Kirchliche Mitarbeiter

Zufriedener als erwartet

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Eine Lehrerin sitzt auf dem Pult, ihr gegenüber einige Schüler
Nachweis

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Auch Lehrerinnen und Lehrer an kirchlichen Schulen haben sich an der Umfrage beteiligt. Foto: Fotolia

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bistum Osnabrück konnten online Kommentare dazu abgeben, was ihnen an ihrer Tätigkeit gefällt und wo es klemmt. Das Ergebnis überrascht positiv – aber es bleiben auch Kritikpunkte.

Peter Klösener ist zufrieden. Nicht nur mit seinem Arbeitsplatz in der Landvolkhochschule Oesede, wo er sowohl für das Bildungshaus als auch den Familienbund der Katholiken tätig ist. Auch mit den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie, zu deren Auftraggebern er gehört. Die Studie zeigt, dass viele der Frauen und Männer, die im Nordwesten für die katholische Kirche arbeiten, das gerne tun. „Wir hätten nicht gedacht, dass die persönliche Einstellung zum Glauben unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so deutlich positiver ist als in der Gesamtbevölkerung“, sagt er. „Wir lesen daraus, dass vielen ihr Christsein und die Arbeit für die Kirche auch etwas wert ist.“

"Das ist eine herausragende Quote"

Arbeitnehmer und Arbeitgeber – in der Kirche heißen sie Dienstnehmer und Dienstgeber – haben gemeinsam die Studie in Auftrag gegeben. Ein Fachausschuss der Kommission für die Ordnung des diözesanen Arbeitsvertragsrechts (KODA), in der beide Seiten paritätisch vertreten sind und dem Peter Klösener angehört, wollte es genau wissen. In den ersten sechs Wochen des Jahres 2023 waren rund 13 800 Dienstnehmer aufgerufen, sich an einer Umfrage der Universität Vechta zu beteiligen. Rund 3000, die im Bistum Osnabrück oder im niedersächsischen Teil des Bistums Münster für eine kirchliche Einrichtung arbeiten, haben mitgemacht. Klösener ist ganz offen: „Zuerst war ich wegen der vermeintlich geringen Zahl enttäuscht. Aber dann hat der mit der Studie befasste Professor Christoph Schank aus Vechta versichert, dass das eine ganz herausragende Quote ist.“ So seien die Ergebnisse in einem Höchstmaß valide und auf jeden Fall repräsentativ.
Der Uni-Professor hat jetzt Interessierten die Ergebnisse vorgestellt. Ungefähr die Hälfte der Befragten gibt an, mit den Arbeitsbedingungen zufrieden zu sein, ein weiteres Drittel stimmt in diesem Punkt wenigstens noch teilweise zu. Die Studie kommt deshalb zu der Einschätzung, dass es keine bevorstehende Kündigungswelle gebe. Nur jeder Zehnte beschäftige sich mit einem Job- oder Berufswechsel. 

Konflikte zwischen Laienmitarbeitern und Priestern

Professor Schank sieht eine deutliche Präferenz für die Kirche als Arbeitgeber: 69 Prozent der Befragten stimmen zu, dass in ihrer Einrichtung eine christliche Wertekultur gelebt wird, 43 Prozent bestätigen, dass der Glaube bei der Erledigung ihrer Arbeit eine große Rolle spielt. Kirche als Arbeitgeber aufgrund der Wertekultur erhält ebenfalls gute Zustimmungswerte.
Nun sind nicht alle Arbeitsplätze bei der Kirche unmittelbar vergleichbar: Pastorales Personal in den Kirchengemeinden ist in Glaubensfragen anders herausgefordert als Mitarbeiter in Beratungsstellen, Erzieherinnen in der Kita oder Lehrer an Schulen. So tun sich Mitarbeiterinnen in Kitas sowie Lehrerinnen und Lehrer mit Rahmenbedingungen schwer, die die Kirche als Arbeitgeber gar nicht zu verantworten hat, etwa die Größe von Kita-Gruppen oder Schulklassen. Der Aussage, dass „ich den vielfältigen Ansprüchen an einen Gemeinde- oder Pastoralreferenten gerecht werden kann“, stimmen zwar 72 Prozent der Mitglieder beider Berufsgruppen zu, 28 Prozent aber auch nicht. Die Studie nennt als Negativpunkte zum Beispiel Konflikte zwischen Laienmitarbeitern und Priestern, jeder Zweite vermisst demnach Anerkennung, Wertschätzung oder Respekt. Vor allem Frauen ringen um Würdigung ihres Wirkens. Und: Die Identifikation mit der katholischen Kirche ist im Pastoralen Dienst alarmierend niedrig, so die Studie. 

Kirche als Arbeitgeber weiter attraktiv machen

Warum hat die KODA die Studie in Auftrag gegeben? „Eigentlich ging es uns darum herauszufinden, wie wir die Kirche als Arbeitgeber weiter attraktiv machen können“, sagt Klösener. Und so konnten sich die Befragten auslassen über ihre Einstellung zu Glaube und Beruf und konnten Wünsche äußern an die Arbeitsbedingungen. Die KODA will sich jetzt zusammensetzen und überlegen, welche Punkte weiter bearbeitet werden müssen. Gemäß der Aufgabenstellung der KODA geht es um arbeitsvertragsrechtliche Dinge. Dabei stehen auch Zuwendungen auf dem Programm, zum Beispiel Zuschüsse zur Mitgliedschaft in Fitnesseinrichtungen oder die Ermöglichung eines Sabbatjahres oder eines Lebensarbeitszeitkontos. Überraschenderweise spielt gerade die Unterstützung beim Job-Ticket keine große Rolle. Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ist für knapp 40 Prozent interessant.

Mitgemacht haben rund 1530 Erzieherinnen, 90 Referenten in der Jugend- oder Erwachsenenbildung, 220 Mitarbeiter aus dem Pastoralen Dienst, 368 Lehrkräfte, 30 Mitarbeiter von Beratungsstellen sowie 754 Mitarbeiter aus Technik und Verwaltung, zum Beispiel im liturgischen oder kirchenmusikalischen Dienst Tätige, aus Hauswirtschaft oder Reinigung sowie aus Handwerk oder Haustechnik.

Internet: regional-koda.org

Matthias Petersen