Bischof Bode in Osnabrück verabschiedet

Zum Abschied noch ein starkes Zeichen

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Bischof Bode segnet den Altar zur Gabenbereitung
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bpo/Christof Haverkamp

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Zum letzten Mal ging Altbischof Bode mit dem Weihrauchfass rund um den Altar. Foto: bpo/Christof Haverkamp

Mit einem emotionalen Gottesdienst ist Franz-Josef Bode als Bischof von Osnabrück verabschiedet worden. Ganz still wurde es im Dom, als er zu Beginn ganz allein das Schuldbekenntnis betete. 

Wie verabschiedet ein Bistum angemessen seinen Bischof? Diese Frage stellt sich in den Diözesen immer wieder. In Osnabrück kam jetzt ein weiterer Aspekt hinzu: Wie verabschiedet man einen Bischof, der nicht ganz freiwillig aus dem Amt geschieden ist? Wie viel Pomp darf es sein, angesichts selbst eingeräumter Verfehlungen, angesichts fehlender Konsequenz gegenüber Missbrauchstätern? Wer am Sonntag im Dom dabei war, sei es in Präsenz, sei es verbunden über den Livestream, konnte die Antwort unmittelbar erleben. Es war eine bewegende Feier, die einen guten liturgischen Rahmen hatte, die aber das Thema Missbrauch keinesfalls aussparte. 

Zum letzten Mal ist er der Chef im Ring, zieht am Schluss der Schar von Ministranten und Konzelebranten ein in den Dom, segnet die Menschen links und rechts. Dass es kein Pontifikalamt ist wie jedes andere, dass heute ein besonderer Tag ist, wird in den Zeichen deutlich. Der Stuhl des Bischofs, die Kathedra, bleibt leer, der Altbischof nimmt an einer Seite des Altars auf dem normale Priestersitz Platz. Weihbischof Johannes Wübbe tritt in seinem Amt als Diözesanadministrator ans Mikrofon, erinnert an den 25. März, den Tag des Rücktritts, als Franz-Josef Bode aller Welt mitteilte, er sei nicht mehr Bischof von Osnabrück. 

„Die Kräfte waren dem nicht mehr gewachsen“

Dann ergreift auch der Altbischof selbst das Wort, begründet noch einmal seinen Rücktritt, zeigt auf, wie nah ihm alles gegangen ist: die Vorwürfe, dass er sich mehr den Tätern sexuellen Missbrauchs zuwendete als den Betroffenen, die Zerstrittenheit in der Kirche über Reformen, nicht zuletzt seine Rückenerkrankung, wegen der er 2019 fast ein ganzes Jahr lang in Behandlung war. „Die Kräfte waren dem nicht mehr gewachsen“, sagt er.

Der Altbischof redet nicht um den heißen Brei, nennt noch einmal klar seine Versäumnisse – und leitet ein, um ein außergewöhnliches Zeichen zu setzen. Er betet ganz allein das Schuldbekenntnis, ganz still ist es jetzt im Dom. Bodes Worte scheinen anzuschließen an zwei Schritte, für die er in Erinnerung bleiben wird: Im April 2000 und im November 2010 hatte er jeweils Schuld der Kirche bekannt und sich als sichtbares Zeichen vor dem Altar ausgestreckt.

Geheimnis der Dreifaltigkeit als roter Faden

Der Gottesdienst nimmt seinen normalen Verlauf, in seiner Predigt geht der Altbischof liturgisch auf den Tag ein, es ist der Dreifaltigkeitssonntag. „Wer mich kennt, weiß, dass ich dieses Geheimnis der Dreifaltigkeit immer als roten Faden meines Weges verstanden habe“, sagt er und nennt sie die „Signatur des Christlichen“. Was folgt , ist eine Beschreibung der göttlichen Liebe, Gott als der immer Größere, „der in keinem Bild und keinem Wort zu fassen ist“. Dann geht es ins Persönliche, noch einmal zeigt er auf, dass er  versucht habe, „den Gezeiten des Glaubens, des Hoffens und Liebens zu entsprechen“. Dass ihm das nur „bruchstückhaft und unvollkommen“ gelungen sei, sei ein großer Schatten über seinem Weg. 

So bittet er noch einmal um Vergebung für Fehler die in den insgesamt 32 Jahren als Bischof – am 5. Juni 1991 war er in Paderborn zum Weihbischof ernannt worden – geschehen seien. Was zum Schluss folgt, könnte leicht als sein Vermächtnis an das Bistum Osnabrück verstanden werden: Er wollte „in der Pastoral die Positivität des Christlichen, das unbedingte Ja Gottes zum Menschen gegen alle verneinenden Kräfte leben“. Er zitiert den Apostel Paulus, der die Gläubigen nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen wollte, sondern auch am eigenen Leben. In diesem Sinne wünsche er dem Bistum weiterhin viel Mut und Wachheit für die Zeichen der Zeit und viel Kraft, damit es auch in diesen und kommenden Zeiten „Gott und den Menschen nahe“ bleibe. 

„Eindrucksvoller Priester, Theologe und Bischof“

Katharina Abeln und Propst Bernhard Stecker bei ihrem Grußwort.
Katharina Abeln und Propst Bernhard Stecker bei ihrem Grußwort. Foto: bpo/Christof Haverkamp

Noch vor dem Segen gibt es ausgewählte Grußworte. Alle Redner würdigen kurz und knapp die Verdienste des Bischofs, niemand sparte den Bezug auf die Missbrauchsfälle aus. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, lobt ihn als „eindrucksvollen Priester, Theologen und Bischof“. Wer seine Hirtenworte lese und und seine Predigten höre, erlebe „einen zutiefst geistlichen Menschen“. Oberbürgermeisterin Katharina Pötter äußert ihren „Respekt davor, dass Sie bereit gewesen sind, für persönliche Versäumnisse und Fehlentscheidungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der schlimmen Fälle von sexuellem Missbrauch Verantwortung zu übernehmen“. Landesbischof Ralf Meister verabschiedet „einen ökumenischen Freund“. Schließlich überreichen Katholikenratsvorsitzende Katharina Abeln und Propst Bernhard Stecker ein Bild vom Dom, zusammengesetzt aus vielen kleinen Porträts von Gemeindemitgliedern.

Langen Applaus gibt es beim Auszug aus dem Dom. Erleichterung ist spürbar. Franz-Josef Bode bleibt dem Bistum als Altbischof erhalten. Verantwortung tragen jetzt andere.

Matthias Petersen