Tag der Priester und Diakone
Zeiten des Wandels
Immer am Montag der Karwoche versammeln sich die Priester und Diakone des Bistums zu einem geistlichen Tag. Diesmal war es ein besonderer Tag, stand er doch ganz unter dem Eindruck des Rücktritts von Bischof Bode.
In der Einladung war noch ganz unverdächtig der „Vortrag des Bischofs“ über „Orientierungen in Zeiten des Wandels“ angekündigt. Zwischenzeitlich ist der Bischof aber zum „Altbischof“ geworden, wie Personalreferent Pfarrer Thilo Wilhelm ihn begrüßte. Und die Zeiten des Wandels haben im Bistum seit dem Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode eine neue, konkretere Bedeutung bekommen. Während die Feier der Chrisammesse, in der am Nachmittag die Heiligen Öle etwa für Taufen und Krankensalbungen geweiht wurden, von Diözesanadministrator Johannes Wübbe übernommen wurde, nutzte Bode den Vortrag für eine persönliche Erklärung an die Priester und Diakone.
Es sei einer der „emotional schwierigsten Termine“ im Zusammenhang mit seinem Rücktritt, bekannte der emeritierte Bischof. Noch einmal legte er die Gründe für seinen Rücktritt dar und ergänzte seine Rücktrittserklärung um einige Hintergründe.Er habe Verantwortung für eine Kirche getragen, „die nicht nur Segen gebracht, sondern auch viel Schuld auf sich geladen hat“. Im Umgang mit Missbrauch habe er „lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt“, zögerlich gehandelt und falsch entschieden. „Ich bekenne mich ausdrücklich zu dieser Verantwortung wie auch zu meinen persönlichen Fehlern.“
Nach dem Zwischenbericht der Missbrauchsstudie wollte Bode im Amt bleiben, um die Konsequenzen umzusetzen, räumte er ganz offen ein. Ebenso, dass er dabei unterschätzte, wie viel Vertrauen er vor allem in der eigenen Mitarbeiterschaft verloren hatte. Bei Treffen mit den Dechanten sowie mit pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen diese dem Bischof das aber klargemacht haben. Trotz der Fehler seien im Bistum in den vergangenen Jahren „wichtige Weichen gestellt worden, die den Weg in die Zukunft weisen. Diesen Weg wollte ich nicht zerstören.“
Gleichzeitig sind die wichtigsten Konsequenzen aus der Studie eingeleitet. „Auf diesem Weg sind wir ein halbes Jahr fortgeschritten“: Eine Ombudsstelle steht vor der Einrichtung, eine Beauftragte für den Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt ist eingestellt und die sogenannte Monitoring-Gruppe mehrheitlich mit externen Fachleuten besetzt. „Das alles wird auch ohne mich funktionieren“, sagte Bode. Außerdem hat der Synodale Weg ein vorläufiges Ende gefunden. Daher sei in den vergangenen Monaten der Entschluss zum Rücktritt gereift.
Auch aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit. „Das war ein wichtiger Grund für die römische Entscheidung“, den Rücktritt anzunehmen, betonte Bode. Die jetzt anstehenden Auseinandersetzungen und Diskussionen um die beim Synodalen Weg beschlossenen Reformen erfordern Kraft. „Das kann ich mir gesundheitlich nicht mehr zumuten.“
Keine Kirche als „arrogante und anmaßende Macht“
Bode betonte ausdrücklich seine freie Entscheidung zum Rücktritt: „Ich wollte selbstbestimmt gehen und wollte auch den Termin selbstbestimmt setzen.“ Nachdem er sein Rücktrittsangebot am 21. Januar nach Rom abgeschickt hatte, sei „ein Frieden und eine Befreiung in mir entstanden“, sagte Bode. So könne der Rücktritt auch für das Bistum ein Befreiungsschlag sein.
Doch zuvor hatte er noch dafür gesorgt, dass Beschlüsse des Synodalen Weges im Bistum umgesetzt werden. „Einige Erkenntnisse dieses Weges haben wir für unser Bistum in konkrete Maßnahmen überführt, die ich als Bischof selbst noch in Kraft setzen konnte“, sagte Bode. Er habe das „in großer Eile getan, weil ich wusste, dass ich 14 Tage später das so nicht mehr tun konnte“.
So sei die Ordnung für Qualifizierung und Beauftragung von Laien zum Predigtdienst angestoßen, ebenso die Ordnung für die Taufspendung durch Laien als auch die Vorbereitung für Segensfeiern für homosexuelle und andere Paare. In diesem Zusammenhang kritisierte Bode das jüngste Schreiben aus Rom, das daran erinnert, dass Laienpredigt und Taufe durch Laien kirchenrechtlich nicht zulässig seien. Am Ende des Briefes werde zum Dialog aufgerufen. „Man hätte diesen Dialog besser vorher geführt“, sagte Bode.
Vor den Priestern und Diakonen warb Bode um Verständnis für diese Reformen. „Ich sehe keine Aushöhlung des Priesteramtes.“ Die Vielfalt der Möglichkeiten würde die „sammelnde, einigende und sendende Kraft des kirchlichen Amtes“ eher stärken als schwächen. Innerster Auftrag als Amtsträger sei die priesterliche Begleitung, Bestärkung und Ermächtigung der Menschen. Der priesterliche Dienst finde „seinen tiefsten Ausdruck und Wesensauftrag in der Feier der Eucharistie“. Dadurch stehe das Weiheamt für den Bezug der vielfältigen Gnadengaben zum Ursprung und zum Ganzen der Kirche.
Bode warb für eine Kirche, die nicht sich, sondern Jesus in den Mittelpunkt stellt. „Der Weg der Demut, des Loslassens, des Zurücktretens, des schwächer Werdens“ ist für ihn der kirchliche Weg der Zukunft. Keine Kirche als „arrogante und anmaßende Macht“, die Menschen „durch herablassende Sprache und Haltung“ klein macht, sondern eine Institution, die „zum Heil und zur Erlösung der vielen eingesetzt“ wird, „um sie starkzumachen für das Leben“.
Ulrich Waschki