Zwei Pfarrer für die Pfarrei St. Vicelin in Eutin
Zugehen auf die Zukunft
Die Eutiner Pfarrei Sankt Vicelin wird künftig von zwei Pfarrern geleitet. Eingeführt wurden die beiden Padres in der evangelische Kirche St. Michaelis.
Es war nicht leicht, in die Eutiner Kirche St. Michaelis zu gelangen. Das Gotteshaus liegt im Herzen der Stadt und hat einen Kirchhof mit drei Zugängen. Ideal, um Einlasskontrollen zum Impfstatus zu organisieren, was Ordnungskräfte mit großer Sorgfalt vornahmen. Allerdings galt die Kontrolle nur mittelbar den gut 100 Gottesdienstbesuchern, die am vergangenen Sonntagnachmittag in das evangelisch-lutherische Gotteshaus strebten: auf dem Kirchhof war ein historisch inspirierter Weihnachtsmarkt aufgebaut, auf dem die 2 G-Regelung galt.
Dass die katholische Pfarrei Sankt Vicelin ihre beiden neuen leitenden Geistlichen in St. Michaelis begrüßte, hatte damit zu tun, dass die Kirche deutlich größer als die eigene Pfarrkirche Unbefleckte Empfängnis Mariens ist – in Coronazeiten ein echter Vorteil. Und da die Ökumene in Eutin schon unter dem Anfang März in den Ruhestand getretenen Pfarrer Bernd Wichert ziemlich lebendig war, konnte nicht nur bei den Geschwistern im Glauben gefeiert werden, sondern es waren auch einige evangelische Geistliche gekommen. Darunter waren „Hausherrin“ Pastorin Maren Löffelmacher und der Eutiner Propst Peter Barz, der die Gäste begrüßte. Die lokale Politik wurde durch Kreispräsident Harald Werner und Bürgervorsteher Dieter Holst vertreten.
Es war ein besonderer Gottesdienst, denn mit den Padres Nikolaus Meran Koban (44) und Jacques Kamba (46) vom Orden der Steyler Missionare wurden erstmals zwei Geistliche gemeinsam mit der Leitung einer Pfarrei – in solidum, wie es im kanonischen Recht heißt – im Erzbistum betraut. Der aus Indonesien stammende Pater Koban wird ebenso als Pfarrer geführt wie der aus dem Kongo gebürtige Pater Kamba, wobei es Pater Koban zukommt, als „Moderator des Priesterteams“ zu agieren. So steht es in seiner Beauftragung, die der Dekan für Schleswig-Holstein, der Kieler Propst Dr. Thomas Benner, verlas. Der Domkapitular hatte in den vergangenen Monaten die Pfarradministration übernommen.
„Advent ist immer ein Zugehen auf die Zukunft“, sagte Benner in seiner Predigt. Doch die Kirche als Organisation sei über Jahrhunderte auf größtmögliche Stabilität und Ewigkeitswerte ausgerichtet gewesen. „Heute aber, in einer Zeit, in der sich alles verändert und das mit zunehmendem Tempo, da muss die Kirche lernen, ihre Organisation zu verändern, ohne ihre Identität aufzugeben“, so Benner. Es brauche eine neue Struktur, die in der Lage sein müsse, sich neuen Bedingungen anzupassen, damit Kirche ihrem Sendungsauftrag treu bleiben könne. Das gelte auch für den Bereich des Leitungsdienstes, so der Dekan.
Nicht konfliktscheu, nicht harmoniesüchtig
In ihrem gemeinsamen Dankeswort, das Pater Kamba nach dem Gottesdienst verlas, hieß es: „Das, was wir beide jetzt wagen, nämlich die duale Leitung, ist in der Tat eine völlig neue Situation und der Versuch, ein neues Leitungsmodel auszuprobieren, welches auch von uns selbst, Steyler Missionaren aus Indonesien und dem Kongo – trotz unserer unterschiedlichen Charakter – eine gute Zusammenarbeit erfordert.“ Im Gespräch mit der Neuen KirchenZeitung ergänzten sie später noch, dass sie Streitthemen nicht aus dem Weg gehen wollen. Vielmehr setzen sie auf Dialog: „Nicht menschenscheu, nicht konfliktscheu und nicht harmoniesüchtig“, so drückte es Pater Koban aus. Beide Padres kennen sich nicht nur als Ordensbrüder, sondern auch aus ihrer Tätigkeit im Pastoralen Raum südlich der Elbe, der im September als neue Pfarrei Sankt Maximilian Kolbe gegründet wurde.
Simone Czemper, Vorsitzende des Pfarrpastoralrats, wünschte Koban und Kamba in ihrem Grußwort Stärkung durch die drei G‘s: „G für Geist, der andere begeistern und mitreißen kann. G für Glauben, der in den Menschen wieder erweckt werden möchte. Und G für Gemeinschaft, eine Gemeinschaft, die die Probleme unserer Zeit gemeinsam anpackt, jede und jeder mit seinen Gaben, jede und jeder auf seinem Platz.“
Bernhard Baumanns, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender, übergab einen Schlüssel zum „Eröffnen geistiger Räume“ und sprach von einem „Tag der Freude“. Er dankte Propst Benner und Pfarrsekretärin Monika Bracht-Baier für deren Engagement in den vergangenen Monaten. Bürgervorsteher Holst erntete Lacher, als er darauf anspielte, dass Pater Kamba in seiner Hamburger Zeit einen Angelschein gemacht habe und nun in Ostholstein viele gute Möglichkeiten zum Angeln haben werde.
Übrigens, da Pater Koban durchaus auch am Angeln interessiert ist, könnten sie Streitthemen ja vielleicht künftig beim Angeln besprechen. Dann beißen zwar die Fische nicht – aber es ist gut für‘s Gemüt.
Text u. Foto: Marco Heinen