Anfrage
Worauf nimmt der Zölibat Bezug?
Auf welche Stelle im Neuen Testament nimmt der Zölibat Bezug? Auf die Glaubenssätze von Jesus oder auf die Apostelgeschichte? Mit Blick auf die jüdische Religion habe ich eher in Erinnerung, dass der Zölibat kritisch bis ablehnend gesehen wird. G. K., Baesweiler
Nicht nur die katholische Kirche kennt den Zölibat, das Versprechen zukünftiger Ehelosigkeit, als Lebensform. Auch die orthodoxen Kirchen, die anglikanische und die protestantische Kirche kennen dieses Versprechen, zum Beispiel für Ordensleute oder Eremiten. Als Pflicht für Priester kennt es allerdings nur die katholische Kirche, weswegen auch immer wieder nach den biblischen Ursprüngen gefragt werden muss. Allein diese garantieren, dass der Pflichtzölibat für Priester unveränderlich wäre.
Die bekannteste Stelle, in der Jesus über die Ehelosigkeit redet, findet sich in Matthäus 19,12: die Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“. Jesus sagt also, dass die Ehelosigkeit einem Leben auf Gott hin dienen kann. Zwar war Ehelosigkeit im damaligen Judentum nicht populär, jedoch kannte man sie und Jesus dürfte sie als Zeichen für den Anbruch des Reichs Gottes in der Welt verstanden haben, weshalb er wohl auch selbst ehelos lebte.
Ähnlich dürfte es der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief (7,7) gesehen haben, wenn er formuliert: „Ich wünschte, alle Menschen wären unverheiratet wie ich.“ Paulus zählt Vorzüge der Ehelosigkeit auf, die in einem Argument gipfeln, das heute noch Anerkennung findet: „Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn ... Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen.“ Also: Unverheiratete Menschen sind freier in ihrer Sorge um die Verkündigung des Evangeliums und für die Gemeindearbeit.
Jedoch: Nicht nur der Apostel Petrus war verheiratet, weiterhin gibt es im Neuen Testament verheiratete Bischöfe, Priester und Diakone. Man kann also davon ausgehen, dass Ehelosigkeit eine von Beginn an christlich geschätzte Haltung war, gerade auch, weil sie von Jesus und Paulus gelebt und gelobt wurde. Sie war aber zu diesem Zeitpunkt keine Anordnung an Apostel, Bischöfe oder Priester, die allgemein galt und durchgesetzt wurde.
Christoph Buysch