Neue Beratungsstelle für Frauen in Schwangerschaftskonflikten
Zeit für schwangere Frauen
Britta Rogalla in ihrer Beratungsstelle in Berlin-Lankwitz. Foto: Oliver Gierens |
Wer Britta Rogalla und ihre neue Beratungsstelle für schwangere Frauen und junge Familien finden will, muss zunächst ein wenig suchen. In einem Gewerbegebiet im Berliner Stadtteil Lankwitz bietet die Diplom-Sozialpädagogin seit Kurzem auf christlicher, unabhängiger und nicht-staatlicher Grundlage Beratung für Frauen in Schwangerschaftskonflikten, aber auch Hilfe nach Abtreibungen und Erziehungsberatung für Familien an.
Dafür bringt sie eine lange Berufserfahrung mit: Über 20 Jahre hat sie beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Osnabrück gearbeitet, bis sie vor Kurzem in die Bundeshauptstadt gezogen ist. In Osnabrück hat sie den Bereich der ambulanten Hilfe zur Erziehung geleitet, hat unter anderem eine Weiterbildung als Systemische Familienberaterin oder als AD(H)S-Elterntrainerin (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) absolviert.
Eigene Überzeugung gehört nicht in Beratung
Das christliche Menschenbild mit seinem Ja zum Leben, aber auch der freien Willensentscheidung jedes Menschen ist die Grundlage ihrer Beratung, auch wenn sie selbst nicht katholisch ist. Dabei stellt sie klar: Eigene Haltungen dürften nicht in den Beratungskontext einfließen, denn das, so Britta Rogalla, wäre übergriffig. „Die Kunst liegt darin, in alle Richtungen zu beraten. Die Klientin ist die Expertin, sie soll nach guter Beratung ihre eigene Lösung finden“, sagt Rogalla. Ihr Angebot bezieht sie ausdrücklich nicht nur auf schwangere Frauen oder junge Familien. Sie will auch Frauen nach einer Abtreibung zur Seite stehen. „Das Thema ist für die Frauen oft schambesetzt, viele von ihnen wollen einen Abbruch nicht einmal benennen“, weiß Britta Rogalla aus ihrer langjährigen Erfahrung.
Eigene Marke – eigenständiges Konzept
Mit „FamFit“ hat sie ihre eigene Marke geschaffen, unter der sie ihre Beratung anbietet. Das Projekt läuft unter der Trägerschaft des Vereins Kaleb, nach eigener Darstellung ein überkonfessioneller Verein, der sich „in seinen Wertvorstellungen christlicher Ethik und Verantwortung verpflichtet weiß“. Finanziell unterstützt wird „FamFit“ auch von der „Stiftung Ja zum Leben“, bei der der Verein Kaleb eine Förderung beantragt hat.
Dennoch, so betont Britta Rogalla, sei „FamFit“ ein eigenständiges Konzept. Dazu gehört, dass sie schwangeren Frauen nach einem Gespräch keine Beratungsscheine ausstellt, die nach geltendem Recht für eine straffreie Abtreibung notwendig sind. „Je mehr ich unterwegs bin, desto mehr merke ich, wie wichtig eine differenzierte Beratung vor der Abtreibung ist“, sagt sie. Dabei wären dringend mehrere Termine nötig, um gemeinsam mit der Frau eine mögliche Lösung fern einer Abtreibung zu finden.
Ihre Beratungsstelle ist pauschal finanziert – das bedeutet, dass sie sich für eine Person mehr Zeit nehmen kann. Das sei insbesondere sinnvoll, um die Frauen in den zwei bis drei Wochen, in denen manchmal das Zeitfenster für eine straffreie Abtreibung liege, eingehend beraten zu können. „Frauen, die zu mir kommen, wollen sich das wirklich intensiv anschauen“, erklärt sie ihr Konzept. Auch Paarkonflikte seien nicht in einer Stunde aufzulösen, sagt Britta Rogalla. Da brauche es oft mehrere Termine, um zum Kern des Problems vorzudringen.
Ehrenamtliche Unterstützung gesucht
Auch nach der Geburt eines Kindes können Paare bei Britta Rogalla weiterhin Rat und Hilfe finden. Sie will einen Pool von Ehrenamtlichen aufbauen, die entsprechend geschult werden und zur praktischen Unterstützung für Familien zur Verfügung stehen. Jetzt heißt es für sie erstmal: bekannt werden, Werbung machen. So hat sie Postkarten mit plakativen Motiven und Informationen drucken lassen, die sie beispielsweise in gynäkologischen Praxen, bei Hebammen, in Familienzentren und christlichen Gemeinden verteilen will.
„Ich dachte mir, nach über 20 Jahren kann ich neue Wege gehen und meinen reichen Erfahrungsschatz Schwangeren in Not zur Verfügung stellen“, erzählt Britta Rogalla von ihrer Motivation. Hinzu kamen private Bezüge, die sie nach Berlin führten.
Genug zu tun gibt es in der Hauptstadt auf jeden Fall: Auf rund 40 000 Geburten kommen laut amtlicher Statistik rund 10 000 Abtreibungen.
Kontakt zur Beratungsstelle FamFit: www.famfit-berlin.de; beratung@famfit-berlin.de; 01 75 / 2 89 61 02
Von Oliver Gierens