Gemeinde- und Begegnungszentrum St. Hedwig Müncheberg

Barrierefrei Christen begegnen

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An eine festliche Einweihung ist zwar noch nicht zu denken, doch das neue Gemeinde- und Begegnungszentrum St. Hedwig in Müncheberg steht. Ein christliches Kinderhaus füllt die Räume bereits mit Leben.

Blick in den Kinderhaus-Garten. Seit Februar ist das Christlich-Naturnahe Kinderhaus im Gemeindezentrum zu finden.    Fotos: Peggy Koppitz

 

Vielerorts ist die Kirche im ländlichen Raum gerade auf dem Rückzug, in der Kleinstadt Müncheberg zwischen Berlin und Frankfurt/Oder wagen die Katholiken jetzt einen neuen Aufbruch. Nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit ist neben der dortigen Michaels-Kirche ein neues Gemeinde- und Begegnungszentrum fertig geworden.
Noch sind Baufirmen mit der Gestaltung der Außenanlagen beschäftigt, im Inneren haben Kindergartenkinder des Christlich-Naturnahen Kinderhauses ihre Räume Ende Februar bereits in Besitz genommen. Bisher hatte die Anfang des Jahrhunderts von einer Elterninitiative gegründete Tagesstätte ihr Domizil am Stadtrand bei der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.  

Als Kirche im Dienst der Allgemeinheit
Für die Entfaltung ihrer weiteren Pläne mit dem Haus wartet die St. Hedwigs-Gemeinde Buckow-Müncheberg auf das Abklingen der Pandemie. Neben dem Kinderhaus-Trakt mit dreißig Plätzen gibt es einen Gemeindesaal und einen kleineren Konferenzraum mit Teeküche. Die barrierefreien Räumlichkeiten sollen künftig nicht nur für Gemeinde- und Kinderhausveranstaltungen genutzt werden, sie könnten auch Seniorengruppen der Region zur Verfügung gestellt werden. Die Kinderhaus-Küche wäre bereit, ein Mittagessenangebot für Senioren der Stadt bereitzustellen.
Des weiteren gibt es Überlegungen, Bildungsangebote zu Familien- und Erziehungsthemen auch über den Kreis der Kinderhaus-Eltern hinaus für andere Interessierte zu öffnen. Auch der Caritasverband plant, hier Beratungs- und Hilfsangebote zu installieren. Auch andere Sozialunternehmen, ein Rentenversicherungsträger und eine Krankenkasse, haben Interesse bekundet, hier öffentliche Sprechstunden anzubieten, die Volkshochschule hätte Bedarf an weiteren Kursräumen.  
Insbesondere das christliche Kinderhaus hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass zwischen katholischer und politischer Gemeinde ein vertrauensvolles Verhältnis gewachsen ist. Mit-Initiatorin Felicitas Richter erinnert sich noch gut an die Widerstände, die für die Kita-Gründung zu überwinden waren. Auch danach dauerte es lange, bis die christliche Einrichtung in der Stadt gut integriert war. Die Vorbehalte gegen Christen bekam Felicitas Richter unter anderem auch zu spüren, als sie sich nach der Anerkennung von Religion als Unterrichtsfach in Brandenburg bei der Münche-    berger Grundschulleiterin nach den Möglichkeiten vor Ort erkundigte. Die antwortete ihr, sie wisse gar nicht, was Kirche in den Schulen zu suchen habe.

 

Zurzeit werden Außenanlagen und Parkplätze gestaltet. Saniert wurden unterdessen auch Dach, Fassade und Fenster der Kirche – ein Kraftakt für die Gemeinde.

 

Die Annäherung sei ein Prozess gewesen, der von beiden Seiten lange gedauert habe. Heute nehme man einander sehr bewusst und positiv wahr. Beispielsweise sei es mittlerweile selbstverständlich, dass die Kirchen beim Stadtfest mit Gottesdiensten präsent seien.
Das Kinderhaus war seit fast zwanzig Jahren ein Übungsfeld, auf dem christliche und anderswo verortete Familien einander als Bereicherung entdecken konnten. Unter anderem zog die Einrichtung Eltern an, die als Mitarbeiter des Müncheberger Agrar-Forschungsinstituts zugezogen waren. Im Einklang mit der Schöpfung zu leben und den eigenen Kindern Werte zu vermitteln, waren Themen, an denen auf beiden Seiten Vertrauen wuchs und neue Erkenntnisse reiften. Es gab auch einige Familien, die auf diesem Weg zur katholischen Kirche fanden.
Dennoch brauchte es einen Anstoß von außen, bevor die Müncheberger Katholiken die Ausrichtung auf die Stadt hin zum Anliegen der ganzen Gemeinde erklärten und damit auch in das Konzept des geplanten Gemeindezentrums schrieben.
Diesen Anstoß gab das Fundraisingteam des Erzbistums, das im Vorfeld der Bauentscheidung die Förderfähigkeit des Projektes prüfte und dafür gemeinsam mit Gemeindevertretern einen Abgleich der Vorstellungen und Bedürfnisse mit dem Ist-Zustand von Gemeinde und Immobilien machte. „Dort sollten wir auch darlegen, welchen Nutzen die Allgemeinheit von unserem Neubau haben würde“, erläutert Detlef Oppelt, der das Baugeschehen im Auftrag des Kirchenvorstands ehrenamtlich überwacht. „Wir haben intensiv diskutiert, inwieweit wir uns öffnen wollen“, erzählt er. Daraufhin wurde im Konzept festgehalten, dass die Nutzung nur politisch neutralen Veranstaltungen offen steht und dass die pastorale Arbeit immer Vorrang hat.

Ein Hoffnungsort für die neu gegründete Pfarrei
Allein mit ehrenamtlicher Kraft wird sich das Konzept nicht verwirklichen lassen, schätzt Thomas Thieme ein. Der Caritas-Beauftragte im Landkreis Oder-Spree war von Anfang an bei den Planungen dabei und gehört auch dem Förderverein des Gemeinde- und Begegnungszentrums an. Gegenwärtig bemühe man sich um zwei geförderte Personalstellen, um ein Angebot ausarbeiten zu können, das den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.
Ein großes Fest für die Bevölkerung könnte dazu beitragen, das Haus bekannt zu machen und Kontakte zu knüpfen. Bislang ist allerdings nur eine Eröffnung und Segnung in kleinerem Rahmen geplant. Zu Maria Himmelfahrt soll es dazu einen Gottesdienst im Freien für die Katholiken der Pfarrei Maria Magdalena Frankfurt/Oder geben, zu der die St. Hedwigs-Gemeinde neuerdings gehört.  
„Mit diesem Haus sind Hoffnungen für die ganze Pfarrei verbunden“, sagt Pfarrer Theo Wenzel M.id., der die Planungs- und Bauphase als bisheriger Dekan eher aus der Ferne mitbekommen hat.  

Von Dorothee Wanzek