Betroffenenbeirat Mainz soll neu gegründet werden

Bis 1. Dezember Interesse bekunden

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Mitglieder für Betroffenenbeirat Mainz werden gesucht
Nachweis

Foto: adobestock/dragonstock

Menschen, die sexuellen Missbrauch erfahren haben, bittet das Bistum Mainz um ihr Engagement in einem neu zu gründenden Betroffenenbeirat. Bis zum 1. Dezember können sie ihr Interesse bekunden, wie "Glaube und Leben" am 5. November berichtete. Fünf Personen werden gesucht. Von Ruth Lehnen

Seit mehr als einem Jahr gibt es im Bistum Mainz keinen Betroffenenbeirat mehr. Seinerzeit wurde das Scheitern des gemeinsamen Betroffenenbeirats der Bistümer Mainz, Limburg und Fulda öffentlich gemacht. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum ruft, wie in "Glaube und Leben" vom 
5. November berichtet, „zur Mitwirkung im neu zu gründenden Betroffenenbeirat des Bistums Mainz“ auf. Menschen, „die im kirchlichen Bereich des Bistums Mainz sexuellen Missbrauch erlitten haben“, sind „zur Mitwirkung eingeladen“. 

Damit soll der Anspruch eingelöst werden, den Bischof Peter Kohlgraf so formuliert hat: „Wir können Missbrauch in der Kirche nur aus der Perspektive der Betroffenen angemessen aufklären und verhindern.“ In der Vergangenheit hatte sich dieser Anspruch nicht umfassend einlösen lassen. Von drei Betroffenenvertretern, die sich engagiert hatten und bis 2025 beauftragt gewesen wären, haben zwei aufgegeben. 

Der verbleibende Betroffenenvertreter Dr. Michael Belzer ist nur vorsichtig optimistisch, dass sich genügend Interessenten und Interessentinnen für die wichtige Aufgabe melden: Betroffene hätten verständlicherweise meist ein gestörtes Verhältnis zur Institution Kirche. Die Vorsitzende der Aufarbeitungskommission Ursula Groden-Kranich betont, wie es auch in der Ausschreibung heißt, dass die Mitglieder die „Fähigkeit zur Kooperation und zur respektvollen und wertschätzenden Kommunikation in ihrem Gremium“ benötigten. Sie müssten „in der Lage sein, die Perspektiven von anderen Betroffenen zu berücksichtigen“. 

Über alle bis zum 1. Dezember eingesandten Interessensbekundungen von Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, entscheiden Rechtsanwalt Ulrich Weber, der die EVV-Studie zu Missbrauch im Bistum Mainz vorgelegt hatte, die Psychologische Psychotherapeutin Linda Beeking und Michael Belzer. Weber sowie Beeking sind auch Mitglieder der UKA, der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen, die bundesweit für Zahlungen an Missbrauchsbetroffene in der katholischen Kirche zuständig ist.  Einen Interessenskonflikt fürchtet Groden-Kranich hier nicht. Es zeige sich, dass der Kreis von Experten zum Thema, die sich engagieren könnten, sehr klein sei. 

Der neue Betroffenenbeirat soll Mitglieder in die Aufarbeitungskommission des Bistums Mainz entsenden. Groden-Kranich wird in der Allgemeinen Zeitung Mainz mit den Worten zitiert, der Betroffenenbeirat sei "Mahner", die Unabhängige Aufarbeitungskommission "Gestalter".

Belzer hofft, dass mit der Neubesetzung des Betroffenenbeirats auch „die schleppende Arbeit der Aufarbeitungskommission“ in Fahrt gebracht werden kann. Zudem setzt er auf die Unterstützung der Betroffenen mit einer Selbsthilfegruppe, die aus dem Betroffenenbeirat heraus gegründet werden soll.

Info:  E-Mail: belzer@betroffene-mainz.de
https://aufarbeitung-mainz.de

Ruth Lehnen