Theaterstück „Die amerikanische Päpstin“ in Halle
Zurück zur alten Strenge?
Im Stück von Ester Vilar will Päpstin Johanna II. alle Lockerungen kirchlicher Vorgaben rückgängig machen. Foto: Katholische Akademie |
„Habemus Papessam“, das Unfassbare ist geschehen, eine Frau besteigt den Papstthron. Doch dieser ist alles andere als prunkvoll, und auch die Kirche mit ihren 22 Millionen verbliebenen Gläubigen, die Johanna II. vorfindet, scheint aufgrund weitgehender Liberalisierung in jeder Hinsicht ruiniert zu sein. Wie wird die von allen Gläubigen auf vier Jahre gewählte Päpstin mit diesem Erbe umgehen?
1982 schrieb Esther Vilar „Die Antrittsrede der amerikanischen Päpstin“, in der sie sich mit der Frage auseinandersetzt, ob und wie die Menschen mit Freiheit umgehen können und welche Rolle die Kirche und der Glaube an Gott dabei spielen.
In der pointierten Inszenierung von Sibylle Kuhne und Jörg Kaehler erweckte die Leipziger Schauspielerin Sibylle Kuhne Päpstin Johanna II. in der Heilig Kreuz Kirche in Halle zum Leben. 65 Zuschauer wurden am 12. Oktober Zeuge dieses Schauspiels, mit dem sie berührte und zum Nachdenken anregte. Der schlichte weiße Papststuhl passte gut in das Ambiente der Kirche, in der das Stück eine besondere Wirkung hatte. Die Schauspielerin wurde mit einem kräftigen Applaus belohnt und bedankte sich für die Möglichkeit, in einer Kirche spielen zu können.
Die amerikanische Päpstin meint, dass Menschen unbedingt feste Vorgaben brauchen. Sie will alle Liberalisierungen von der Papstwahl über die Abschaffung der Beichte bis zur kirchlichen Ehescheidung rückgängig machen. Die Kirche soll in ihrem alten Glanz und ihrer alten Strenge wieder erstrahlen.
Aufführung mit Sibylle Kuhne in Halle
Die Aufführung wurde von der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg realisiert und begleitet. Im Anschluss daran gab es ein Gespräch mit der Schauspielerin, dem Pfarrer der Gemeinde vor Ort, Magnus Koschig, und Maria Faber, Bildungsreferentin Weltkirche und Missio-Referentin für das Bistum Magdeburg. Moderiert wurde das Gespräch von Rebekka Gewandt, Referentin der Katholischen Akademie.
Im Gespräch ging es um die Situation in der Kirche und die notwendigen Erneuerungen, die mit dem Synodalen Weg in Deutschland und dem Synodalen Prozess weltweit angestoßen wurden. Dass die Kirche eine Zukunft hat, daran hatte niemand unter den Diskutanten Zweifel. Wie die Kirche in zehn, 20 oder 100 Jahren aussieht, wollte jedoch keiner sagen. Ebenso wurde darüber diskutiert, wie viel Orientierung der Mensch durch Regelwerke braucht und ob er in der Lage ist, den Umgang mit Freiheit zu lernen. Der Glaube an Gott und eine den Menschen zugewandte Kirche habe die Kraft, die nötige Orientierung zu geben, um mit der gottgegebenen Freiheit zu leben, hieß es.
(rg/tdh)