Junge Pilger aus dem Bistum Görlitz reisen nach Rom

„Ich habe noch nie so viel gebetet“

Junge Pilger in Rom

Foto: privat

Weltkirche erleben – das konnten junge Pilger aus dem Bistum Görlitz zum Jahreswechsel in Rom. Dabei war die Neujahrsmesse mit dem Papst nur einer von vielen geistlichen Höhepunkten.

„Sonst bin ich einer von wenigen, jetzt bin ich einer von vielen!“, sagt Louis (16) begeistert, als er sich unter den großen Pilgerstrom mischt, der sich am Beginn des Heiligen Jahres auf den Petersdom zubewegt. Dort hatte Papst Franziskus mit der Öffnung der Heiligen Pforte das Heilige Jahr begonnen. Zusammen mit ihrem Kaplan waren zwölf junge Katholiken aus den Pfarreien Görlitz, Spremberg und Cottbus über den Jahreswechsel nach Rom gereist, um dabei zu sein, als die Pforten an der Lateranbasilika und der Basilika Santa Maria Maggiore geöffnet wurden.

Außer ihnen waren zehntausende Gläubige aus aller Welt in Rom, um gleich zu Beginn des Heiligen Jahres die Heiligen Pforten zu durchschreiten und die Gottesdienste mitzufeiern. Für die jungen Pilger aus dem Bistum Görlitz war das Durchschreiten der Pforten ein erhebender Moment. Valentin (17) sagt, dass es sich für ihn allein schon deshalb gelohnt habe, nach Rom zu pilgern. „Bei der Öffnung der Pforten dabei zu sein und die Neujahrsmesse mit dem Papst im Petersdom feiern zu können, waren die unbestrittenen Höhepunkte unserer Pilgerfahrt“, bestätigen auch Emilia (17), Rafael (18) und Maximilian (20). „Es ist cool zu erleben, dass der Glaube lebt“, sagte Rafael nach der Neujahrsmesse: „Diese Menschenmassen, die zusammenkommen und Messe feiern, das findet man bei uns nicht.“ Was bleibt, ist die Erfahrung der Universalität der Kirche, die Menschen aus aller Welt im Glauben an Gott verbindet.

Anderen Pilgern der Reisegruppe hatten es hingegen eher die kleineren unscheinbaren Kirchen angetan, von denen es in Rom so viele gibt. „Ich konnte am besten vor den Krippen beten, die in den kleinen Kirchen aufgebaut waren“, sagte Martin (21). „Angesichts der Armut, in die Gott kommt, werde ich ruhig und dankbar.“ Überhaupt war er überwältigt davon, wie groß die Dichte an heiligen Orten in Rom ist: „Man hat hier einfach alles: die Krippenhölzer aus Betlehem, den Abendmahlstisch, die Geißelsäule oder Teile des Kreuzes Jesu.“

Bei dem einwöchigen Aufenthalt in der Ewigen Stadt boten sich zahlreiche Möglichkeiten, den eigenen Glauben zu vertiefen: bei der Messfeier in den Katakomben, bei der Jahresschlussmesse in Santa Maria dell’Anima oder beim Rosenkranzgebet auf dem Weg zwischen den Kirchen. Von Tag zu Tag konnte man beobachten, wie die geistliche Atmosphäre in der Gruppe wuchs.

Den Abschluss der Reise bildete die Sieben-Kirchen-Wallfahrt. Bei diesem Weg zu den Hauptkirchen Roms trugen die jungen Pilger auch Gebetsanliegen aus der Heimat mit, die sie im Vorfeld zusammengetragen hatten. „Ich glaub, ich habe noch nie so viel gebetet“, gesteht Josie (17), „aber das war eine tolle Sache, die ich mit Worten kaum beschreiben kann.“ Sie sei immer noch ganz erfüllt von den geistlichen Erfahrungen, die sie in Rom gemacht habe und möchte gern im Alltag davon zehren.

Louis findet, dass ihn die Gemeinschaft gestärkt habe, auch wenn er nun im Alltag als Christ wieder (fast) allein in seinem Umfeld sei. Sein Bruder Maximilian ergänzt: „Die Pilgerfahrt – besonders unsere Messe in den Katakomben – hat bei mir die Frage angeregt, wie mein Martyrium, mein Zeugnis, für die Welt aussieht, in der ich lebe. Wie kann ich Gott bezeugen, für den die ersten Christen Roms ihr Leben gaben?“

tdh