Neue Wege in der kirchlichen Erwachsenenbildung gesucht

Ökumenische Akademie in Sachsen?

Es gilt als deutschlandweites Pionierprojekt: Die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und die Evangelische Akademie Sachsen prüfen, ob sie fusionieren können.

Sachsensofa in Löbau
Die Zusammenarbeit der beiden Akademien ist bereits gut erprobt – etwa beim Sachsensofa in Löbau zum Thema „Good news!“.
Foto: Daniel Reiche

Der Wunsch sowohl der katholischen, als auch der evangelischen Kirchenleitung in Dresden ist es, dass mit Beginn des Jahres 2026 der Betrieb einer gemeinsamen Akademie aufgenommen wird. Ulrike Irrgang, Direktorin der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen, sagt: „In Zeiten, in denen wir spüren, da driftet gesellschaftlich viel auseinander, ist das Zusammengehen von zwei konfessionellen Akademien, die bisher getrennte Institutionen waren, ein starkes Zeichen.“

Der Gedanke ist nicht neu und längst gibt es erprobte ökumenische Formate, wie das Sachsensofa.

Trotzdem sei es „sportlich“, so Irrgang, in dieser kurzen Zeit vor allem Arbeits- und rechtliche Strukturen zu prüfen und sich neu aufzustellen. Nicht ganz unwichtig sind die Fragen nach Namen, Ort und Leitung der neuen gemeinsamen Einrichtung. Solche grundsätzlichen Fragen klärt derzeit eine Arbeitsgruppe, der von katholischer Seite neben der Akademiedirektorin Silke Meemken angehört, Leiterin der Hauptabteilung Pastoral und Verkündigung des Bistums, sowie Akademie-Referent Jonatan Burger. Zuletzt wurde intensiv an einem gemeinsamen Selbstverständnis gearbeitet. „Wir denken, dass man Akademiearbeit sehr gut gemeinsam verantworten und gestalten kann“, sagte Burkart Pilz gegenüber dem MDR, der Bildungsdezernent der evangelischen Landeskirche ist.

Irrgang betont: „Die Erfahrung, dass die Zusammenarbeit bisher sehr gut gelingt, ging der Vision einer ökumenischen Akademie voraus.“ Zugleich gelte es, die unterschiedlichen Strukturen beider Akademien in eine leistungsfähige neue Struktur zu überführen. Dabei richte man auch den Blick über die Grenzen von Bistum und Landeskirche hinaus und prüfe, wie es andere Akademien in Deutschland machen. Auf kommunaler Ebene gibt es im Bistum Dresden-Meißen bereits eine ökumenische Zusammenarbeit in Gera.

Hintergrund der Überlegungen ist auch der Spardruck, der in beiden großen Kirchen zu spüren ist. Die Katholische Akademie musste wie das gesamte Bistum einen großen Teil der Kosten kürzen. „Wir müssen schauen, was noch geht. Das Zusammengehen hätte natürlich in manchen Bereichen Einsparpotential,“ sagt Irrgang. Die Akademiedirektorin sieht aber auch eine Chance darin, wenn zukünftig im Verwaltungsbereich oder im Bereich der Programmarbeit Kräfte gebündelt werden: „So kann Raum für etwas Neues entstehen. Ich möchte mit Akademie-Angeboten gerne auch mehr die jüngeren Menschen ansprechen. Die Entwicklung von neuen Formaten und das Erreichen neuer Zielgruppen geht eben nicht einfach so nebenbei.“

Nach wie vor wolle Akademiearbeit auch weiter „zu den Menschen hingehen“, innerhalb und außerhalb der Kirchen. Sie möchte aufgeschlossene Menschen auch in Museen, Bibliotheken, Schulen oder anderen öffentlichen Orten ansprechen. Viele Formate der ökumenischen Zusammenarbeit werden derzeit intensiviert. Weitere Kooperationen werden angestrebt, etwa mit dem Podcast der Katholischen Akademie und der Herder- Korrespondenz „Mit Herz und Haltung“. Katholische Inhalte und Formate wie etwa die inzwischen mehrfach aufgelegte digitale geistliche Einführung in die Liturgie der Kar- oder Adventszeit sollen erhalten bleiben. „Das trifft gerade auf sehr starke Resonanz,“ verrät Ulrike Irrgang.

Ruth Weinhold-Heße
Nächster Akademie-Termin: 10. Dezember, 19.30 Uhr im Haus der Kathedrale Dresden: „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt. Zwischen Abwesenheit und neuen Erscheinungsformen von Religion“ mit Professor Jan Loffeld, Utrecht (Die Veranstaltung wird auch im Livestream übertragen.)