Zurück zur Erde

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Mit der Himmelfahrt des Auferstandenen beginnt für seine Jünger eine neue Zeit. Es ist die Zeit des Glaubens. Es ist auch die Zeit, in Jesu Namen auf der Erde zu handeln. Das geht nur, wenn man nicht zu lange in den Himmel schaut. 

Christi Himmelfahrt
Ausschnitt aus dem Bild Himmelfahrt, gemalt von Benevuto Tisi.  Foto: wikipedia

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut gen Himmel?“, so fragen die zwei Engel die Apostel (Apostelgeschichte 1,11). Eine komische Frage. Wohin sollten sie sonst schauen? Gerade ist der auferstandene Jesus in den Himmel entschwunden. Schaue ich nicht bei weitaus profaneren Ereignissen in den Himmel? Etwa wenn ich am Flughafen einem Flugzeug nachblicke, in dem ein lieber Mensch sitzt; wie es abhebt, immer kleiner wird und in den Wolken verschwindet. Es dauert dann eine Weile, bis ich den Blick vom Himmel lösen kann, mich umdrehe und heimwärts gehe. Ganz leicht ist dieser Moment nicht. 

„Was schaut ihr gen Himmel?“ Offensichtlich sollen die Apostel nicht am Geschehenen kleben bleiben. Eine neue Zeit ist angebrochen. Ein neues Kapitel ist aufgeschlagen in der Geschichte des Gottesvolkes. Die neue Zeit ist Erdenzeit. Der zum Vater gegangene Christus schickt seine Jünger zurück auf die Erde. „Bleibt in der Stadt!“, lautet sein letzter Auftrag. Jerusalem ist nicht nur ein höchst irdischer Ort. Für Anhänger des Gekreuzigten ist Jerusalem gefährlich. Die Feinde Jesu können wieder zuschlagen. Keine guten Aussichten! 

Unterschriftsberechtigt im Namen Jesu

Mit der Himmelfahrt beginnt die „Zeit des Glaubens“, wie Paulus im Korintherbrief sagt. Jünger Jesu sind Menschen, die an ihn glauben. Das heißt immer: Menschen, die trotzdem glauben. Obwohl wir Jesus nicht sehen, obwohl wir ihn auch oft nicht spüren. Obwohl wir immer weniger werden. Obwohl wir schon so lange bitten „Dein Reich komme!“ Und noch ist davon wenig zu sehen. 

Jesus hat gewusst, wie schwer das ist. Dem „ungläubigen Thomas“ sagt er: „Selig, die nicht sehen, und doch glauben.“ 

Im Himmelfahrtsbericht des Markusevangeliums (16,17–18) gibt Jesus seinen Jüngern nicht nur den Segen, sondern dazu einige Fähigkeiten: Wir, die Glaubenden, dürfen in seinem Namen sprechen und handeln. Das ist so etwas wie eine Unterschriftsbevollmächtigung. „In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden.“ In Jesu Namen werden wir Kranken die Hände auflegen und sie heilen. Wir können Schlangen vertreiben und Gift trinken. 

Man sieht: Ganz irdisch ist auch das Erdenleben der Christen nicht. Im Namen des Auferstandenen können wir mehr tun, als wir glauben. Vielleicht machen wir von unserer „Unterzeichnungsberechtigung“ ja zu wenig Gebrauch. Vielleicht starren auch wir noch viel zu sehr in den Himmel. Wir sollten womöglich eher dorthin schauen, wo Jesus uns hingeschickt hat. 

In fast allen Bildern der Himmelfahrt blicken die Menschen dem schwebenden Jesus hinterher. Der Renaissance-Maler Benevuto Tisi (1481–1559) hat die Szene anders gemalt. In seiner Personengruppe schauen nur wenige gen Himmel. Einige wenden sich sogar ab. Das wirkt auf den erste Blick irritierend. Sehen diese Jünger das Unerhörte nicht? Interessiert es sie nicht? Aber Tisi hat einfach nur den nächsten Moment in der Geschichte gemalt, festgehalten in Vers 12 der Apostelgeschichte: „Da wandten sie sich um gen Jerusalem.“ Nicht jeder, der nicht zum Himmel schaut, ist ein Desinteressierter. Einige sind einfach nur einen Schritt weiter. Auf dem Weg an den Ort, wo Jesus uns haben will.

Text: Andreas Hüser