik, die verschiedene Ideen für die Entwicklung des Ortes auf den Weg gebracht hat. Zum Beispiel die Mensa. Karin Lucks findet die Idee richtig gut und engagiert sich deshalb gern. „Das Dorf muss sich verantwortlich fühlen für die Kinder und Senioren. Auch bei uns verändern sich die Familienstrukturen. Und wenn wir hier schon mal was aufbauen, können andere später weitermachen.“

Mit Leben gefüllt wird das Mehrgenerationenhaus wirklich an diesem Tag. Um kurz vor halb eins schauen die ersten Gäste in die Küche hinein. Ein bisschen neugierig schauen die zwei älteren Damen in die Schüsseln und auf die Platten, was es heute gibt: Schnitzel mit Rahmchampignons, Salzkartoffeln, Blumenkohl mit Béchamelsauce und grünen Salat, Quark mit frischen Erdbeeren „Das sieht ja gut aus“, sagt Vera Manns. Die 83-Jährige kommt mit Anni Möhlenkamp (84) regelmäßig zur „Mittwochsmensa“. „Das ist super hier“, sagt sie. „Besser, als wenn ich zu Hause allein sitze.“ Denn nicht nur das gute Essen schätzen die zwei Frauen. „Wir kommen auch wegen der Gemeinschaft. So kommt man unter Leute und erfährt, was es so Neues gibt.“ Und dann plaudern die Werpeloher mit weiteren Besucherinnen über das eine und über das andere. Trinken schon mal den ersten Schluck Wasser und freuen sich, als die Kinder aus der Grundschule nebenan in den Saal getobt kommen.

Klara und Hanna, Jette und Fabian, Marvin und Mika setzen sich schnell an die nett eingedeckte Tafel. „Es schmeckt immer klasse hier“, sagt Hanna und hält nach der Fleischplatte Ausschau. Was die Kinder am liebsten essen? Nicht etwa Pommes oder Pizza, sondern Hühnersuppe aus dem großen Topf und Pfannkuchen. Fabian streckt heute schon die Gabel nach den Schnitzeln aus, aber zuerst wird gebetet. Aus dem „Gebetstoaster“ sind schon einige Zeilen gesprungen. Marvin macht ein Kreuzzeichen, faltet die Hände und liest laut vor. „Guter Gott, wir sitzen hier alle um den gedeckten Tisch. Wir gehören zusammen. Wir sind miteinander und mit dir verbunden. Du lässt alles wachsen. Wir danken dir.“

Petra Diek-Münchow

Wer mehr über die „Mittwochsmensa“ in Werpeloh wissen möchte, kann sich per E-Mail melden: rita.hagenhoff@ewetel.net