Ziemlich beste Freundinnen
In diesen Tagen beginnen viele Jugendliche ihr „Freiwilliges Soziales Jahr.“ Hannah Weiss und Nina Stock haben ein solches Jahr gemacht, und zwar in der Kurklinik Stella Maris in Kühlungsborn. Sie werden diese Zeit nicht vergessen.
Gut gelaunt bereiten Hannah Weiss und Nina Stock um 7 Uhr das Frühstück zu. Nicht nur für sich, sondern für viele junge Patienten. Die beiden 19-Jährigen waren bis vor kurzem im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Kühlungsborner Mutter-Kind-Kurklinik „Stella Maris“, einem Haus der Caritas. „Natürlich wollen sie am liebsten nur Nutella aufs Brot. Aber wir achten schon drauf, dass viel Gesundes auf den Tisch kommt“, sagt Hannah Weiss. Sie stammt aus Rostock und fand in der Bielefelderin Nina Stock eine echte Freundin. Beide kümmern sich im „Regenbogenland“ um 40 Kinder von drei bis zwölf Jahren, die in vier Gruppen untergebracht sind. „Als wir uns kennenlernten wusste wir sofort, dass wir uns verstehen“, sagt Nina Stock.
Die Klinik gab ihnen einen Tag Probezeit. Doch zu überlegen brauchten die beiden nicht. „Die Atmosphäre hier ist so schön und die Kinder geben einem so viel zurück. Das Team ist toll. Es macht Spaß hier zu arbeiten“, sagt Hannah Weiss. „Und ich kann jetzt sehr schnell Obst schneiden und Kinder wickeln.“ Die beiden besuchen regelmäßig Seminare im Jugendhaus in Teterow. „Das gehört dazu“, so die Leiterin der Kurklinik, Elisabeth Grochtmann. „Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, wie sehr sich die FSJler weiterentwickeln. Das sind junge Leute, die bringen frischen Wind rein.“
„Sie sind die Ersten die kommen und die Letzten die gehen“, so die stellvertretende Leiterin Karin Rode. „Sie arbeiten selbstständig und sind 40 Stunden in der Woche bei uns.“
Kinderbetreuung, Küchendienst, Aufräumen, Reinigen – die beiden haben viel zu tun: „Ich haben schon als Chorleiterin mit Kindern gearbeitet. Meine Freunde rieten mir zum FSJ-Jahr und ich habe es nicht bereut“, sagt Hannah Weiss. „Das was sie sagten ist eingetreten. Ich bin dadurch selbstbewusster und eigenständiger geworden.“ Bald wird sie eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beginnen.
Mit ihren Eltern verbrachte Nina Stock ihre Ferien in Kühlungsborn und kam so auf die Idee: „Ich dachte, ich möchte Grundschullehrerin werden. Jetzt habe ich mich entschieden, entweder Wirtschaftspsychologie oder Pädagogik für Kinder zu studieren, danach Kinder und Jugendpsychologie. Mal sehen was klappt.“ Eigentlich wollte sie als Au Pair nach England: „Natürlich sind meine Eltern froh, dass ich mich anders entschied. Es sind ja nur vier Stunden Autofahrt hierher.“
Die beiden wirken wie Schwestern: „Wir sind eng zusammen gewachsen und wollen auch nach dem Jahr hier in Kontakt bleiben“, sagt Hannah Weiss. „Unsere Eltern kennen sich auch schon und meine Berufsschule ist in der Nähe von Nina.“
30 Mütter und 40 bis 45 Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren kommen jeweils für drei Wochen als Patienten in die Kurklinik. „Die Mütter, die zu uns kommen, sind oftmals sehr erschöpft“, erklärt Elisabeth Grochtmann. Das Haus verfügt über eine Therapieabteilung mit Sauna, eine Arztpraxis, verschiedene Gruppenräume, Kinderbetreuungsbereich und Teeküchen in den Wohnbereichen. Eine Seelsorgerin kommt regelmäßig ins Haus und eine Krankenschwester ist rund um die Uhr für die Gäste da.
Text u. Foto: Sabine Hügelland