Neues Glaubensbekenntnis bei der Taufe – Pro & Contra

Neue Worte in der Liturgie

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Erwachsenentaufe
Nachweis

Foto: imago/epd

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Bei der Erwachsenentaufe antworten die Täuflinge selbst auf die Fragen nach ihrem Glauben. Wie diese Fragen lauten, hängt auch vom jeweiligen Taufspender ab.

Sollte liturgische Sprache verständlicher sein? Die Priester Gregor Giele und Christian Hecht diskutieren über eine moderne Version der Absage und des Glaubensbekenntnisses im Taufritus.

 

Pro: Auf der Suche nach verständlichen Glaubensaussagen

Gregor GieleZunächst einmal vorneweg: Das „große Glaubensbekenntnis“ wie auch das in der Liturgie häufiger verwendete „Apostolische Glaubensbekenntnis“, sind die verbindliche Glaubensgrundlage der allermeisten Christen und Kirchen, haben also eine verbindende und verbindliche Qualität. Das ist unbestritten und steht nicht zur Diskussion.

In der alltäglichen seelsorgerischen Praxis stellt sich allerdings die Frage, ob diese gewachsenen und hochtheologischen Texte immer die richtige Wahl sind – besonders dort, wo zur Befragung des Glaubens noch die „Absage“ hinzutritt: „Widersagt ihr dem Satan?“ „Und all seinen Werken?“ „Und all seinen Verlockungen?“ Das sind Formulierungen, mit denen sich nicht wenige Nichtglaubende, kirchlich Distanzierte sowie Menschen, die im Glauben fest verwurzelt sind, schwertun. Auch die durch häufigen Gebrauch selbstverständlich erscheinende Rede vom „eingeborenen Sohn“, der „Jungfrau Maria“ der „heiligen katholischen Kirche“, etc. sind nicht einfach selbsterklärend.

Deshalb halte ich es aus pastoralen Gründen für absolut legitim, im Blick auf die konkrete Feiergemeinde nach geeigneten Formulierungen zu suchen, die die Inhalte des Glaubensbekenntnisses auch für Nichtglaubende oder kirchlich wie geistlich weniger beheimatete Christen nachvollziehbarer machen.

Außerdem ist es immer Aufgabe der Liturgie, den Glauben in der jeweiligen Zeit und einer zeitgemäßen Sprache auszusagen. Davon sollte das Glaubensbekenntnis nicht ausgenommen sein.

Dass dies ein berechtigtes Anliegen ist, führt uns unter anderem das Gotteslob vor. Neben der Vertonung des Volltextes des Credos finden sich dort wie selbstverständlich auch so genannte „Credo-Lieder“, die mit eigenen Textvarianten zum Bekenntnis des Glaubens einladen und im Gottesdienst dafür genutzt werden.

Aus diesem Grund geht es für mich weniger um die Frage nach der Erlaubtheit anderer Formulierungen, sondern darum, ob die gewählten neuen Texte dem Anliegen des Bekenntnisses des Glaubens in guter Weise gerecht werden.

// Gregor Giele ist Propst in Leipzig. Er nutzt die neue Version der Tauffragen in seinenGottesdiensten.

 

Contra: Liturgische Sprache als Brücke zu Gott

Christian HechtImmer wieder werden Stimmen laut, die eine Vereinfachung oder bessere Verständlichkeit der liturgischen Sprache fordern. Sie müsse in die heutige Zeit übersetzt werden und nicht im Pathos der Geschichte verharren.

Doch was ist eigentlich Verständlichkeit? Dabei geht es um mehr als nur ein reines Hören und Begreifen des Textes, der gesprochen wird. Es ist vor allem der Dialog, zu dem der einzelne Gläubige zusammen mit der Kirche zu Gott eintritt.

Genau hier unterscheidet sich das persönliche Gebet vom liturgischen Gebet der Kirche. Letzteres greift zum einen die Tradition auf, in der wir als Gläubige auch heute stehen. Zum anderen verdeutlicht es, dass hier eine andere Ebene ins Spiel kommt, die eben nicht nur zwischenmenschlich stattfindet, sondern auch durch die Sprache zu Gott emporheben möchte. Es ist vergleichbar mit der Sprache literarischer und durchkomponierter Texte, die Schönheit und auch immer etwas von einer Entzogenheit beinhalten. Die Liturgie ist deshalb für mich nicht der Ort der Katechese, bei der Erklärungen schwieriger Sachverhalte gegeben werden, sondern setzt dies vielmehr voraus. Es sind sich ergänzende Felder. Die Erklärung der Texte und Riten, beispielsweise bei der Taufe geschieht im Gespräch davor.

Deshalb plädiere ich dafür, dass die Sprache der Liturgie gerade auch die alten Texte unseres Glaubens ins Wort hebt, mit denen ich mich dann auseinandersetzen darf. Liturgie darf sich durch ihre Sprache gerade vom Alltag unterscheiden, weil sie Begegnung mit Gott ist.

// Christian Hecht ist Pfarrer in Wurzen. Als Mitglied der Kommission für Liturgie und Kunst im Bistum Dresden-Meißen beschäftigt ihn auch die Frage nach einer angemessenen liturgischen Sprache.

 

Hintergrund

Alternative Tauffragen (*)

  • Widersagt ihr allem, was böse und schlecht ist und allem, was diese Welt, die gute Schöpfung Gottes, gefährdet?
  • Widersagt ihr allem, was unmenschlich ist, was dem Leben entgegensteht und allem, was das menschliche Zusammenleben dunkel macht?
  • Widersagt ihr der Versuchung, nichts zu glauben und nichts mehr zu erhoffen?
  • Glaubt ihr an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der das Leben vielfältig geschaffen hat und will, an den Gott, der Großes an uns tut, der uns in seinen Händen hält und dem wir alles verdanken?
  • Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, an seine frohe Botschaft von einem Leben in Fülle, an seine Hingabe für uns, an sein Leiden und Sterben, an seine Auferweckung und an den Sieg des Lebens über den Tod?
  • Glaubt ihr an den Heiligen Geist, der mitten unter uns ist, wo wir einander ehrlich und liebevoll begegnen? Glaubt ihr an die vielfältige Gemeinschaft der Getauften, in der Menschen miteinander das Leben und Gott suchen können?

(*) Diesen Text hat eine holländische Stiftung verfasst, die sich der Erneuerung der liturgischen Sprache widmet.

Offizielle Fragen des katholischen Taufritus

  • Widersagt ihr dem Satan?
  • Und all seinen Werken?
  • Und all seinen Verlockungen?
  • Glaubt ihr an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde?
  • Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat, gestorben ist und begraben wurde, von den Toten auferstand und zur Rechten des Vaters sitzt?
  • Glaubt ihr an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben?