Schließung der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale

Wo das pralle Leben ist

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Ab dem 1. September ist die St. Hedwigs-Kathedrale geschlossen. Der Erzbischof zieht dann mit seinem Metropolitankapitel nach St. Joseph im Wedding. Dafür laufen bereits die Vorbereitungen.

St. Joseph in Berlin-Wedding von innen. | Fotos: Cornelia Klaebe

 

In der Sakristei von St. Joseph, Müllerstraße 161, Berlin-Wedding steht ein Mann im Blaumann auf der Leiter und räumt Bücher aus den oberen Schränken. Rechts von ihm stehen Schranktüren offen, hier ist schon alles leer. Hier wird St. Josephs neue Identität als Ersatzort für die St. Hedwigs-Kathedrale vorbereitet.

Öffnung der Kathedrale für bestimmte Veranstaltungen
Auf der Rückseite der Kirche gibt es einen barrierefreien Zugang und Platz für Fahr­räder.

Denn die wird zum 1. September geschlossen, um den geplanten Umbau anzugehen. Über diesen Termin hatte Erzbischof Heiner Koch die Katholiken des Erzbistums Ende Juni in einem Brief informiert. Begonnen wird zunächst mit der Sanierung der Kuppel. „Da finden dann im wesentlichen Arbeiten außen statt, außerdem beginnen wir mit bauvorbereitenden Maßnahmen innen“, erklärt Dompropst Tobias Przytarski, was nach der Schließung in St. Hedwig zuerst passiert. So wird beispielsweise die Kathedrale leer geräumt: Die Ausstattungsgegenstände, auch die Bänke, werden eingelagert. Die Öffnung zur Unterkirche wird provisorisch geschlossen – zunächst so, dass es noch rückgängig gemacht werden kann. Außen beginnt dann schon der Aufbau des Gerüsts, und auch ein Kran wird bald stehen. Die Kathedrale, so Przytarski, „muss am Anfang nicht die ganze Zeit zu sein. Sie wird dann für Ausstellungen und einige Veranstaltungen geöffnet.“ So wird der Raum mit geschlossener Öffnung für Interessierte schon einmal erfahrbar.  Der Umzug von Erzbischof und Metropolitankapitel ist dann bereits vollzogen.
Während die Bischofsgräber in der Kathedrale verbleiben, wird das Grab des Seligen Dom­propstes Bernhard Lichtenberg verlegt: Zum 5. November, seinem 75. Todestag, werden seine sterblichen Überreste umgebettet in die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Am Heckerdamm 230, Berlin-Charlottenburg. Dort wird dann auch die diesjährige Lichtenberg-Wallfahrt stattfinden. Auch die Schatzkammer bleibt nicht in der Krypta: „Sie kommt unter Verschluss und wird sicher gelagert“, sagt der Dompropst.
Weit ist es nicht von St. Hedwig nach St. Joseph: Acht Minuten fährt die U6 von der Französischen Straße zur Haltestelle Wedding. Auch mit der Ringbahn S 41/42 kommt man dort hin. Mitgenommen nach St. Joseph werden aus St. Hedwig die große Sakristeiausstattung mit Gewändern und Geräten – dafür räumt der Mann im Blaumann dort die Schränke aus. Außerdem wird die Lautsprecheranlage aus der Kathedrale für die Gastzeit mit nach St. Joseph kommen, und nicht zuletzt die Gottesdienstzeiten und der Chor. „Wir sind froh und dankbar, dass wir hier Platz bekommen werden“, drückt es der Leiter des Metropolitankapitels aus. Und der Wedding sei auch mal „etwas anderes als das edle Berlin-Mitte: Ich finde es toll, dass wir mit der Kathedrale mal hier sind, wo das pralle Leben ist.“

 
St. Joseph ist eine in den Alltag integrierte Kirche.

Podeste für den Chor im Seitenschiff und auf der Orgelempore
Auch Domkapellmeister Harald Schmitt hat sich in St. Joseph schon umgeschaut. Er plant bereits zwei Chorpodeste: „Wie bisher werden wir auch zukünftig regelmäßig das Hochamt gestalten“, erläutert er den Bedarf. Unterscheiden will er zwischen den vier Chorgruppen: Die Erwachsenen erhalten ein Podest im linken Seitenschiff. „Dafür müssen wir noch drei der kurzen Bänke wegnehmen, aber für die finden wir einen anderen Platz“, ist sich Schmitt sicher. Die Kinder können dagegen besser von der Orgelempore singen: „Da ist es mit dem Zusammenspiel einfacher, und die Kinder brauchen auch nicht so viel Platz.“
Große Veränderungen bringt das Kathedral-„Obdach“ natürlich für die gastgebende Gemeinde St. Joseph mit sich. „Ich sehe es als Bereicherung“, sagt Pfarrer Ladislao Jareño Alarcón: „Bisher hatten wir drei Sonntagsgottesdienste, vier mit der Messe der polnischen Mission, dann werden es fünf sein. Die Kirche wird den ganzen Sonntag offen sein!“ Denn die Gottesdienstzeiten von St. Hedwig – an den Sonntagen wird die Messe um 8, um 10, um 12 und um 18 Uhr gefeiert – werden eins zu eins nach St. Joseph übernommen, ebenso die Werktagsmessen um 8 und 18 Uhr. Dazu kommt die polnische Messe, die um eine Stunde auf 16 Uhr vorverlegt wird. Die Gemeinde wird den Gottesdienst nicht wie bisher um 9.30 Uhr feiern können, sie kann sich aber für eine der anderen Zeiten entscheiden oder um 11.30 in St. Aloysius am zweiten Standort mitfeiern. Die Gottesdienstbesucher werden sich ohnehin ändern, denkt Pfarrer Alarcón: Bisher, führt der gebürtige Spanier aus, gebe es in St. Joseph etwa 100 Nationalitäten – „dann werden es vielleicht noch mehr“.
Zuversichtlich sind Pfarrer Alarcón und Dompropst Przytarski, dass sich Gastgeber und Gäste in der Umbauzeit gut arrangieren werden. Wann er plant, wieder zurückzuziehen nach St. Hedwig, verrät Dompropst Przytarski auch schon: „Am 1. November 2023 ist der 250. Weihetag der Kathedrale, den möchten wir natürlich dort feiern.“

Das Kathedralforum St. Hedwig bleibt auch nach dem Umzug des Metropolitankapitels geöffnet.

 
Termine: Der Umzug im Überblick
  • Seit Ende Juni: Zustellung eines Briefes des Erzbischofs an alle katholischen Haushalte im Erzbistum
  • 15. August, Mariä Himmelfahrt: Letztes Pontifikalamt in der St. Hedwigs-Kathedrale
  • 26. August: Letzter „Treff nach Elf“ an der St. Hedwigs-Kathedrale
  • 2. September, 10 Uhr: Ers-ter feierlicher Kathedralgottesdienst in St. Joseph
  • 5. November: Überführung der sterblichen Überreste des Seligen Bernhard Lichtenberg, Pontifikalamt, Bernhard-Lichtenberg-Wallfahrt in Maria Regina Martyrum
  • 18. November „Welttag der Armen“: Essen mit Armen und Bedürftigen in der St. Hedwigs-Kathedrale
  • November 2018: Ausstellung „Sphaera Infinita“ im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 (ECHY) in der St. Hedwigs-Kathedrale
  • 24. Dezember: Übertragung der Christmette in der ARD aus der St. Hedwigs-Kathedrale

Von Cornelia Klaebe

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