Winterakademie im Bistum Dresden-Meißen als Online-Veranstaltung

Antwort auf Herausforderung der Zeit

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Das Bistumsjubiläum war in diesem Jahr Thema der traditionellen Winterakademie, die coronabedingt als Online-Veranstaltung stattfand. Zum Auftakt gab es eine Blick in die Geschichte.

Die Wiedergründung des in der Reformation untergegangenen Bistums Meißen vor 100 Jahren war die Antwort der Ortskirche auf die Herausforderungen vor einem Jahrhundert. Dieses Fazit zog die Historikerin Birgit Mitzscherlich zum Auftakt der diesjährigen Winterakademie. Mitzscherlich, die in Bautzen das Archiv des heutigen Bistums Dresden-Meißen leitet, verwies dabei vor allem auf das starke Anwachsen der Zahl katholischer Christen als Folge der im 19. Jahrhundert einsetzenden Industrialisierung. Gab es in der Region 1849 knapp 35 000 Katholiken, waren es 1917 fast 250 000. Dadurch entstanden zahlreiche neue Seelsorgestellen und es entwickelte sich ein reiches Vereinsleben. Organisiert war die katholische Kirche damals in zwei Ämtern: dem Apostolischen Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz mit Sitz in Bautzen und dem Apostolischen Vikar in Sachsen mit Sitz in Dresden. Beide Ämter waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Personalunion verbunden.
Parallel zum Anwachsen der Katholikenzahlen entwickelten sich in dieser Zeit auch die staatskirchenrechtlichen Voraussetzungen für die Gründung des Bistums, erklärte Mitzscherlich. Die Verfassung des Königreiches Sachsen gewährte den Katholiken 1831 volle Gleichberechtigung. Die Weimarer Reichsverfassung von 1918 mit ihrem Prinzip der Trennung von Staat und Kirche gestand der Kirche volle Organisationsfreiheit zu. Parallel befreite das 1917 geschaffene neue Kirchenrecht die kirchliche Organisation von weltlichen Einflüssen.
 
Wiedergründung in kurzer Zeit
Die eigentliche Wiedergründung vollzog sich in relativ kurzer Zeit, erläuterte Birgit Mitzscherlich. Das erste offizielle Schreiben dazu hatte im Mai 1920 der Bautzner Domdekan und Titularbischof Franz Löbmann an den Nuntius gerichtet. Ein halbes Jahr später gab es das offizielle Bittgesuch, worauf bereits Ende des Jahres zahlreiche Verhandlungen unter Beteiligung von Nuntius Eugen Pacelli (später Papst Pius XII.), dem Breslauer Kardinal Adolf Bertram und dem sächsischen König Friedrich August III. begannen. Im März 1921 fasst eine Denkschrift noch einmal alle wesentlichen Fakten für die Bistumsgründung zusammen.
Die Feierlichkeiten zur Wiederbegründung fanden am 26. Juni in Bautzen in Anwesenheit von Nuntius Pacelli statt. Um das Fest in der feierlichen Kirchenfarbe weiß feiern zu können, hatte man das Fest des heiligen Benno auf diesen Tag verlegt. Beinahe wäre die Gründungsfeier noch an einem Eisenbahnstreik gescheitert. In dessen Folge kam die päpstliche Bulle nicht rechtzeitig nach Bautzen. Deren Text konnte allerdings telegrafisch übermittelt werden. Selbst unter den Protestanten – so zitierte Mitzscherlich aus zeitgeschichtlichen Quellen – löste das Ereignis freudige Begeisterung aus.
Zu seiner Gründung zählte das Bistum Meißen 65 Pfarreien mit 130 Geistlichen und 50 000 Katholiken, davon 12 000 Sorben. Das Bistum wurde direkt dem Vatikan unterstellt, weil man aus nationalen Gründen verhindern wollte, dass es dem Erzbistum Prag zugeordnet wird.
Die traditionelle Winterakademie, veranstaltet vom Bildungsgut Schmochtitz St. Benno und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen fand coronabedingt als Online-Veranstaltung statt. Thema war die Wiedergründung des Bistums Meißen vor 100 Jahren aus verschiedenen Blickwinkeln. Mehr in einer der kommenden Ausgaben.

Zum Bistumsjubiläum ist im St. Benno Verlag Leipzig ein Buch erschienen: Gerhard Poppe/Albrecht Voigt (Hrsg.): Das Bistum Dresden-Meißen. 100 Jahre Wiedererrichtung (ISBN 978-3-7462-5709-9), Preis: 16,95 Euro.
 
Von Matthias Holluba