Immobilienkonzept des Bistums Magdeburg
Wohin mit den Gebäuden?
Foto: Pfarrei St. Elisabeth Ballenstedt
Die Kirche St. Johannes Baptist in Harzgerode steht derzeit leer. Im Juni vergangenen Jahres haben die wenigen verbliebenen Katholiken dort ihren letzten Gottesdienst gefeiert, im Anschluss wurde das 1953 erbaute Gotteshaus profaniert, also entwidmet. „Die Kirche wurde in den letzten 20 Jahren von wechselnden Pfarrern betreut, es gab keinen richtigen Zusammenhalt mehr“, erzählt Peter Muser, Kirchenpfleger und Mitglied des Leitungsteams der zuständigen Pfarrei St. Elisabeth in Ballenstedt. „Die Anzahl der Gläubigen wurde immer kleiner.“ Das zugehörige Pfarrhaus wurde schon vor Jahren verkauft, jetzt sucht die Gemeinde zusammen mit dem Bistum auch einen Käufer für die Kirche.
Hohe Ausgaben für Immobilien
Das Beispiel Harzgerode ist kein Einzelfall: Die Zahl der Katholiken wird weniger – und das wird im Bistum auch Einfluss auf die Zahl der Gebäude haben. Denn deren Pflege und Instandhaltung belastet den Haushalt der Diözese und der Pfarreien. Deshalb setzt das Ordinariat Schritt für Schritt ein neues Immobilienkonzept um: Welche Gebäude – insbesondere Kirchen, Pfarrhäuser oder Gemeindesäle – werden weiterhin benötigt, wo muss sich die Kirche von Gebäuden trennen oder können pastoral genutzte Gebäude auch umgenutzt werden?
Konzept tritt in die zweite Phase
Nachdem spätestens seit Beginn dieses Jahres in allen Pfarreien und Einrichtungen eine Bestandsaufnahme aller Gebäude begonnen hat, tritt das Konzept demnächst in die zweite Phase: Die eingegangenen Rückmeldungen werden ausgewertet, die Immobilien bewertet, sodass zum Ende des Jahres ein Immobilienkonzept erstellt werden kann, das dann ab dem kommenden Jahr umgesetzt werden soll.
„Wir müssen den Immobilienbestand an die pastoralen Notwendigkeiten anpassen“, sagt Generalvikar Bernhard Scholz im Gespräch mit dem TAG DES HERRN. Das heißt: In Regionen, in denen es immer weniger Katholiken gibt, aber der Aufwand für die bestehenden Gebäude groß ist – angefangen von der Reinigung über Gartenpflege oder Renovierungsarbeiten – werden sich manche Gemeinden von liebgewonnenen Häusern trennen müssen.
„Das Ziel ist aber nicht, die Gebäude einfach loszuwerden“, betont Scholz. Er wünscht sich eine, wie er sagt, differenzierte Herangehensweise. Zum Beispiel prüfe man zunächst, ob man andere Nutzer mit hineinnehmen könne. Auch könne man sich vorstellen, beispielsweise einen Teil der Kirchen als Versammlungsräume zu nutzen. Ist das nicht möglich, soll eine komplette Umnutzung in Betracht kommen – zum Beispiel könnten die Kommunen an Veranstaltungsräumen interessiert sein – oder eine Bibliothek könne in eine profanierte Kirche einziehen.
Von der Kirche zur Pflegeeinrichtung
Ein Beispiel, wie auch Kirchengebäude nach ihrer Profanierung sinnvoll genutzt werden können, sei die Kirche St. Johann Baptist im Magdeburger Stadtteil Salbke. Im Juni 2021 hat das Bistum die Kirche endgültig aufgegeben, seitdem plant dort ein Ehepaar, eine Pflegeeinrichtung für Demenzkranke zu schaffen. Doch ein Verkauf von Gebäuden soll laut Generalvikar stets der letzte Schritt bleiben.
Wenn es insbesondere im kommenden Jahr an die Umsetzung des Konzepts geht, wird das für manche Gemeinde auch ein schmerzlicher Prozess sein. Generalvikar Scholz beruhigt allerdings: „Das bedeutet nicht, dass ab 2024 Kirchen oder Pfarrhäuser abrupt aufgegeben werden müssen.“ Das Konzept werde nicht von heute auf morgen umgesetzt. Er macht aber auch klar: Wenn Pfarreien eine Immobilie unbedingt behalten wollten, müsse das wirtschaftlich unterlegbar sein. „Es soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns von Gebäuden trennen müssen.“