Tagung in Bremerhaven

Bischof Heiner: „Hier würde ich mitarbeiten“

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Vier Tage lang hat sich die Bistumsleitung in Bremerhaven zu einer Tagung getroffen.  Die Teilnehmer blieben nicht unter sich, sondern gingen an die Brennpunkte der Stadt – und ließen sich inspirieren.


Hilfe zur Selbsthilfe: Projektleiter Heinz Tebelmann
(Mitte) erklärt Bischof Heiner Wilmer (l.) und Weihbischof
Dr. Nikolaus Schwerdtfeger die Arbeit in der Fahrrad-
Selbsthilfe-Werkstatt Rostlaube. | Foto: Albert

„Wenn ich nicht Bischof wäre – hier würde ich sofort mitarbeiten, Sie machen eine ganz fantastische Arbeit.“ Mit diesem Lob beendete Bischof Heiner Wilmer bei Sturm und Regen seinen Rundgang durch das Bremerhavener Goethequartier. Das Viertel ist ein sozialer Brennpunkt und kommt bundesweit immer wieder wegen seiner großen Kinderarmut in die Schlagzeilen.

Es ist ein ganzer Tross an Menschen, der an diesem Vormittag in die Werkstatt des Fahrrad-Selbsthilfe-Vereins „Rostlaube“ kommt und den kleinen Raum an seine Grenzen bringt. Bischof Wilmer, seine zwei Weihbischöfe, Domkapitulare und andere Mitglieder der Bistumsleitung. Doch Projektleiter Heinz Tebelmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, berichtet von der Arbeit in der Werkstatt und den Problemen, auf kleiner Fläche manchmal 15 bis 20 Rat- und Hilfesuchende unterzubringen. Auch finanzielle Sorgen spricht Tebelmann an, denn neben der Miete fallen auch immer wieder andere Kos­ten an – zum Teil auch durch Vandalismus. „Wir kämpfen uns ein bisschen durch, aber es läuft“, sagt Tebelmann dennoch optimis­tisch.

Impulse für die Klausurtagung

Es sind Gespräche wie diese, derentwegen Bischof Wilmer ausgerechnet Bremerhaven als Ort für die viertägige Klausurtagung der Bistumsleitung gewählt hat. Nah an den Menschen sein, hören was sie bewegt, sehen, wie sich in sozial schwierigen Vierteln wie dem Goethequartier mit steter und nachhaltiger Arbeit etwas wandelt – all das sind Impulse, die Bischof Wilmer und seine Kollegen mitnehmen in ihre Arbeitsgespräche, wohin sich das Bistum in den nächsten Jahren entwickeln soll und auf welchen Wegen die Menschen von Kirche heute erreicht werden können. Bereits am Vortag gab es nach einem großen Gottesdienst in der Bremerhavener Herz-Jesu-Kirche, dem „Leher Dom“, einen Gesprächsabend mit Vertretern der einzelnen Gruppen und Gremien des Dekanats zum Thema Zukunft des Bistums Hildesheim.

Menschen erreichen, das will auch Quartiersmeisterin Brigitte Hawelka zusammen mit den Aktiven im Goetheviertel. Den Besuchern aus Hildesheim zeigt sie an diesem Vormittag neben dem Wohnprojekt in der Goethestraße 43 auch die Clownswohnung „Manege 13“.

Die Manege 13 öffnet an zwei Nachmittagen in der Woche ihre Türen für die Kinder im Goethequartier und ermutigt sie, kreativ zu werden. Schminken, basteln, verkleiden – das alles ist in der kleinen Wohnung möglich. Auch Erwachsenen bietet das Projekt Begegnungsräume. Das besondere Flair der Wohnung mit Bühne, bunten Stühlen und Schwarzlichttheater kommt gut an. Zum Abschluss inspiriert es Bischof Heiner sogar dazu, das Gedicht „Die Made“ von Heinz Erhard zu rezitieren.

Von seinem Besuch im Goethequartier und in Bremerhaven insgesamt ist Wilmer beeindruckt. „Bremerhaven ist eine lebendige und pulsierende Stadt, die uns als Bistumsleitung auch durch ihre Kontraste dazu inspiriert, uns Fragen zu stellen, die wir uns sonst vielleicht nicht stellen würden“, sagt er. Es gehe darum, innerlich die Augen aufzumachen und besonders dort hinzuschauen, wo Menschen sind, die bedürftig sind und nicht so viele Chancen im Leben haben wie andere.

Behutsame Hartnäckigkeit

Er lobt die „behutsame Hartnäckigkeit“, mit der im Goethequartier gearbeitet werde und auch die Zusammenarbeit von Quartiersmanagement mit anderen Akteuren, wie etwa dem Bremerhavener Diakon Samuel Elsner.
Die Entscheidung, die Klausurtagung der Bistumsleitung in Bremerhaven stattfinden zu lassen, habe sich schon mehr als gelohnt, betont der Bischof. „Ich bin fasziniert, was möglich ist, wenn Menschen sich verbinden und echtes Interesse an anderen Menschen haben. Wenn man sein Herz aufmacht, gehen manchmal auch Türen auf.“

Martina Albert