Erster Kinder-Starkmach-Tag im Bistum Magdeburg

Behutsam und bestärkend

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Kirchliche Schulungen, die den Schutz vor sexuellem Missbrauch verstärken sollen, sprachen bisher vor allem diejenigen an, die Verantwortung für Kinder tragen. Der Kinder-Starkmach-Tag wendet sich altersgerecht direkt an die Schutzbedürftigen – kürzlich erstmalig auch im Bistum Magdeburg.

Ein Theaterstück mit den Clowns Tomtom und Kiki Kokolores ist das Herzstück des Kinder-Starkmach-Tages. Die Kinder können den Verlauf des Stücks selbst beeinflussen und werden so darin bestärkt, eigene Gefühle wahr- und ernstzunehmen.    Foto: Felix Hoffmann

 

Wie kann man Kinder hellhörig für die Gefahr des sexuellen Missbrauchs machen, ohne sie zu verunsichern oder zu verschrecken? Auf diese Frage fand ein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Delitzscher Pfarrei St. Klara nicht sofort eine Antwort, als sie vor gut einem Jahr begann, ein Missbrauchs-Präventionskonzept zu erarbeiten.
Auf der Suche nach guten Erfahrungen anderer stieß die Arbeitsgruppe schließlich auf den Kinder-Starkmach-Tag, der vor sieben Jahren im Bistum Dresden-Meißen entwickelt und seither in vielen Gemeinden des Nachbarbistums mit Kindern von fünf bis zwölf Jahren durchgeführt wurde. Die durchweg positiven Echos bestärkten die Delitzscher, es selbst einmal mit diesem Projekttag zu versuchen. Während der Vorbereitungen entdeckten sie manches, was sie weiter für das Konzept dieses Tages erwärmte, zum Beispiel die kindgerecht-spielerischere Art, in der den Kindern manches nahegebracht wird, unter anderem durch ein Clownstück. Einfühlsam und behutsam spielen die Dresdner Clowns Tomtom und Kiki Kokolores unterschiedliche Situationen, in denen es darum geht, die Nähe und Distanz herauszufinden, die sich für die Beteiligten stimmig anfühlt. Wann fühlt es sich richtig an? Wie kann ich reagieren, wenn ein Erwachsener sich in einer Weise nähert, die mir unangenehm ist? Die Clowns greifen die Zwischenrufe der Kinder auf und spielen deren Lösungsvorschläge durch. „Hau dem Onkel doch einfach eine rein!“ – Die Umsetzung dieser Idee sorgt natürlich für Heiterkeit. Die Kinder sehen aber auch, dass sie nicht wirklich zum Ziel führt. Der Onkel ist nämlich in jeglicher Hinsicht viel stärker und macht anschließend richtig Ärger. Auch dass man zuweilen einen langen Atem braucht, wenn man bei Erwachsenen Hilfe sucht, führen die Clowns vor. Den Statistiken zufolge müssen Kinder, die sexuellen Missbrauch erleiden, sieben Erwachsene ansprechen, bis sie Gehör finden.
Überzeugend fanden die Delitzscher auch, dass die Durchführung des Starkmach-Tages – abgesehen von der Clown-Darbietung – in den Händern derer liegt, die in der Gemeinde regelmäßig mit Kindern in Kontakt sind. Sie werden vorher dafür vom Team des Starkmach-Tages geschult. In einem Projektteil über Kinderrechte wird der Blick der Kinder geweitet auf Kinder in anderen Teilen der Welt. Die Eltern werden in ihrer Erzieherrolle ernst genommen und intensiv einbezogen. In einem Elternabend, der dem Tag vorausgeht, werden sie ausführlich über Inhalte und Anliegen informiert und lernen zudem die Ansprechpartner kennen, die sich in ihrer Pfarrei für Kinderschutz stark machen. Der Projekttag endet mit einer Andacht, zu der die Eltern hinzukommen. Dort können Kinder bewusst Schutz und Geborgenheit bei ihren Eltern erleben, eingebettet in die Beziehung zu Gott. Für das Delitzscher Präventions-Team, für vierzig Kinder und ihre Eltern – katholische und evangelische, freikirchliche und ungetaufte – haben sich die positiven Erwartungen erfüllt.

Das Team des Kinder-StarkmachTages bietet das Projekt in unserem gesamten Verbreitungsgebiet an. Kontakt: Kinderpastoral im Bistum Dresden-Meißen, E-Mail: Stephan.Schubert@ordinariat-dresden.de

Von Dorothee Wanzek