Malteser suchen Ehrenamtliche für Hospizarbeit

Zeit und Herz verschenken

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Rollstuhlfahrer und Helferin beim Spazieren
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Sterbebegleiter tun das, was ihrem Gegenüber in der letzten Lebensphase gut tut – etwa gemeinsam kochen, Fotos anschauen oder spazieren gehen.

Die Berliner Malteser suchen Ehrenamtliche, die Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleiten. Kerstin Kurzke lädt zu Vorbereitungskursen ein und erläutert, was die Teilnehmer erwartet.

Sollte man sich nur für Ihren Ausbildungskurs bewerben, wenn man sich ganz sicher ist, den Aufgaben im Hospizdienst gewachsen zu sein?

Kerstin Kurzke: Nein. Vielen neuen Aufgaben nähert man sich doch mit gemischten Gefühlen. Man fühlt sich vielleicht zu der Aufgabe gezogen, hat aber auch gewisse Selbstzweifel. Allen Motivierten rate ich: Versuchen Sie es einfach! Im Laufe des Vorbereitungskurses werden Sie mit dem Thema vertrauter und lernen auch sich selbst besser kennen.

Sie entdecken, was Sie zu geben haben und wo Ihre Grenzen liegen. Die Ausbildung vermittelt nicht nur theoretisches Wissen – etwa über die Phasen des Sterbeprozesses -, wir nähern uns den künftigen Aufgaben auf vielen Wegen an. In der Gruppe reflektieren wir zum Beispiel, was uns selbst gut täte, wenn es uns schlecht geht. Ängste und Ambivalenzen können dort benannt werden. In einem Praktikum erlebt jeder, wie es für ihn ist, zu Fremden zu gehen, etwas von seiner Zeit zu schenken und sich von dem Erlebten zu lösen, wenn er wieder nach Hause geht. Am Ende des Ausbildungskurses wächst die Sicherheit, ob man sich im Hospizdienst ehrenamtlich mit einbringen möchte. 

Viele fürchten zu Beginn des Kurses, dass sie die Begleitung eines Sterbenden ähnlich berührt wie der Tod eines nahen Angehörigen. Doch dann merken sie: Es ist anders. Sie wissen ja von Anfang an, dass der Mensch, den sie kennenlernen, am Ende seines Lebens steht. Auch diejenigen, die sich gegen eine ehrenamtliche Tätigkeit entscheiden, sagen uns, dass sie der Kurs bereichert. Sie lernen viel für ihr Leben, für ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung.

In der Sterbebegleitung hat man es mit den Sterbenden zu tun, aber auch mit Angehörigen. Muss man damit rechnen, zwischen den Stühlen zu sitzen – etwa, wenn Sterbende über den bevorstehenden Tod reden möchten, Angehörige das Thema aber verdrängen?

Kerstin Kurzke, Leiterin und Referentin für Hospiz- und Trauerarbeit bei den Berliner Maltesern (Foto: Malteser)

Kurzke: Eigentlich nicht. Als Begleiter ist man zugewandt, oft hört man einfach zu, schweigt, manchmal kann man auch vermitteln. Wenn mir ein sterbenskranker Mann seine Gedanken über seinen Tod mitteilt und hinzufügt „Sagen Sie es aber nicht meiner Frau, es macht sie so traurig“, dann ermutige ich ihn vielleicht, es doch zu versuchen. Seinen Liebsten mitzuteilen, was einem selbst wichtig ist, ist Ausdruck von Liebe und Vertrauen, finde ich. Doch entscheidend ist nicht, was ich als Begleiterin denke, sondern was der Familie wichtig ist. 

Unsere Ehrenamtlichen erleben vor allem Dankbarkeit und Wertschätzung – von den Sterbenskranken, aber auch von den Angehörigen. Sie können in Ruhe Erledigungen machen, wenn der Begleiter oder die Begleiterin da ist, ohne sich Sorgen machen zu müssen, was in ihrer Abwesenheit passiert. Sehr wohltuend ist es für viele Angehörige auch, über das reden zu können, was sie belastet. Wenn ein Mensch stirbt, ist das ja immer eine Ausnahmesituation. Keiner hat das geübt.

Wie erleben erfahrene Hospizbegleiter ihren Dienst?

Kurzke: Ich höre von vielen, dass sie das Ehrenamt als Bereicherung für ihr Leben erfahren. Menschen, die ihnen fremd waren, schenken ihnen innerhalb kürzester Zeit Vertrauen. Sie spüren in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie lernen ihre eigene Gesundheit und die Beziehung zu anderen stärker wertschätzen. 

Ich selbst mache diese Arbeit seit 1999 und möchte nichts anderes machen. Viele denken anfangs, dass sie viel Trauriges, Schweres, Deprimierendes erleben und merken dann: Es wird auch viel gelacht. Das Leben am Lebensende kann sehr intensiv sein. Wir haben derzeit 200 Ehrenamtliche, die diesen Dienst supergerne machen. Darunter sind aber auch einige, die es zeitlich nicht mehr schaffen, weil sie zum Beispiel in der eigenen Familie gefordert sind. Deshalb brauchen wir immer wieder Verstärkung.

Dorothee Wanzek