TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: Schreibstube in Plauen
Gesprächspaten gesucht
Foto: Privat
Den Anfang machte Pfarrer Heinz Claus Bahmann. Er eröffnete 2012 selbst die Schreibstube und war auch der erste Lehrer. Die ursprüngliche Idee war, deutschen Analphabeten zu helfen, besonders beim Ausfüllen von Formularen. Dann veränderte die politische Situation den Fokus des Projekts: 2014 und 2015 kamen immer mehr Flüchtlinge in die Schreibstube, um die deutsche Sprache zu lernen. Pfarrer Bahmann warb um Mithilfe in der Schreibstube und es fanden sich mehrere Gemeindemitglieder, die sich ehrenamtlich engagierten. Auch einige evangelische Christen sind dabei.
Susanne Schneider aus der Herz Jesu Gemeinde in Plauen, die sich seit 2015 engagiert, berichtet: „Zum Teil stoßen wir an unsere Grenzen, weil es nicht genug freiwillige Lehrer gibt. Vor etwa zwei Jahren, als plötzlich über 80 Neuankömmlinge aus Syrien kamen, um bei uns zu lernen, wussten wir zuerst nicht, wie wir für alle da sein können.“ Ein weiteres Hindernis: Keiner der Ehrenamtlichen ist ausgebildeter Pädagoge. „Aber wir versuchen unser Bestes, um den Menschen zu helfen“, so Schneider.
Zur Zeit lernen in der Schreibstube Migranten aus dem arabischen Raum, aus dem Iran, Afghanistan, Pakistan, aus der Türkei, Venezuela, Eritrea, aus dem Sudan, aus Äthiopien und aus der Ukraine. Das Angebot in den Gemeinderäumen umfasst einen Deutschkurs am Dienstag Abend von 17 bis 18 Uhr, ein Angebot speziell für Frauen am Mittwoch Vormittag, ein Begegnungskaffee am Donnerstag von 17 bis 18 Uhr sowie weitere flexible Unterrichtsstunden durch einen ehrenamtlichen Lehrer. „Teilweise gibt es eine Kinderbetreuung, damit die Eltern besser lernen können“, sagt Susanne Schneider.
Hilfe über den Unterricht hinaus
Über den Deutschunterricht hinaus finden die Menschen beispielsweise Hilfe bei der Suche von Kindergarten- oder Schulplätzen, von Wohnungen oder bei Gängen zu Ämtern. Auch zu Operationen wurden Menschen bereits begleitet. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Ehrenamtlichen unterstützen Migranten dabei, ebenso eine ehrenamtliche Beschäftigung zu finden. Ein wichtiger Schritt für die Integration, denn nur, wer im Alltag auch Deutsch sprechen übt, kommt gut in Deutschland an.
Daneben bietet das Ehrenamtsprojekt auch manche Freizeitbeschäftigung, wie etwa Wanderungen an. „Im Laufe der Zeit sind schon echte Freundschaften entstanden und das ist sehr bereichernd und schön“, erzählt Susanne Schneider und fügt hinzu: „Für die Zukunft planen wir ab und zu nach den Gottesdiensten eine „Ansprechbar“ bei denen die Menschen, die bei uns lernen, ansprechbar sind, Essen aus ihrer Heimat anbieten und so sich hoffentlich noch einige Gesprächspatenschaften finden. Denn das, was die Menschen brauchen, sind Deutsche, die sich immer wieder mit ihnen unterhalten, damit so ihre Sprache besser wird.“