Pfarrer Timm Keßler verlässt die Heilig-Geist-Gemeinde in Stade

Abschied nach schwieriger Zeit

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Nach fünfeinhalb Jahren verlässt Pfarrer Timm Keßler Ende Juni die Heilig-Geist-Gemeinde in Stade. „Es war keine leichte Zeit“, sagt der Priester. Es wurde schließlich alles zuviel – kein Wunder bei der Größe der Gemeinde und der Belastung durch die immer mehr werdende Arbeit. Nach einer Auszeit im Oktober wird Keßler seinen Dienst als Pastor in St. Josef und St. Maria in Hannover antreten.


Pfarrer Timm Keßler verabschiedet sich von Heilig Geist
in Stade und nimmt dann erst einmal eine Auszeit.

Noch ist zu viel zu tun, um schon zu packen. Erstkommunion reiht sich an Erstkommunion und auch der normale „Geschäftsbetrieb“ der Gemeinde läuft weiter. Beerdigungen, Taufen, Trauungen und alles, was rundherum noch so anfällt. Dieses Rundherum ist es auch, das Pfarrer Keßler in den letzten Jahren zu schaffen gemacht hat. „Der Pfarrer ist für alles zuständig, muss sich um alles kümmern, die ganze Verwaltung, selbst ob irgendwo ein Baum oder eine Hecke geschnitten wird, soll der Pfarrer entscheiden“, sagt der 51-Jährige. „Und ganz nebenbei soll ja auch noch Seelsorge stattfinden und die Gemeindemitglieder haben auch ganz klare Ansprüche an das, was der Pfarrer zu leisten hat.“ Die Jahre in Stade haben ihn viel Kraft gekostet und auch gesundheitlich an seine Grenzen gebracht. Deshalb entschied sich der Pfarrer im vergangenen Jahr dafür, die Reißleine zu ziehen und um seine Versetzung zu bitten. Seit der Zusammenlegung der drei ehemals selbstständigen Pfarreien Heilig Geist Stade, St. Michael Bremervörde und St. Ansgar in Hemmoor umfasst die Gemeinde mit 9000 Mitgliedern ein riesiges Gebiet mit Fahrtzeiten von bis zu einer Stunde – einfache Fahrt.

Besonders kräftezehrend sei der Immobilienprozess zur möglichen Zusammenführung der beiden Standorte Heilig Geist und St. Josef in Stade und der inhaltlichen Weiterentwicklung gewesen, in den sowohl er als Pfarrer als auch viele Ehrenamtliche aus der Gemeinde in den Jahren 2018 bis Mitte 2020 viel Zeit und Kraft investiert hatten. „Ohne ins Detail gehen zu wollen: Am Ende wurde der Prozess unvermittelt von anderer Stelle gestoppt und die Arbeit war völlig umsonst“, sagt Keßler. Auch die über die Jahrzehnte versäumten Investitionen ins Gemeinde- und Pfarrhaus seien bis heute nicht erfolgt. Keßler selbst entschied sich damals, nicht in das Pfarrhaus einzuziehen, ehe es nicht saniert ist. Bis heute wohnt der Pfarrer in der Stadt. „Für mich die richtige Entscheidung“, sagt der Pfarrer, der seinen Ausgleich gern im Sport, wie etwa beim Fußball sucht. Er beklagt die starke Zentrierung auf die Pfarrer in den Gemeinden. „Bei den riesigen Gemeinden funktioniert das so einfach nicht mehr“, sagt er. Es sei längst überfällig, über neue Leitungsstrukturen nachzudenken. Hinzu komme, dass die Pfarrer in einer Art „Burger-Funktion“ seien: „Druck von oben und von unten“, beschreibt er das Gefühl.

Dennoch: Trotz allem ist Timm Keßler immer noch gern Priester und möchte auch nichts anderes sein. Gefunden hat er seine Berufung erst jenseits der 30. Bis dahin war er Bankkaufmann in Lüneburg und in der Jugendarbeit sehr engagiert, leitete etwa über Jahre das Zeltlager der St. Marien-Gemeinde Lüneburg. Mit Anfang 30 begann er dann, Theologie zu studieren, wurde schließlich mit 37 Jahren geweiht. Nach zwei Jahren als Kaplan in Duderstadt folgten von 2010 bis 2016 glückliche Jahre als Schul- und Jugendseelsorger und Leiter des Tabor-Hauses in Hannover. In seiner neuen Tätigkeit in Hannover möchte Timm Keßler zurückkommen zu der Freude an seiner Arbeit. „Nur, wenn es einem selbst gut geht, kann man auch für andere da sein“, sagt er.

Pfarrer Keßlers Verabschiedung findet am Donnerstag, 30. Juni, um 18 Uhr in St. Josef in Stade statt. Es soll ein Abendgebet im Garten von St. Josef geben. Anschließend besteht die Möglichkeit, sich persönlich zu verabschieden. Statt Geschenken bittet Pfarrer Keßler um Spenden für  Caritas-International für die „Nothilfe Ukraine-Krieg“.

Martina Albert