Ostern feiern ohne Priester vor Ort
Begegnung mit dem Ostergeheimnis

Foto: kna/Harald Oppitz
Ohne Priester gehts nicht, da ist Thomas Pogoda sich sicher. Er ist Diakon im Bistum Magdeburg und Direktor der Fachakademie für Gemeindepastoral. Der Gründonnerstag, den die katholische Kirche mit der Einsetzung der Eucharistie verbindet, ist kein Tag, an dem man die Kommunion aus dem Tabernakel austeilen sollte. „Das widerspricht sich“, sagt er. Trotzdem, oder gerade deswegen, bietet er Fortbildungen für Gottesdienstbeauftragte an, die die Feier der Kar- und Ostertage ohne Priester vor Ort in die Gemeinden bringen.
„Wir brauchen die Eucharistie, damit die christliche Gemeinschaft leben kann. Der priesterliche Dienst hängt damit zusammen“, erklärt Thomas Pogoda. Dennoch, die Kar- und Ostertage würden immer öfter nur noch an zentralen Orten und nicht mehr in den einzelnen Gemeinden gefeiert. Dabei verliere man Leute, die den Ort nicht wechseln können oder wollen. Dem setzt der Diakon eine Idee aus den 50er und 60er Jahren entgegen: Die einzelnen Gemeinden einer Pfarrei feiern den Gottesdienst zeitversetzt. Nachdem der Priester in einer Kirche die Eucharistie feiert, brechen die Beauftragten aus dem Gottesdienst auf in die anderen Gemeinden, um dort mit dem Leib des Herrn, der aus der gemeinsamen heiligen Messe stammt, Wortgottesfeier zu halten. Die Idee stammt aus der DDR, als viele Vertriebene in Dörfern wohnten, zu denen kein Priester kam. „Das Ideal war: Derjenige, der die Liturgie an der Außenstelle feiert, feiert sie auch am ersten Ort mit“, erzählt der Diakon.
Selbst miterlebt hat das Jürgen Richter aus der Pfarrei Tangermünde. 1974 wurde er zum Diakonatshelfer in Rathenow, Bistum Berlin, ernannt. „Die schönsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe, fanden im Wohnzimmer einer Familie aus dem Sudetenland statt“, berichtet er. In den Außenstellen der Pfarrei habe es damals viele Vertriebene gegeben, die froh waren, den Gottesdienst feiern zu können. Allerdings beobachtet Jürgen Richter, dass sich das Verständnis von Wortgottesfeiern verändert hat: „Das war eine Notlösung, mit der die Gemeindemitglieder versorgt wurden.“ Ihm selbst ist wichtig, dass er eine heilige Messe besucht, bevor er als Diakonatshelfer zu den Außenstellen fährt, um die Kommunion auszuteilen.
Eine Wortgottesfeier mit Kommunionausteilung sei ein abgeminderter Ersatz für eine Messe, sagt auch Diakon Thomas Pogoda. Trotzdem sei die Begegnung mit dem gesprochenen Wort aber ebenfalls eine Begegnung mit dem Auferstandenen. „Auch im Lesen des Wortes entsteht eine sakramentale Wirklichkeit.“ In seinem Kurs wirbt er deshalb dafür, den eigenen Wert der Christusbegegnung zu erkennen und anzunehmen, dass Jesus den Menschen auch durch das Wort Gottes berühren kann.
Die Gottesdienstbeauftragten sollen ein Verständnis dafür entwickeln, was die liturgisch prägenden Formen der Kar- und Ostertage sind. Sie erarbeiten, welche Elemente eine Begegnung mit dem Ostergeheimnis ermöglichen. Das kann zum Beispiel die Fußwaschung an Gründonnerstag sein, die im Johannesevangelium eine wichtige Rolle spielt, oder die Ölbergstunde. Auch das Spiel von Licht und Dunkelheit in der Osternacht gehört dazu. Wenn das Feuer der Osterkerze sich in der Kirche verbreitet und die dunkle Nacht erhellt, wird erfahrbar, was Auferstehung bedeutet, so Thomas Pogoda. „Das ist etwas, was Menschen emotional berührt.“ Die Helfer können das Osterlicht von der zentralen Feier in die einzelnen Gemeinden tragen.
Thomas Pogoda möchte den Teilnehmern der Fortbildung eine Sensibilität dafür mitgeben, dass sie diese Gottesdienste für andere gestalten. Sie ermöglichen die Begegnung mit dem Ostergeheimnis lokal vor Ort. Dazu befähigt sind sie durch ihre Taufe, die gewissermaßen auch eine Weihe aller Gläubigen ist, beauftragt werden sie vom Bischof. Es braucht die Eucharistie und die Priester, sagt der Diakon, aber eben auch eine gemeinsame Verantwortung für ein vitales christliches Leben. „Ihr seid keine Lückenbüßer“, versichert er denen, die die Kar- und Osterfeiern in die Gemeinden bringen. „Ihr tut, was euer Auftrag als Christ ist.“