Im Norden gibt es 1300 Küster

Zu Weihnachten alle Hände voll zu tun

Ein Mann steht in einer Kirche und hält mit einer Hand das Mikrofon am Ambo fest

Foto: Sebastian Hamel

Vielfalt: Ob es um die Betreuung der Mikrofonanlage geht (oben) oder um das Aufstellen des Adventkranzes – der Arbeitsbereich von Ansgar Struck als Küster ist reichhaltig.

Gut 1300 Frauen und Männer helfen als Küster in den norddeutschen katholischen Kirchengemeinden mit, damit die Gottesdienste zu Weihnachten feierlich begangen werden können. Einer von ihnen ist Ansgar Struck aus Lingen, der auf die Unterstützung durch ein mehrköpfiges Team setzen kann.

Rund 4900 Mitglieder zählt die St.-Bonifatius-Gemeinde in der Lingener Innenstadt, das 1836 errichtete Gotteshaus mit seinem 1904 nachträglich erbauten Turm zählt zu den stadtbildprägenden Gebäuden. Von der täglichen Frühmesse bis zum feierlichen Gottesdienst an Hochfesten herrscht in der Kirche ein reger Betrieb. Für reibungslose Abläufe sorgt dabei Ansgar Struck: Seit vergangenem Frühjahr wirkt der 61-Jährige hauptamtlich als Küster in der Gemeinde, nachdem er die Tätigkeit zuvor bereits einige Zeit ehrenamtlich ausgeführt hatte – und gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit gibt es für ihn jede Menge zu tun.

Ansgar Struck ist „ein Kind der Gemeinde“, wie er sagt: Er wurde getauft und gefirmt in der St.-Bonifatius-Kirche, engagiert sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Gremien. „Schon mein Opa war im Kirchenvorstand“, erzählt er. Lange Zeit ist Struck als kaufmännischer Angestellter in einem Unternehmen tätig gewesen, ehe er nun den beruflichen Wechsel wagte. Großartig eingewöhnen musste er sich in sein neues Arbeitsumfeld nicht: „Als Kirchgänger weiß man nach 60 Jahren, was passiert“, sagt er augenzwinkernd.

Nein - der Hausmeister ist er nicht

Von kirchenfernen Freunden sei er schon gefragt worden, ob er jetzt so etwas wie ein Hausmeister sei – aber das ist freilich nicht der Fall: Die Kernaufgabe des Küsters ist die Vor- und Nachbereitung der liturgischen Feiern. Hierzu zählen das Bereitlegen von Priestergewand und Messbuch sowie das Einstellen der Mikrofonanlage ebenso wie das anschließende Aufräumen der Kirche. Insbesondere die Kollekte muss an einen sicheren Ort verbracht werden, denn auch ein Gotteshaus ist vor Diebstahl nicht gefeit, wie Struck berichtet: In der Kirche seien unter anderem schon die Schellen für die Wandlung und Kerzen vom Adventskranz entwendet worden. Auch während des Gottesdienstes bleibt der Küster als Ansprechpartner zugegen: So könne es etwa vorkommen, dass ein Messdiener ihn fragt, ob er noch ein paar Kohlen für den Weihrauch hat.

Seine Aufgaben teilt sich Ansgar Struck mit der ebenfalls an St. Bonifatius wirkenden Schwester Lety – und überhaupt könne er auf ein „super Team“ bauen, betont er: „Von der Reinigungskraft bis zum Pastor bin ich hier mit allen per Du.“ Da schimpfe auch niemand, wenn mal etwas schiefgehen sollte. Heutzutage wird der Küsterberuf zudem von einem hohen Maß an Technik unterstützt. Das Licht und die Glocken etwa lassen sich über moderne Steuerelemente bedienen. „Die Glocken läuten im Normalfall automatisch, zu Hochfesten muss man gegebenenfalls nachsteuern“, sagt Struck.

Die große Krippe steht verteilt an drei Orten in der Kirche

Apropos Hochfest: Geht es auf Weihnachten zu, müssen ganz eigene Aufgaben und Herausforderungen gestemmt werden: „Das beginnt schon im November“, berichtet Ansgar Struck. „Der Adventskranz beispielsweise muss frühzeitig bestellt werden.“ In der Kirche gilt es, die liturgische Farbe von Grün auf das adventliche Violett umzustellen – die Farbe der Buße, Besinnung und Verwandlung. Auch muss der Küster nun vermehrt die Heizung im Blick behalten, und das nicht nur hinsichtlich der Gottesdienste: „Wir haben im Advent zahlreiche Veranstaltungen in der Kirche, zum Beispiel verschiedene Konzerte mit Chören.“ So wurde etwa am 14. Dezember das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach in der St.-Bonifatius-Kirche zur Aufführung gebracht.

Auch am Krippenaufbau ist Ansgar Struck selbstverständlich beteiligt: „Wir haben eine große Krippe an drei verschiedenen Orten in der Kirche“, sagt er. Hier brauche es mehrere helfende Hände: Unter anderem werde schon vor dem ersten Advent das benötigte Moos im Wald gesammelt, welches anschließend in einer Gärtnerei zum Trocknen liegt. Natürlich darf auch ein Weihnachtsbaum nicht fehlen: „Früher kam dieser von Gemeindemitgliedern, heute beziehen wir ihn von einem Händler“, berichtet Struck. Am dritten Advent wird er aufgestellt.

Krippenspiel erfordert viel Technik

An Heiligabend geht es dann richtig zur Sache: Mit der Frühmesse am Morgen, der Krippenfeier am Nachmittag und zwei Messen am Abend um 18 und 22 Uhr stehen an diesem besonderen Tag gleich vier Gottesdienste auf dem Programm der St.-Bonifatius-Gemeinde. Gerade das Krippenspiel komme mit speziellen technischen Anforderungen daher, etwa bezogen auf die sensiblen Handmikrofone.

Nicht selten ist auch Spontaneität gefragt, berichtet Ansgar Struck: vom fehlenden Stuhl, der herbeigeschafft werden muss, bis zum Blick in die Bankreihen, ob kurzfristig jemand beim Ministrieren aushelfen kann. Alles in allem bereite ihm der Beruf viel Freude und er erfahre immer wieder Wertschätzung: „Die Leute nehmen es wahr, dass da jemand ist, der sich kümmert.“ Und so freut sich Struck – trotz erhöhtem Stresslevel – auch als Küster auf ein schönes Weihnachtsfest.

Zahlen

In den drei norddeutschen Diözesen sind rund 1300 Haupt- und Ehrenamtliche als Küsterin bzw. Küster aktiv. Im Erzbistum Hamburg sind es etwa 600, in der Diözese Hildesheim über 400 und im Bistum Osnabrück etwa 300.

 

Sebastian Hamel