Zeltstadt auf hartem Pflaster
Der Auftakt der Sankt-Ansgar Woche stand diesmal ganz im Zeichen der Pfadfinder und damit der Jugend. Im Pontifikalamt im St. Marien-Dom sagt Erzbischof Stefan Heße: Beim Glauben ist das Durchhalten wichtig.
Es war ein zumindest ungewöhnliches Bild, das sich den Passanten am ersten Februartag vor dem St. Marien-Dom bot. Zelte, geschmückt mit großen bunten Flaggen erhoben sich auf dem einladenden Vorplatz. Aufgeschlagen hatten sie rund 300 Jugendliche des Diözesanverbands Hamburg der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Denn diese feiert genauso wie das Erzbistum Hamburg ihr 25-jähriges Bestehen. Ihr Gottesdienst am Abend sowie die anschließende Party im Haus der kirchlichen Dienste bildeten quasi das Präludium zur 47. Sankt-Ansgar-Woche, die offiziell tags darauf mit einem Pontifikalamt begann.
Ursprünglich wollten die Pfadfinder auch in den Zelten übernachten. Das wäre wohl nicht nur wegen des harten Großstadtpflasters, sondern auch wegen des Regens an jenem Samstagmorgen eine Zumutung gewesen. So übernachteten sie in benachbarten Schulräumen und trafen sich in den Zelten lediglich zu ihren Workshops. Und als das Wetter aufklarte, strömten sie hinaus zu einem klassischen Postenlauf durch den Stadtteil St. Georg, dessen Name besonders zum Programm passte, ist der heilige Georg doch auch der Schutzpatron der Pfadfinder.
„Ihr wart einer der ersten Verbände im damals neuen Erzbistum, der die neue Bistumsstruktur bei sich umgesetzt hat“, betonte Erzbischof Stefan Heße in seinem Grußwort.
Vor der Bistumsgründung gab es in Hamburg einige an den Gemeinden angebundene Pfadfinderstämme mit langer Tradition. Sie existierten schon teilweise länger als 50 Jahre. In Schleswig-Holstein dagegen sind viele Neugründungen erst in den vergangenen 25 Jahren entstanden. Zu den aktuell 21 Standorten sollen auch zukünftig weitere hinzukommen.
„Besonders in Mecklenburg möchten wir uns gerne stärker einbringen“, so Astrid Günter. Gemeinsam mit Sven Krüger und Kurat Diakon Thomas Müller bildet sie den ehrenamtlichen Diözesanvorstand. Gründungen etwa in Schwerin sind nach Wegzug von engagierten Gruppenleitern in den letzten Jahren nicht von nachhaltiger Dauer gewesen.
Der Zulauf an Kindern und Jugendlichen ist insgesamt ungebrochen, die Gewinnung von ehrenamtlichem Leitungspersonal bleibt gerade in ländlicheren Regionen schwierig. Mit 1300 Mitgliedern ist die DPSG der größte katholische Jugendverband im Erzbistum Hamburg.
Eine prominente Rolle nahm die DPSG auch bei dem Pontifikalamt mit Erzbischof Heße am Sonntag ein. Denn dort wurde mit ihr erstmals ein ganzer Diözesanverband mit einer Ansgarmedaille ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde stellvertretend von Astrid Günter und Sven Krüger entgegengenommen. Auf Vorschlag des Metropolitankapitels wurden für ihren „vorbildlichen Einsatz für die Kirche“ zudem Schwester Barbara Hellmann aus Reinbek und Heinrich Nostheide aus Neubrandenburg ausgezeichnet.
In seiner Predigt ging der Erzbischof auf das nötige Durchhaltevermögen für so ein Engagement ein. „Es ist nicht die größte Leistung Christ zu werden“, sondern eine viel größere, Christ zu bleiben. Damit meinte er Fragen „Wie halte ich mich ein Leben lang Gott gegenüber geöffnet und mache eben nicht die Türen meines Lebens zu?“ und „Wie richte ich mich ein Leben lang auf diesen Gott aus, der immer größer ist als alles was ich denke, tue und mir ersehne?“
Text u. Foto: Matthias Greve