Gottesdienste unter freiem Himmel

Alles klar an der frischen Luft

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In Corona-Zeiten feiern die Katholiken auf Norderney ihre Gottesdienste an der frischen Luft – mit Gesang und ohne Angst vor Ansteckung. In Voltlage fand ein Festgottesdienst im Freien statt, so dass Platz für viele Besucher war.


Luft zum Atmen und wenig Ansteckungsgefahr beim Gottesdienst auf Norderney. Foto: Torge Svensson

Vor der Einfahrt zum Bolzplatz in der Norderneyer Marienstraße treffen sich Menschen zu kleinen Gruppen und halten „Klönschnack“. Fast jeder hat etwas in der Hand: Zwei Klappstühle, einen Korb mit Proviant, eine Tasche mit einer dicken Wolldecke, einen Bund geschnittener Birkenzweige. Zwei Damen im besten Alter heben sogar eine kleine Sitzbank aus ihrem Wagen. All diese Dinge finden ihren Weg auf die Wiese, die sich hinter der Hecke öffnet. Es duftet nach geschnittenem Gras, ein leichter Wind aus Südost trägt den Geruch von Schlick aus der nahen Surferbucht herüber, denn es ist Ebbe und das Watt liegt frei.

Grund für die Zusammenkunft von nahezu hundert Menschen an diesem Pfingstmontag auf Norderney ist ein ökumenischer Gottesdienst unter freiem Himmel, zu dem Diakon Markus Fuhrmann geladen hat. Zu Gast ist Pastor Stephan Bernhardt von der evangelischen Inselgemeinde. Die beiden kennen sich seit Jahren gut. Ein aus zwei Holzbohlen gelegtes Kreuz erinnert an Sakrales. 

Doch nicht nur an Pfingsten ging es nach draußen. Aufgrund der Corona-Pandemie feiern die Katholiken auf Norderney ihre Wortgottesdienste mit Diakon Fuhrmann derzeit alle im Freien. „Frische Brise“ nennt Fuhrmann diese Veranstaltung. Die Feiern von Sonntagsgottesdiensten in den Kirchengebäuden St. Ludgerus (Am Denkmal) und Stella Maris (Goebenstraße) auf Norderney sind weiterhin ausgesetzt.

Gemeinschaft ohne Angst vor Infektionen

Unter den geltenden Hygieneauflagen und Vorschriften wie Sicherheitsabstand, Verbot von Gemeindegesang, Tragen einer Mund-Nase-Maske, sei nach Überzeugung des Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderates nur schwer erfahrbar, was einen Gottesdienst zu einem Ort der Gemeinschaft und einer würdigen Feier des Glaubens mache, sagt Fuhrmann.

Hinzu komme außerdem, dass   Gottesdienstbesucher abgewiesen werden müssten, wenn die begrenzten Plätze besetzt sind. Das widerspreche dem Gedanken, dass die katholischen Gottesdienste auf Norderney nicht nur mit der Inselgemeinde, sondern vor allem auch mit einer Vielzahl von Urlaubern gefeiert werden, die auf Norderney ihre geistliche Heimat gefunden haben. 

Auch unter den gegenwärtigen Bedingungen wolle man Gottesdienste so feiern, dass Gemeinschaft und Freude am Glauben erfahrbar werden können, „ohne Angst vor Infektionen“, sagt Fuhrmann. Deshalb werden bis auf weiteres die Sonntagsgottesdienste auf der Wiese der Caritas-Inseloase (Marienstraße 18) gefeiert. Dort kann ausreichend Abstand gehalten werden, „hier kann man singen und sich gegenseitig sehen.“

Urlauber, die sich nach Gottesdiensten erkundigt haben, sind zum einen erleichtert, dass sie sich nicht anmelden müssen, anderen sagt es zu, dass draußen gefeiert wird. „Draußen habe ich keine Angst, da fühl ich mich wohl“, hieß es.

Der Besucherandrang war groß

Weil draußen gefeiert wurde, war auch der Gottesdienst zum Kirchweihfest in Voltlage gut besucht. Die Menschen fanden auf selbst mitgebrachten Klappstühlen Platz, die Musikgruppe konnte mit ausreichendem Abstand spielen und singen. Pandemie-bedingt waren viele Dinge eingebaut, die man aus herkömmlichen Messen weniger kennt: Summen statt singen, Winken statt Händeschütteln zum Friedensgruß, Kleingruppengespräche zur Predigt und Kindersegnungen durch die eigenen Eltern. Die Hostien waren aus hygienischen Gründen in kleine Beutel gepackt und wurden per Pinzette mit lang ausgestreckten Armen und Mundschutz auf Abstand verteilt. Der Besucherandrang beim Gottesdienst war mit seinen knapp 200 Teilnehmern hoch.

Karin Bloom, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats in Voltlage, freute sich sichtlich über die gute Beteiligung am Gottesdienst. „In der Kirche haben wir wegen der Abstandsregeln maximal für 26 Besucher Platz und dieser wird bei den Messen in der Kirche aufgrund der schwierigen Planungen meist nicht einmal ausgeschöpft“, so Bloom. (tos, mh)