Die Wüste, ein Ort der Grenzerfahrung. Es gibt hier die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht, die Einsamkeit und die Einöde, all die Strapazen und Entbehrungen, die zur Wüste dazugehören.
Die Wüste kann uns Angst machen, ihre Stille ist unheimlich und die Wüstenstürme bedrohlich. Ich suche den Weg und den Ausweg und hoffe auf die Oase, dass diese real da ist und keine Fata Morgana. In der Wüste lauern Gefahren, vielleicht sogar wilde Tiere, oder der Teufel, der Verführer. Ich durchleide die Wüste und liebe als Perspektive die Oase, wo ich eine Quelle frischen Wassers finde. Ein Ort, um aufzutanken.
Auch in der Bibel lesen wir von der Wüste. Das Volk Israel ist 40 Jahre auf Wüstenwanderung, bevor sie die Oase, das gelobte Land, erreichen. Jesus erlebt auch die Wüste und begegnet dort Strapazen, Entbehrungen, wilden Tieren und dem Versucher. Und er besteht die Wüstenprüfung.
Doch die Wüste ist nicht in der Sahara oder irgendwo im fernen Afrika. Die Wüste ist mitten unter uns, in meiner Nähe, in der Stadt, da, wo ich lebe. Es gibt nicht nur die heile Welt mit all dem Guten, die einer Oase gleicht, es gibt auch die Wüste, die Zeit der Entbehrung, der Leiden und der Trockenheit. Manchmal fühlen wir uns innerlich wüst und leer. Unser Leben ist deshalb vergleichbar mit einer Wüstenwanderung. Denn wir kennen auch die Hitze des Tages und die kalten Nächte. Auch wir erleben Sorgen, Zeiten der Angst, Zeiten, wo wir nach dem Warum und dem Sinn fragen, wo wir am liebsten aus der Wüste fliehen und aufgeben möchten. Auch gibt es zuweilen in uns eine innere Stimme, die gleich dem Versucher uns einflüstert, aufzugeben, die zu uns sagt „Das bringst doch nichts. Schleich dich davon und genieße das Leben.“ Es gibt in unserem Leben so manchen Kampf zu bestehen. Die Wüste ist dann so etwas wie der Bewährungsort und die Bewährungsprobe, ob und wie wir den guten Kampf bestehen. Für manche ist diese Zeit der Corona-Pandemie auch so eine Wüstenzeit, eine Trockenzeit, eine Zeit der Entbehrung. Doch wir hoffen, dass es nach der Wüste, nach der Pandemie eine Oase gibt, die uns erwartet. So eine Oase ist das Osterfest. Noch sind wir aber auf dem Weg durch die Wüste hin zur Oase, hin zum Osterfest.
P. Josef kleine Bornhorst
Dominikanerkloster Leipzig