Gemeindereferentin Rausch begleitet Erwachsene zur Taufe
Wunder der Christwerdung
Nach Taufe, Firmung und Erstkommunion von Romy Matthes steht sie links von Bernadette Rausch, rechts neben ihr ist Maik Meißner, der zum ersten Mal zur Heiligen Kommunion ging. Beide hat Gemeindereferentin Bernadette Rausch auf die Sakramente vorbereitet – nicht nur sie. Foto: Raphael Schmidt |
Etwas nervös wirkt Bernadette Rausch schon, auf dem Hocker an der Seitenwand der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Görlitz, bevor am vorigen Sonntag, 16. Mai, Punkt 11 Uhr, die Glocke ertönt, die Orgel das Eingangslied in den Kirchenraum schallt und Romy Matthes hinter Ministranten und vor Pfarrer Roland Elsner den Mittelgang entlang Richtung Altar läuft. Es ist vor allem ihr Tag, denn wenige Minuten später wird sie in der Taufe Kind Gottes, wird gefirmt und das erste Mal zur Kommunion gehen. Gemeinsam mit Maik Meißner. Er ist bereits getauft. Beide eint: Bernadette Rausch hat sie auf die Sakramente vorbereitet, seit etwa einem Jahr. Und sie hat es oft getan. Dies findet zumeist „hinter den Kulissen“ statt, unbemerkt.
Mit Leuchten im Gesicht – einfach glücklich
Als Wasser aus einer Jakobsmuschel heraus über den Kopf von Romy Matthes fließt und sie auf den Namen: Rosemarie getauft wird, scheint von Bernadette Rausch alle Anspannung abgefallen zu sein. Ein Leuchten liegt auf ihrem Gesicht – sie wirkt glücklich. Gleich nach der Taufe firmt Pfarrer Elsner Frau Matthes – und sie empfängt zum ersten Mal den Leib des Herrn, in beiderlei Gestalten – gemeinsam mit Maik Meißner.
„Für mich sind alle Lebenswege, bei denen Menschen für den Glauben offen sind, sich darauf einlassen und dann konsequent entscheiden: Wunder!“, meint Bernadette Rausch, die seit neun Jahren in Görlitz Erwachsene auf dem Weg zu den Sakramenten begleitet. „Angefangen hat diese reizvolle und bereichernde Tätigkeit bereits in der Pfarrei Jauernick vor über 20 Jahren“, sagt sie. An jeden Einzelnen erinnert sie sich gut, „denn die Vorbereitung ist intensiv und selbstverständlich entstehen bei solch sensiblen Thema wie Glaube auch persönliche Beziehungen. Dabei kann ich mich nicht neutral zurücknehmen. Hier ist meine ganz persönliche Haltung zum Glauben, wie ich ihn praktiziere, gefragt.Wenn ich da nicht glaubwürdig bin, wie soll ich da Erwachsenen, die suchen, die Fragen haben und sich auf ein ganz neues Gebiet ihres Lebens begeben, eine Hilfe sein?“, fragt Bernadette Rausch.
Auslöser, um Sinnfragen zu stellen, gibt es viele. Eine große Rolle dabei spielt der Kontakt mit glaubwürdigen Christen. Häufig sind es zukünftige Lebenspartner. Besonders „beeindruckend ist es, wenn der gläubige Partner konsequent den Glauben lebt und zur Bedingung macht, dass der andere das zu akzeptieren hat“. Solche „entschiedenen Haltungen beeindrucken und machen neugierig. Ich wünsche mir mehr solche gläubigen Partner – denn ich bin überzeugt, dass Gott uns einmal in der Ewigkeit fragen wird: Wo ist deine Partnerin, deine Freundin, dein Nachbar? Warum hast du ihnen nicht den Weg zum Glauben gezeigt?“, sagt Bernadette Rausch und verweist auf die Stelle im „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry: „Du bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Glaube gibt Geborgenheit und Halt
Ein weiterer, nicht seltener Grund, nach dem Glauben zu fragen, sei es, als Kind bei den Großeltern Glaubenspraxis erlebt zu haben. „Menschen, die offen und auf der Suche bleiben, erinnern sich als Erwachsene an dieses Zeugnis: Da war etwas, was Großmutter Geborgenheit und Halt gegeben hat. Großvater hat mich mitgenommen … Ich habe beobachtet wie sie beten ... Dies und ähnliches haben mir Menschen von ihren ersten Berührungen mit dem Glauben erzählt, auch wenn dann im Elternhaus der Bereich des Glaubens total ausgefallen ist“. Großeltern seien unheimlich wichtig, wenn es um den Glauben ihrer Enkel geht. „Wir wissen nicht, was unser christliches Leben bei anderen auslöst und wir wissen nicht, wie Gott Menschen anrührt und führt – aber wir dürfen unser Glaubenszeugnis nicht verweigern.“
Stolz ist die Gemeindereferentin auf die Getauften oder Neubekehrten, denn: „viele von ihnen bringen sich aktiv ein! Sie können durch ihre Sicht den Christen, die seit Kindesbeinen im christlichen Glauben aufgewachsen sind, wertvolle Impulse geben.“ Etwas traurig stimmt sie, dass in der großen Görlitzer Pfarrei „scheinbar nur sehr wenige dieses besondere Geschenk der Taufe von Erwachsenen ,vom Hocker reißt‘. Ich weiß nicht, ob es Hemmungen sind oder das Nicht-Begreifen, was hier Großes geschieht oder einfach Desinteresse. Ich bin jedes Jahr, wenn ich dann beim Empfang der Sakramente derer, die ich begleiten durfte, dabei bin, innerlich ergriffen und gerührt.“
Neben Vorbereitungen zu den Sakramenten unterrichtet Bernadette Rausch Religion, hält Katechesen für Kinder, geht zu Kranken, zu Trauernden, organisiert Seniorenseelsorge, Besuchsdienste. In Sankt Hedwig ist sie Ansprechpartnerin und hat die Schlüsselgewalt. „Vieles ist für andere nicht sichtbar – es fällt erst auf, wenn es ausfällt. Wie im Haushalt: wenn nicht mehr aufgeräumt, gekocht und gewaschen wird, dann merken es alle. Vorher ist es selbstverständlich.“
Von Raphael Schmidt