100 Jahre Frauenbund in Wallenhorst

Wunsch nach Frieden besteht auch heute

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Engagement für andere und Geselligkeit gehören seit 100 Jahren zum Frauenbund in Wallenhorst. Am Beginn standen Kochkurse für Frauen oder der Einsatz für arme Kinder, heute wird zum Beispiel für Brasilien gesammelt.


Eine Chronik zum 100-jährigen Bestehen hat Schriftführerin Heidi Nagel (l.) verfasst, hier mit Margret Bartke, Vorsitzende des Frauenbundes. Foto: Andrea Kolhoff

Der Einsatz für andere Menschen, die Weiterbildung der Mitglieder, das Gebet für den Frieden – das zeichnete den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB)St. Alexander Wallenhorst schon in den Anfangsjahren aus. Am 9. Mai 1918 wurde er gegründet, 102 Personen traten bei. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war für viele Deutsche schwierig; wegen der Inflation wurden im Jahr 1923 für sechs heilige Messen 60 000 Reichsmark bezahlt.

1924 bewirtete der Frauenbund Waisenkinder und kleidete arme Kommunionkinder ein. 1925 begann der erste Kochkurs. 1926 spendeten die Mitglieder des KDFB St. Alexander Geld für die Erbauung der Frauenfriedenskirche in Frankfurt zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Mitglieder besuchten Familien im Asylbewerberheim

Diese Frauenfriedenskirche steht immer noch und auch der Wunsch nach Frieden ist geblieben. In Wallenhorst findet einmal im Monat ein Friedensgebet statt, im Juni wird es vom Frauenbund gestaltet. Als während des Bosnienkrieges Anfang der 1990er Jahre viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, engagierten sich Mitglieder des Frauenbundes für Familien, besuchten sie im Asylbewerberheim. Einige Frauen übernahmen eine Patenschaft für ein neugeborenes Kind. Sich für andere zu engagieren – das hat im Katholischen Deutschen Frauenbund Tradition.

Innerhalb des Verbandes St. Alexander setzen sich derzeit viele engagierte Frauen für die Gestaltung der Seniorennachmittage ein. Diese finden dreimal im Jahr im Altenpflegeheim St. Josef statt, so dass auch die Bewohner der Einrichtung am Kaffeetrinken und Programm teilnehmen können. Das Café des Altenheims wird an den Wochenenden ehrenamtlich von Mitgliedern des Frauenbunds geführt. Die Tagesausflüge für Senioren sind mittlerweile eingestellt worden, weil sie den Älteren zu anstrengend wurden.

Fahrten waren immer ein bedeutender Teil des geselligen Zusammenseins. Der erste Ausflug nach dem Krieg ging 1953 zu den Oetker-Werken in Bielefeld, viele weitere Ausflüge folgten. Während der Nazizeit hatten die Frauen einmal eine Fahrt zum Gut Nette unternommen, dort trafen sie im Jahr 1936 mit Bischof Berning zusammen.

Seit 1933 hatte der Frauenbund durch das Reichskonkordat zwar als katholischer Verband offiziell Bestandsschutz, de facto durfte man sich aber nur um religiöse und kulturelle Mütterbildung kümmern. Gesellschaftspolitische Arbeit war verboten. Es gab noch verschiedene Kurse für Frauen: Säuglingspflege- und Kranzbindekurse und 1933 einen Servierkurs mit Anstandslehre.

Vertrauensfrauen halten Kontakt zu Mitgliedern

Informationen dazu finden sich in einer Chronik, die der Frauenbund zum Jubiläum herausgibt. Zusammengestellt hat sie Heidi Nagel, Schriftführerin im Frauenbund St. Alexander und vielen als Pfarrsekretärin der Gemeinde bekannt. Nagel hat dazu vorherige Chroniken ausgewertet, Fotos gesichtet und mit Mitgliedern gesprochen.

Viel zu erzählen haben die sogenannten Vertrauensfrauen. Sie sind in ihrem Bezirk für die Mitglieder zuständig, besuchen sie zum Geburtstag, bringen die Zeitschrift vorbei und haben früher auch den Mitgliedsbeitrag kassiert. Mittlerweile wird der Beitrag bargeldlos gezahlt.

Vieles in der Verbandsarbeit befindet sich im Umbruch. Der Frauenbund St. Alexander hat etwa 180 Mitglieder im Alter von Anfang 50 bis Mitte 90. Die Vorsitzende Margret Bartke (Jahrgang 1961) zählt zu den jüngeren Mitgliedern. Sie sagt, dass es schwierig sei, neue Mitglieder für verbindliche Verbandsarbeit zu werben. Frauen von heute haben weniger Zeit für Freizeitveranstaltungen: Während Frauen früher schon nachmittags Zeit hatten, sind die meisten heutzutage berufstätig. Für manchen Programmpunkt, der angeboten werde, müsse man sich Urlaub nehmen.

Dennoch ist das Maß an Engagement außerordentlich hoch. Regelmäßig findet ein „faires Frühstück“ statt; beim Lechtinger Maifest, beim Pfarrfest im September und beim Weihnachtsmarkt betreibt der KDFB St. Alexander die Cafeteria. Der Erlös wird stets gespendet. Mit dem Geld vom Weihnachtsmarktcafé wird beispielsweise eine von Ordensschwestern geführte Einrichtung in Brasilien unterstützt, die Kindern Essen und Betreuung bietet.

Andrea Kolhoff

Das Jubiläum wird an diesem Sonntag (6. Mai) um 11 Uhr mit einem Gottesdiensst in St. Alexander gefeiert.