Kathedrale St. Jakobus in Görlitz wegen Innenraumsanierung für zwei Jahre geschlossen.

Abschied in der Kathedrale

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Der heutige Tag „ist für unser Bistum und für die Pfarrei Heiliger Wenzel, aber auch für mich als Bischof ein besonderer Sonntag, an dem ich mit Ihnen die heilige Messe feiere und mir das ausdrücklich gewünscht habe: Wir beginnen in diesen Tagen die Innensanierung der Kathedrale“, sagte Bischof Wolfgang Ipolt während der Bischofsmesse in der Kathedrale St. Jakobus in Görlitz am 9. Februar.

Eucharistiefeier mit Bischof Wolfgang Ipolt am vorigen Sonntag in der Kathedrale St. Jakobus - Foto: Raphael Schmidt

Von Raphael Schmidt

Es ist der letzte Tag als Gotteshaus, für zwei Jahre. Der Domchor unter Leitung von Domkantor Thomas Seyda sang, an Weihrauchduft mangelte es nicht, bereits in der heiligen Messe davor wurde nicht damit gespart – wird er doch nun längere Zeit an diesem Ort fehlen.
Läuft alles nach Plan, soll zum Beginn des neuen Kirchenjahres im Jahr 2022 die Kathedrale in neuem Glanz erstrahlen und wieder zum Lob Gottes und zur Freude der Gläubigen genutzt werden können. Bis dahin werden Bauleute verschiedener Gewerke in diesem Gebäude alle Hände voll zu tun haben, um Altes und Verbrauchtes zu demontieren, die Technik auf neuen Stand zu bringen, um zu erneuern, sanieren, modernisieren, renovieren …


Bauzeit für innere Sanierung und Bereicherung nutzen
Bischof Ipolt hat sich vorgenommen, das Wort Innensanierung, „das jetzt so häufig verwendet wird, immer in einem doppelten Sinn zu gebrauchen – und dazu möchte ich Sie an diesem Sonntag auch einladen: Zunächst für die jetzt beginnenden Bauarbeiten in der Kathedrale, aber dann auch für manches, was aus diesen Bauarbeiten folgt oder folgen kann: Eine innere Sanierung und Bereicherung auch des gottesdienstlichen Lebens in dieser Stadt und besonders an diesem Kirchort St. Jakobus. Dazu lässt sich die kommende Zeit gut nutzen, dazu braucht es Überlegungen und neue innere Ausrichtung und eine geistliche Kreativität“, sagte der Bischof in seiner Predigt unter anderem. Auch wenn der Weg zum Gottesdienst für viele Gläubige ein anderer ist: „Das alles gehört zu den inneren ,Sanierungs-Arbeiten‘ am eigenen Glauben und vielleicht auch der ganzen Familie – weil uns diese Bewegung an andere Kirchorte neu deutlich machen kann, worauf es allein ankommt: Den Tag des Herrn zu feiern und Gott die Ehre zu geben“, sagte Bischof Ipolt.
Für die Kinder war noch einmal „Kinder-Kirche“ in der Martins-Kapelle. Barbara Fritsche, Mutter von drei Söhnen, hatte sich darauf vorbereitet. Thema war – wie im großen Kirchenraum auch – das Salz der Erde. Allerdings brauchten die Kinder nicht still sein und sitzen bleiben, dafür sorgten Bewegungslieder. Ungesalzenes Brot konnten sie kosten und stellten fest: Das schmeckt nicht! Aber die Salz-
brezel danach! Dadurch haben die Kinder die Worte Jesu vom Salz der Erde geschmeckt – und besser verstanden. Als sie sich zum Vaterunser um den Altar versammelten, war es für einige kleine Kinderhände schwierig, den Nachbarn die Hand zu geben – denn darin war eine kleine Dose mit Salz, die sie von der Kinderkirche mit nach Hause nehmen konnten.
Der Abschluss der Messfeier war etwas anders als üblich. Der Danksagung folgten Gebete und Fürbitten, die Pfarrer Norbert Joklitschke vor Gott trug: „Erleuchte mit deinem Heiligen Geist den bischöflichen Beauftragten, die Architektin und alle verantwortlichen Planer für die Sanierung der Kathedrale“, sagte er, und: „Gib den Künstlern, die hier arbeiten werden, Fantasie und Freude an der Gestaltung dieser Kirche. Segne alle Handwerker, die in der Kathedrale tätig werden und bewahre sie vor Unfällen und Schaden. Vergilt allen unseren Wohltätern, die uns bei der Innensanierung unterstützen, mit deiner Gnade und deinem Segen. Schenke den verstorbenen Erbauern dieser Kirche das ewige Leben in deiner Herrlichkeit.“ Der Bischof spendete den eucharistischen Segen. Danach wurde das Allerheiligste in einer Prozession aus der Kirche getragen. Domkapitular Markus Kurzweil brachte es in die Kapelle des St.-Otto-Stifts.
Im Klemens-Neumann-Heim waren inzwischen die Tische reich gedeckt mit Speisen, von denen ein Großteil Gemeindemitglieder zubereitet hatten. Es war Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen.


Orgel setzt fulminanten Schluss-Akkord des Gotteslobes
Am Nachmittag ließen sich offenbar nur wenige von der Unwetterwarnung abschrecken, denn zum Orgelkonzert war die Kathedrale gut gefüllt. Einen musikalischen Sturm entfachte Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Seyda an der Eule-Orgel. Er zog noch einmal alle Register und ließ den vollen Klang der Orgel hören. Dafür hat er ein rein französi­sches Programm gewählt, „weil die Orgeln in den anderen katho­lischen Kirchen von der Art und Anzahl der Register dafür nicht so geeignet sind“, sagte er. Werke der französischen Romantik, kompo­niert von Eugène Gigout, Joseph Jongen und Charles-Marie Widor spielte er und brachte die Bischofskirche damit noch einmal zum Schwingen, danach der langanhaltende Applaus der Konzertbesucher.
Pfarrer Joklitschke lud am Ende zum Beten des Vaterunser ein. Danach ließ Domkantor Seyda die „Air“ seines Leipziger Kollegen Johann Sebastian Bach erklingen. Musikalisch endet mit diesem Konzert das Gotteslob für zwei Jahre in dieser Kirche.